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Aufruf zur Volksvogelzählung

An diesem Wochenende findet zum fünften Mal die statt, eine Aktion des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern mit dem Naturschutzbund Deutschland (NABU). Deutschlandweit sind alle Vogelfreunde aufgerufen, die Vögel in ihrem Garten zu beobachten, zu zählen und das Ergebnis zu melden. In den vergangenen Jahren haben sich jeweils zehntausende Menschen an dieser Aktion beteiligt.

Von Philip Banse |
    Diese bundesweite Vogelzählung hat natürlich mehrere Aspekte. Sie dauert drei Tage. Jeder soll sich mal eine Stunde in seinen Garten, auf den Balkon oder in einen Park setzen und gucken, was so fliegt. Auf diese Weise sollen vor allem Kinder, aber natürlich auch Erwachsne mehr über Vögel lernen, wo sie leben und was sie zum Leben brauchen. Neben diesem pädagogischen Mehrwert bringt Volksvogelzählung aber auch wichtige Erkenntnisse über die Vogelwelt in Deutschland, sagt Markus Nipkow, Ornithologe beim Naturschutzbund NABU:

    "Zum einen kriegen wir ein ziemlich genaues Bild von der Vogelwelt in Deutschland - gerade von den häufigeren Arten. Es geht hier nicht um Seltenheiten irgendwelche Exoten, sondern um häufige Arten. Über die wissen wir oft am wenigsten Bescheid. Und weil sehr, sehr viele Menschen mitmachen, kommen sehr viele Daten zusammen. Wir produzieren beispielsweise Karten auf Landkreisebene, die kann man sich unter nabu.de anschauen, und das ist eine ganz feine Sache. Das gibt es so in dieser Art bisher nicht."

    Denn sehr häufige Vögel genau zu zählen, ist gar nicht so einfach und immer mit Hochrechnungen verbunden. Auch daher die Stunde der Gartenvögel: Denn letztes Jahr haben immerhin 35.000 Menschen mitgemacht und rund eine Million Vögel gezählt, eine Datenmenge, die gewöhnliche Vogelzählungen nicht liefern können. Einer der freiwilligen Vogelzähler in diesem Jahr ist NABU-Mitglied Dirk Steins aus Berlin:

    "Ich wohne an der Rummelsburger Bucht, und da ist ein schönes kleines Gebiet am Wasser, und da werde ich mich hinsetzen auf die nächste Parkbank und eine Stunde ausharren und so viele Vögel zählen wie es nur geht."

    Da geht's schon los: So viele Vögel zählen wie möglich, das ist nämlich nicht gefragt. Schließlich werden innerhalb einer Stunde reichlich Piepmätze das Blickfeld des Fernglases kreuzen - da ist es nicht möglich zu sagen, ob nun diese eine Kohlmeise schon gezählt wurde oder nicht:

    "Genau, da muss man tatsächlich ein bisschen aufpassen, dass man nicht immer wieder ein und den selben Vogel aufschreibt. Deswegen ganz einfache Regel: Am Ende die höchste Zahl von Vögeln einer Vogelart aufschreiben, die man gleichzeitig gesehen hat. Wenn man einmal drei oder vier Spatzen gleichzeitig gesehen hat, dann schreibt man eben die auf - auch wenn nachher noch mal einzelnen dazu kommen, einfach um sicher zu sein, dass man jetzt hier keine Doppelzählungen dabei hat."

    Das nächste Problem: Amsel und Sperling werden auch die meisten Städter noch unterscheiden können. Bei Schwalbe und Mauersegler ist das aber schon schwieriger. Hobby-Vogelzähler Dirk Steins:

    "Ich habe ein Buch dabei. 'Was fliegt denn dort?' heißt das Buch, und ich werde versuchen, mit dem Fernglas die Arten zu unterscheiden. Aber das Rotkehlchen vom Buchfinken werde ich unterscheiden können."

    Die Ergebnisse kann jeder online, per Telefon oder Post dem NABU melden. Klar ist also, dass die Daten dieser dreitägigen, bundesweiten Vogelzählung wissenschaftlichen Kriterien nicht stand halten. NABU-Ornithologe Markus Nipkow hält die Erhebung dennoch für aussagekräftig:

    "Wir haben festgestellt, dass eben, was die häufigeren Arten betrifft, also so die ersten 20 Plätze, dass da die Genauigkeit und die Zuverlässigkeit doch recht ordentlich ist. Das merken wir zum Beispiel daran, dass eben auch kein Nonsens raus kommt. Wir finden oft Dinge bestätigt von einem Jahr aufs andere, aber können auch leichte Veränderungen feststellen. Wenn das alles nicht funktionieren würde, dann würden wir ja irgendwelche beliebigen Ergebnisse bekommen."

    Die Daten gäben ein recht zuverlässiges Bild davon, wo welche Arten ihren Schwerpunkt in Deutschland haben. Nach fünf Jahren Volkszählung ließen sich zudem erste Trend ablesen, sagt Nipkow:

    "Eine interessante Beobachtung ist, dass gerade aus Großstädten und Ballungsräumen - Ruhrgebiet, Hamburg oder München, dass da der Haussperling ganz deutlich zurück geht, dass er da nicht auf Platz eins liegt, wie eigentlich bundesweit noch. In solchen Städten ist die Amsel dann der häufigste Vogel. Das ist beispielsweise etwas, was wir mit dieser Aktion ganz klar zeigen konnten in den letzten Jahren."

    Der Rückgang der Sperlings-Population in Ballungsgebieten sei rätselhaft, so Nipkow, hänge aber vermutlich damit zusammen, dass es immer weniger Insekten gibt.