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Aufstand der Freien

Freischaffende Autoren, Kameraleute, Tontechniker und Cutter bestreiten einen Großteil des TV-Programms. Die Sparmaßnahmen der Sender treffen die Freien meist zuerst und mit voller Wucht. Eine Gruppe freier Fernsehmacher aus dem Umfeld des MDR will das nicht mehr einfach so hinnehmen.

Von Jens Falkowski | 01.06.2013
    Beim MDR zeigt man sich gesprächsbereit.
    Beim MDR zeigt man sich gesprächsbereit. (picture alliance / dpa / Arno Burgi)
    In der ZDF-Hitparade wurden sie noch als Teil der Sendung gefeiert, die Kameraleute, Beleuchter und Maskenbildner. Ganz anders sieht es heute beim Mitteldeutschen Rundfunk aus. Selbst Autoren werden oft nicht mehr benannt. Aber das ist nur ein Problem mit dem die Freischaffenden Fernsehmacher im Umfeld des MDR zu kämpfen haben. Viele leiden unter den Arbeitsbedingungen die der Sender bietet, wie Kameramann Holger Berg.

    "Es sind 12, 14 Stunden manchmal auch mehr, wo man am Tag unterwegs ist. Es gab Zeiten, da war der Druck so groß, dass die Teams nicht mal Pause machen konnten. Das summierte sich halt zu so einem unglaublichen Frustpotential. Die Honorare sind, wenn wir das auf Deutschland beziehen, sind hier in der Region unglaublich weit hinten dran."

    Heute sitzt er wieder mit seinen Kollegen in einer Leipziger Szenekneipe. Hier entstand vor eineinhalb Jahren die "Interessengemeinschaft Freie Fernsehschaffende". Für Holger Berg ein besonderer Zusammenschluss.

    "Vielleicht ist es ja deutschlandweit so einzigartig, dass diese Interessengemeinschaft, es ist ja kein Verein, sondern nur eine Gemeinschaft von Leuten, über die Gewerke hinaus zusammenarbeitet und sich einen Kopf macht und Wege finden will, wie wir gemeinsam dieses Konstrukt, in dem wir uns befinden, verändern kann und muss."

    Als eine der letzten Berufsgruppen sind auch Autoren der IG beigetreten. Sie sind nicht nur mit den Teams unterwegs, auch bei Ihnen ist der Leistungsdruck größer geworden, wie bei Beate Splett. Sie war eine der ersten Autorinnen in der Gemeinschaft.

    "Die Honorare sind nicht angepasst worden seit vielen, vielen Jahren. Für uns wird die Arbeit immer mehr. Zusatzleistung für alles, was Thema Trimedialität, sprich Internet, Pressetexte, Fotos, das wird, alles von Autoren erwartet, dass es mitgeliefert wird, aber es wird nicht zusätzlich bezahlt, weil das Budget dafür nicht da ist."

    Von wie viel Geld im Monat die Fernsehmacher im Sendegebiet des MDR leben müssen, versucht die IG in einer Umfrage herauszufinden. Einen ersten Hinweis, wie dramatisch die Lage ist, zeigt eine ähnliche Studie der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm. Hier verdienen Autoren im Schnitt 1380 Euro. Fast 20 Prozent verdienen weniger als das Existenzminimum von 636 Euro. Aber auch die Zusammenarbeit mit dem MDR bereitet den Autoren Sorge. So werden Themenangebote oft nicht beantwortet. Für Beate Splett eine mangelnde Wertschätzung ihrer Arbeit.

    "Dadurch, dass es keine Bestätigung des Eingangs des Themas gibt, ist natürlich auch Themenklau absolut üblich. Das heißt, man sieht das Thema, was man selber angeboten hat, vielleicht umgesetzt von einem Kollegen, einfach nur weil man natürlich die Kontrolle nicht hat zu sagen: Ich habe das und das dann und dann angeboten, warum habt ihr mir das weggenommen. Also man kann wirklich von Wegnehmen reden in dem Moment."

    Doch der MDR zeigt sich gesprächsbereit. So gab es bereits im April ein erstes Treffen der IG mit der Führungsspitze des Senders. Als erstes Ergebnis steht eine Aufgabenliste für Fernsehdirektor Wolf-Dieter Jacobi. So sollen zukünftig in den Sendungen und auch im Onlineangebot die Autoren der Beiträge genannt werden. Auch Zusatzleistungen wie Bilder und Texte für das Internet sollen vorher vereinbart werden.

    "Es wird auch manchmal dazu führen, das können wir uns nicht leisten und dann können wir es auch nicht machen. Aber das ist dann auch im Vorab ehrlich besprochen und geklärt. Was ganz wichtig war und das gehört auch zu den Umgangsformen, dass wir uns verpflichtet haben innerhalb von 14 Tagen eine Bestätigung zu geben, wenn Ideen eingegangen sind und auch schon eine Orientierung zu geben, bis wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist."

    Noch vor der Sommerpause soll es ein weiteres Treffen geben, dann auch mit den verschiedenen Programmchefs. Bisher ging es nur um leichte Änderungen. Doch wenn es um mehr Geld für die freien Mitarbeiter geht, könnten die Verhandlungen mit dem Sender schwieriger werden.