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Aufstand der Professoren an der Uni Hamburg

Gerade ein halbes Jahr ist die neue Uni-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz im Amt, jetzt hat sie sich den ersten Ärger eingehandelt. In einem Rundbrief an die sechs Dekane kritisiert sie, dass die Professoren "immer wieder" Stellungnahmen an die Medien abgäben, "ohne sich mit der Pressestelle abzustimmen". Professoren und Dekane an der Uni Hamburg fühlten sich vor den Kopf gestoßen und sprachen von einem "Maulkorberlass".

Von Werner Nording | 25.04.2007
    Die neue Hamburger Uni-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz, so ist zu hören, soll sich über einen Beitrag des TV-Magazins Monitor geärgert haben, der sich mit dem Thema der Ein-Euro-Jobber an der Hochschule beschäftigt hatte. Daraufhin hatte die 56-jährige Raumfahrtforscherin die Mitglieder der Fakultäten schriftlich aufgefordert, Medien-Anfragen nicht mehr direkt zu beantworten, sondern immer erst die Uni-Pressestelle einzuschalten. In der Vergangenheit sei es immer wieder vorgekommen, dass Hochschullehrer öffentliche Erklärungen abgegeben hätten, ohne diese abzustimmen. So etwas sei im Interesse einer einheitlichen und professionellen Darstellung der Universität wenig hilfreich. Die Außenvertretung der Universität sei generell der Präsidentin vorbehalten, schrieb Auweter-Kurtz in einem Brief an die Fakultäten, der kurz darauf in die Öffentlichkeit gelangte. Mit ihrer umstrittenen Anweisung hat die Hamburger Uni-Präsidenten zahlreiche Professoren und Dekane gegen sich aufgebracht. Auch der Politikwissenschaftler Hans Kleinsteuber war empört.

    " Wir waren natürlich sehr irritiert, weil, ich denke, es auch zu unserer Aufgabe gehört mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren, unsere Sichtweisen, wenn immer Interesse besteht, dem Publikum vorzuführen, und deswegen haben viele von uns regelmäßige Kontakte zu Medien und Journalisten. "

    Und daran wolle man auch nichts ändern. Würden Wissenschaftler öffentlich zitiert, schmücke dies zudem die Universität. Christine Landfried, die geschäftsführende Direktorin des Instituts für Politische Wissenschaft, sieht in dem Maulkorberlass einen Verstoß gegen die Meinungsfreiheit und die Freiheit von Lehre und Forschung. Man brauche innerhalb und außerhalb der Universität eine öffentliche Debatte, um über die momentanen Zustände und die geplanten Veränderungen an der Hochschule zu diskutieren, wird Landfried zitiert. Wissenschaftler müssten das Recht und die Möglichkeit haben, sich zu den Rahmenbedingungen ihrer Arbeit öffentlich zu äußern, sagt auch der Dekan der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Professor Wolfgang Weber. Auch der Hamburger Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Klaus Bullan, kritisiert den Maulkorberlass.

    " Wenn das dann darauf hinausläuft, dass Hochschullehrer, Professorinnen und Professoren, gezwungen werden, nicht mehr Stellung nehmen zu können, sondern sich vorher mit der Pressestelle rückzukoppeln, ist das natürlich ein Angriff auf die Freiheit von Forschung und Lehre. "

    Die Pressestelle der Universität Hamburg spricht von einem internen Papier zur internen Kommunikation. Man sei überrascht, dass der Vorgang nun so hochgekocht werde. Die Präsidentin habe dazu aufrufen wollen, intern mehr miteinander zu kommunizieren, sagt der stellvertretende Uni-Präsident Karl-Werner Hansmann.

    " Es sind Richtlinien, die die Universität als Empfehlung weitergibt und die man einhalten sollte, damit man eindeutig redet. Aber jeder kann in seinem Fach die Erkenntnisse, die er hat, frei von einem Filter, ich rede nicht von Maulkorb, sondern von Filter, frei von sich geben, das betrifft also überhaupt nicht die Meinungsfreiheit. "

    Hansmann sprach von einem Missverständnis, Ziel sei es gewesen, die Darstellung der Uni Hamburg in der Öffentlichkeit besser zu koordinieren. Mittlerweile ist das Präsidium zurückgerudert. Es sei nicht beabsichtigt gewesen, die Freiheit von Forschung und Lehre zu beschränken. In der Universitätskammer hatte die Mehrheit der Dekane darauf gepocht, dass die Fakultätsmitglieder weiter zu hochschulpolitischen Fragen öffentlich Stellung nehmen dürften.