Kunst und Liebe und Revolution in Süditalien – das sind die wichtigsten Ingredienzien. So, wie der Exotismus, mit dem Antônio Gomes in Europa reüssierte, in der Luft der 1870er-Jahre lag, so sehr standen die Themen Revolution und Befreiungskampf noch auf der Tagesordnung. Erst wenige Jahre zuvor war die Herrschaft der spanischen Bourbonen im "Königreich beider Sizilien" durch einen revolutionär-patriotischen Handstreich des Milizenführers Garibaldi beendet worden. Palermo und Neapel mussten nun als Bestandteil Italiens akzeptiert werden, was von dessen piemontesischer Regierung nicht beabsichtigt war.
Die Vorbereitungen zu einem Volksaufstand in Neapel, sein Ausbruch und sein Ende durch eine Verhandlungslösung und den Mordanschlag auf den Revolutionsführer geben der Oper vom Maler Salvator Rosa den Rahmen. Der Künstler aber steht, auch das eine für das 19. Jahrhundert typische Thematik, zwischen den Klassen und Parteien.
Sosehr ihm die soziale Frage und das Wohl des Vaterlands am Herzen liegen – noch näher steht diesem Herzen die schöne Isabella, die Tochter des regierenden Herzogs von Arcos. Dem und seiner Kamarilla verhilft er auf dem Höhepunkt des Aufruhrs zur Flucht. Aber Isabella wird nicht die Seine – mit harter Hand sucht ihr Vater, seine Heiratspläne für sie durchzusetzen, lässt sie ins Kloster stecken und treibt sie zum Selbstmord.
Die Musik knüpft an den Drive und Kontrastreichtum des mittleren Verdi an. Der Großmeister der italienischen Oper blieb dem etwas jüngeren Kollegen durch die Weiterentwicklung seiner stilistischen Mittel allerdings allemal eine Nasenklänge voraus, wodurch sich der fortdauernde Erfolg der Verdischen Werke und das Sinken des Sterns von Gomes erklärt.
Das Erscheinen von "Salvator Rosa" auf der Bühne des Staatstheaters Braunschweig verblüfft und begeistert. Bemerkenswert ist, wie sehr diese Oper das Vorbild von Puccinis "Tosca" darstellt – bis hin zu den Kanonenschlägen –, wie geschickt Gomes die effektivsten Bausteine der Verdischen Kompositionsmethode sich anverwandelte und wie fulminant er die Thematik des Künstlers in Zeiten des Umbruchs musikalisch nobilitierte.
In Braunschweig wird ein insgesamt leistungsfähiges und überwiegend junges Sängerensemble aufgeboten: Der Titelpartie verleiht Ray M. Wade ohne Presswehen den nötigen Nachdruck und repräsentiert den arrivierten Großkünstler und Malprofessor. Dae-Bum Lee profiliert sich mit kalter Brillanz als fieser Herzog und herzloser Gegenspieler, Mária Porubčinová sorgt in den Klosterszenen für anrührende Momente. Als Protagonist der "revolutionären Massen" erinnert Malte Roesner mit seinem geschmeidigen Bariton eher an Andreas Bader als an Garibaldi.
Uwe Schwarz inszenierte die emphatische und tragische Geschichte des Malers Rosa in einem Atelier, in dem an riesigen Leinwänden mit Bildern von Caravaggio, David und Delacroix herumgemalt wird – insbesondere an jenem berühmten Salon-Stück, das Marianne mit Trikolore und entblößter Brust zeigt: "La libertà guida il popolo". Diesen Raum besetzt auch der Herzog mit seinen Militärs und in ihm besten die frommen Schwestern, vollzieht sich das finale Unheil. Alles in allem ein dekorativer, aber nicht allzu aufwendiger Rahmen für die Musik, die in diesem Fall als die Hauptsache auf den Prüfstand kam und für deren Weiterleben die Arbeit von Georg Menskes mit dem Staatsorchester das lebhafteste Plädoyer entwickelte.
Gegenüber der vor einem Jahr an der Deutschen Oper Berlin reanimierten "Marie Victoire" von Ottorino Respighi erscheint "Salvator Rosa" als das ungleich gelungenere Werk. Und mit einer anderen politischen Tendenz: Bei Respighi triumphiert die Restauration, bei Gomes endet der Aufstand – wie so oft in der Geschichte – mit Verhandlungen, Normalisierung, Terror der vorübergehend entmachteten alten Herren und Resignation bei den Idealisten des Menschheitsfortschritts. Der Maler Rosa jedenfalls wird, enttäuscht von der Politik und entsetzt über den Freitod der Geliebten, auf die Kunst zurückverwiesen.
Die Vorbereitungen zu einem Volksaufstand in Neapel, sein Ausbruch und sein Ende durch eine Verhandlungslösung und den Mordanschlag auf den Revolutionsführer geben der Oper vom Maler Salvator Rosa den Rahmen. Der Künstler aber steht, auch das eine für das 19. Jahrhundert typische Thematik, zwischen den Klassen und Parteien.
Sosehr ihm die soziale Frage und das Wohl des Vaterlands am Herzen liegen – noch näher steht diesem Herzen die schöne Isabella, die Tochter des regierenden Herzogs von Arcos. Dem und seiner Kamarilla verhilft er auf dem Höhepunkt des Aufruhrs zur Flucht. Aber Isabella wird nicht die Seine – mit harter Hand sucht ihr Vater, seine Heiratspläne für sie durchzusetzen, lässt sie ins Kloster stecken und treibt sie zum Selbstmord.
Die Musik knüpft an den Drive und Kontrastreichtum des mittleren Verdi an. Der Großmeister der italienischen Oper blieb dem etwas jüngeren Kollegen durch die Weiterentwicklung seiner stilistischen Mittel allerdings allemal eine Nasenklänge voraus, wodurch sich der fortdauernde Erfolg der Verdischen Werke und das Sinken des Sterns von Gomes erklärt.
Das Erscheinen von "Salvator Rosa" auf der Bühne des Staatstheaters Braunschweig verblüfft und begeistert. Bemerkenswert ist, wie sehr diese Oper das Vorbild von Puccinis "Tosca" darstellt – bis hin zu den Kanonenschlägen –, wie geschickt Gomes die effektivsten Bausteine der Verdischen Kompositionsmethode sich anverwandelte und wie fulminant er die Thematik des Künstlers in Zeiten des Umbruchs musikalisch nobilitierte.
In Braunschweig wird ein insgesamt leistungsfähiges und überwiegend junges Sängerensemble aufgeboten: Der Titelpartie verleiht Ray M. Wade ohne Presswehen den nötigen Nachdruck und repräsentiert den arrivierten Großkünstler und Malprofessor. Dae-Bum Lee profiliert sich mit kalter Brillanz als fieser Herzog und herzloser Gegenspieler, Mária Porubčinová sorgt in den Klosterszenen für anrührende Momente. Als Protagonist der "revolutionären Massen" erinnert Malte Roesner mit seinem geschmeidigen Bariton eher an Andreas Bader als an Garibaldi.
Uwe Schwarz inszenierte die emphatische und tragische Geschichte des Malers Rosa in einem Atelier, in dem an riesigen Leinwänden mit Bildern von Caravaggio, David und Delacroix herumgemalt wird – insbesondere an jenem berühmten Salon-Stück, das Marianne mit Trikolore und entblößter Brust zeigt: "La libertà guida il popolo". Diesen Raum besetzt auch der Herzog mit seinen Militärs und in ihm besten die frommen Schwestern, vollzieht sich das finale Unheil. Alles in allem ein dekorativer, aber nicht allzu aufwendiger Rahmen für die Musik, die in diesem Fall als die Hauptsache auf den Prüfstand kam und für deren Weiterleben die Arbeit von Georg Menskes mit dem Staatsorchester das lebhafteste Plädoyer entwickelte.
Gegenüber der vor einem Jahr an der Deutschen Oper Berlin reanimierten "Marie Victoire" von Ottorino Respighi erscheint "Salvator Rosa" als das ungleich gelungenere Werk. Und mit einer anderen politischen Tendenz: Bei Respighi triumphiert die Restauration, bei Gomes endet der Aufstand – wie so oft in der Geschichte – mit Verhandlungen, Normalisierung, Terror der vorübergehend entmachteten alten Herren und Resignation bei den Idealisten des Menschheitsfortschritts. Der Maler Rosa jedenfalls wird, enttäuscht von der Politik und entsetzt über den Freitod der Geliebten, auf die Kunst zurückverwiesen.