Montag, 13. Mai 2024

Tag der Deutschen Einheit
Aufruf zu Gemeinsinn und Gespräch bei Festakt in Hamburg

Appelle für mehr Zusammenhalt und Dialogbereitschaft haben den zentralen Festakt zum Tag der Deutschen Einheit in Hamburg geprägt. Bundesratspräsident Tschentscher sagte vor rund 1.300 Gästen in der Elbphilharmonie, nicht Populismus und Polarisierung, sondern Gemeinsinn und Kooperation seien das Gebot der Stunde.

03.10.2023
    Tänzerinnen und Tänzer treten während eines Festaktes anlässlich der Feierlichkeiten zur deutschen Wiedervereinigung in der Elbphilharmonie auf.
    Der Festakt zum Tag der Deutschen Einheit fand dieses Mal in der Hamburger Elbphilharmonie statt und stand unter dem Motto "Horizonte öffnen". (picture alliance / dpa / Pool AP / Gregor Fischer)
    In Zeiten von Krisen und Umbrüchen komme es darauf an, neue Chancen zu erkennen. Hierfür brauche es Offenheit, Veränderungsbereitschaft und Zuversicht, betonte Tschentscher. Er äußerte die Hoffnung, dass die Erfahrung der Deutschen Einheit die Zuversicht geben könnte, auch die großen Aufgaben der heutigen Zeit zu meistern. Als Beispiele nannte er die Transformation zu einem klimaneutralen Leben und Arbeiten, den Umgang mit krisenbedingten Flüchtlingsbewegungen und den Neuanfang in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine.
    Ähnlich äußerte sich Bundeskanzler Scholz auf X, vormals Twitter. Er schrieb: "Auch heute wieder stehen wir vor Umbrüchen und Herausforderungen. Welch ein Glück, dass wir diese als ein geeintes Land angehen".

    "Miteinander im Gespräch bleiben"

    Der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Harbarth, plädierte für ein stärkeres Miteinander. Er mahnte an, diskursbereit zu bleiben. Demokratie lebe auf Dauer nur, wenn man miteinander im Gespräch bleibe. Deutschland sei auch heute kein gespaltenes Land, aber man sei auseinandergerückt. Es gebe einen "Klimawandel", auch im Inneren unserer Gesellschaft, so Harbarth in seiner Festrede.
    Thüringens Ministerpräsident Ramelow argumentierte vor dem Hintergrund des gestiegenen Zuspruchs für die AfD, man müsse Ost und West stärker gemeinsam zu denken. Er sagte dem Norddeutschen Rundfunk, die AfD habe gesamtdeutsch einen Lauf wie er es noch nie bei einer rechtspopulistischen Partei erlebt habe.
    Die Kirchen riefen bei einem Ökumenischen Gottesdienst zur Zuversicht auf. Die evangelische Bischöfin Fehrs etwa sagte: "Lasst uns zusammenhalten, was derzeit in Politik und Gesellschaft so auseinanderdriftet". Deutschland sei bunter und vielfältiger, aber auch älter und ängstlicher geworden. Gerade deshalb brauche man gemeinsame Bilder und Erzählungen, die verbänden.

    Beitrag Moskaus und Polens gewürdigt

    Der deutsche Botschafter in Russland, Lambsdorff, hat die Rolle Moskaus bei der deutschen Wiedervereinigung gewürdigt. Lambsdorff sagte in einer Festansprache in der Botschaft, ohne die Partner, zu denen damals auch die Sowjetunion gehörte, würde es den Nationalfeiertag nicht geben. Lambsdorff kritisierte hingegen die aktuelle Politik Russlands, insbesondere wegen des Angriffskriegs in der Ukraine.
    Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Haseloff erinnerte an den Beitrag Polens zur Wiedervereinigung. Haseloff sagte in der deutschen Botschaft in Warschau, die Demokratiebewegung in Polen und deren Ermutigung für die Menschen hätten der friedlichen Revolution in der DDR und dem Mauerfall den Weg bereitet.

    Hunderttausende bei Feierlichkeiten

    Mit dem Tag der Deutschen Einheit wird die Wiedervereinigung der mehr als 40 Jahre lang getrennten beiden deutschen Staaten gefeiert. Sie wurde am 3. Oktober 1990 mit dem Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland nach Artikel 23 vollzogen.
    Die zentralen Feierlichkeiten hatten gestern mit einem Bürgerfest rund um Rathaus und Binnenalster begonnen. Auch heute noch kamen hunderttausende Menschen zu dem Fest unter dem Motto "Horizonte öffnen". In der Innenstadt präsentierten sich die Verfassungsorgane Bundestag, Bundesrat, Bundesregierung und Bundesverfassungsgericht, die Bundesländer und auf einer "Blaulichtmeile" etwa Polizei und Feuerwehr
    Diese Nachricht wurde am 03.10.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.