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Aufgabe für die Ewigkeit

Hunderte Mülldeponien werden in Deutschland in den nächsten Jahren stillgelegt. Viele sind bereits sich selbst überlassen. Doch mit einer einfachen Abdeckung ist es nicht getan.

Von Annette Eversberg |
    Die Bundesregierung hatte zunächst einen einfachen Beschluss gefasst. Stillgelegte Deponien sollten mit einer Folie abgedeckt werden. Denn das Hauptziel der Deponiestilllegung und der damit verbundenen Abfallbehandlung dient vor allem dem Klimaschutz. Daran erinnerte Dr. Helge Wendenburg vom Bundesumweltministerium:

    "Dadurch, dass wir die Methanbelastung, die durch den biologischen Abbau in den Deponien entstehen, verhindern, indem wir die Abfälle thermisch behandeln oder mechanisch-biologisch behandeln, führt dies dazu, dass wir eine erhebliche Minimierung der Methanbelastung in Deutschland haben. Und das führt in umgerechneten Werten dazu, dass man zwölf Prozent der Einsparungssumme in Deutschland durch diese Abfallwirtschaft erreichen kann."

    Doch die Ingenieure wissen, dass man eine Deponie unter einer Abdeckung nicht einfach sich selbst überlassen kann. Professor Rainer Stegmann von der Technischen Universität Hamburg-Harburg hat dies für das Umweltbundesamt untersucht:

    "Es wird weiter Sickerwasser produziert, es wird weiter Gas produziert. Und nach unseren Untersuchungen und anderen Literaturauswertungen kann man sagen, dass doch über einen Zeitraum von 50, 100 vielleicht noch mehr Jahren man mit Emissionen signifikanter Art rechnen muss. Und um diese Probleme zu vermeiden, muss man gewisse Maßnahmen treffen."

    Bei den Untersuchungen hat sich herausgestellt, dass die Abbauprozesse unterschiedlich laufen. Anhand von Zeitungen im Abfall und ihrem Erscheinungsjahr kann man den zeitlichen Prozess leicht nachvollziehen. Rainer Stegmann:

    "Deswegen empfehlen wir eben, dass man sagt, wir müssen den Deponiekörper noch nachbehandeln und den vielleicht noch einmal belüften, um die Stoffe noch einmal biologisch abzubauen, die unter anaeroben Bedingungen, und das sind ja Bedingungen kein Sauerstoff in der Deponie, die wir normalerweise haben, noch mal weiter zu reduzieren, um dann einen relativ emissionsarmen Deponiekörper zu erreichen."

    Daran sind auch die Wasserwirtschaftsingenieure interessiert, die sich um die Renaturierung überdüngter Seen kümmern. Denn ein Hauptproblem ist die Überdüngung aus so genannten diffusen Quellen. Dabei ist die Landwirtschaft mit ihrem Dünger zwar ein wichtiger Faktor. Das andere sind aber auch Altlasten, die datenmäßig erst noch erfasst werden müssen. Ein Problem ist es dann auch, wenn Abwasserleiter einer Deponie in der Nähe eines Sees liegen. Dr. Jürgen Mathes vom Umweltministerium in Mecklenburg-Vorpommern nennt einen Fall, der ihm vertraut ist:

    "'"Wo dann praktisch ein Phosphordepot im Boden liegt, und dieser Boden dann ausgespült wird, so dass dann über Drainagen beziehungsweise über direkte Einleitungen diese austretenden Wässer in einen See gelangen können und dann dort für die Eutrophierungsfolgen sorgen.""

    Doch die Stilllegung der Deponien bedeutet nicht das endgültige Aus. Zunächst gibt es noch Zwischenlager, die bestimmte Müllmengen aufnehmen müssen, erläutert Peter Poos vom schleswig-holsteinischen Landesamt für Natur und Umwelt:

    "Trotz der langen Übergangszeit von zwölf Jahren zwischen TA-Siedlungsabfall-Einführung in 1993 bis heute hat man die notwendigen Kapazitäten nicht schaffen können bis 2005, so dass alle Abfälle, die keine freien Anlagenkapazitäten erreichen können, zwischengelagert werden müssen. Bundesweit sind Anlagen im Bau, und wenn die alle fertig sind, können wir auch die Zwischenlager wieder abbauen."

    Aber auch danach, und sogar über 2020 hinaus, wird es noch Deponien geben, um ganz bestimmte Stoffe ablagern zu können. Helge Wendenburg vom Bundesumweltministerium:

    "Es gibt eine Reihe von Abfällen, die nur abgelagert werden können, weil sie nicht verwertbar sind, oder weil der Aufwand, sie zu verwerten, extreme Kosten verursacht. Deshalb wird man dauerhaft um Deponien nicht herumkommen können. Die Diskussion über 2020 als Siedlungsabfallwirtschaft ohne Deponien bezieht sich ausschließlich auf den engeren Bereich von Hausmüll. Aber auch dort, das muss man deutlich sagen, wird es Stoffe geben, wo es keinen Sinn macht, sie noch mal thermisch zu behandeln. Deshalb müssen wir hier andere Lösungen finden, und das Bundesumweltministerium ist bemüht, dieses auch zu entwickeln."