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Aufstand der Aktionäre

Bei der der Versammlung der News Corporation von Rupert Murdochs Medienkonzern geht es nicht nur um den Abhörskandal bei "News of the World". Vielen Großaktionären geht die Dominanz des Murdoch-Clans in dem Unternehmen zu weit. Bei den Vorstandswahlen wollen sie gegen die Söhne des australischen Medien-Patriarchen stimmen.

Von Heike Wipperfürth |
    Am Rande der Century City, einem Stadtteil von Los Angeles mit schicken Hotels und modernen Wolkenkratzern, findet man die 20th Century Fox Filmstudios und das Zanuck Theater. Sie gehören der an der Börse notierten News Corp.
    Im Zanuck Theater beginnt heute Morgen um zehn Uhr die Hauptversammlung der News Corp. Leiter Rupert Murdoch ist einer der mächtigsten Medienmogule der Welt. Doch die meisten Aktionäre kommen nicht, um die Erfolge des 80jährigen zu feiern. Viele von ihnen wollen ihren Unmut kundtun und gegen die Wiederwahl einiger Verwaltungsratsmitglieder stimmen – allen voran Rupert Murdoch, der nicht nur an der Spitze des Konzerns, sondern auch des Kontrollgremiums steht. So geht das nicht weiter, sagt auch Laura Campos von der Nathan Cummings Foundation, eine Stiftung in New York, die über 4,000 News Corp Aktien besitzt.

    "Wir brauchen starke unabhängige Mitglieder im Kontrollgremium und eine Trennung zwischen Unternehmensleitung und Verwaltungsleitung."

    Die Aufregung ist groß: Der Abhörskandal bei der inzwischen eingestellten britischen Murdoch Zeitung News of the World hat das Vertrauen der Anleger in die Entscheidungen des Verwaltungsrates erschüttert. Deshalb wollen Großinvestoren wie der New York City Public Pension Fonds ein Veto gegen Rupert Murdoch einlegen. Sie fordern, dass ein unabhängiger Experte den Firmenleiter an der Spitze des Kontrollgremiums ersetzt.

    Doch nicht nur Rupert Murdoch ist unter Beschuss. Der größte amerikanische Anlageberater ISS empfiehlt Großinvestoren, gegen 13 der 15 Mitglieder im Kontrollgremium zu stimmen, darunter auch die Söhne James und Lachlan Murdoch.

    News Corp weist alle Kritik entschieden zurück. Die Firma arbeite daran, alle Probleme zu lösen, heißt es offiziell. Dennoch wollen viele Aktionäre das Vergütungspaket von Rupert Murdoch ablehnen. Der Aktienkurs habe sich nicht so gut entwickelt, dass Rupert Murdoch nach 4,4 Millionen Dollar nun auch noch Bonus in Höhe von 12,5 Millionen Dollar erhalten soll, sagt Laura Campos
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    "Kurzfristig sieht man eine Verbesserung, aber langfristig hat er sich nicht gut entwickelt, obwohl sie einen so gut bezahlten CEO haben."

    Weit werden die Aktionäre mit ihren Protesten allerdings nicht kommen. Die Familie Murdoch besitzt zwar nur zwölf Prozent der Gesamtaktien von News Corp., kontrolliert aber 40 Prozent der Stimmrechte. Weitere sieben Prozent kontrolliert der saudi-arabische Prinz Al-Walid bin Talai, der mit Rupert Murdoch eng verbündet ist. Dennoch macht der Aufstand der Aktionäre Sinn, meint Laura Campos.

    "Egal wie die Sitzung ausgeht – das Kontrollgremium bekommt die Botschaft, dass wir nicht damit zufrieden sind, was es tut, und dass es zu Veränderungen kommen muss."

    Das finden auch andere. GMI zum Beispiel, eine Firma, die die Tauglichkeit der Corporate Governance tausender Firmen testet. Die News Corp fiel bei der Prüfung durch und erhielt ein Ungenügend. Außerdem wurde sie von GMI mit der Frage konfrontiert, warum sie es zulasse, dass die Untersuchung des Abhörskandals von Direktoren mit engen Verbindungen zu Rupert Murdoch und seiner Familie ausgeführt werde. Eine Frage, auf die auch immer mehr Aktionäre sicher gerne eine Antwort hätten.