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Aufstieg und Fall des PCs

Vor 30 Jahren, am 12. August 1981, stellte IBM ein Gerät vor, das die Informationsverarbeitung verändert hat wie nahezu kein anderes: den Standard-PC. Doch kann sich der klassische Computer auch in Zeiten von Tablet-Rechnern und Smartphones noch behaupten?

Von Achim Killer | 13.08.2011
    Vor 30 Jahren hat IBM Träume wahr gemacht, den Traum der Anwender von einem Universal-Rechner, den sie mit einer Vielzahl von Komponenten beliebig konfigurieren können und für den eine ganze Branche alle nur erdenklichen Programme schreibt. Und natürlich den Traum von wirtschaftlicher Größe und Macht. "Unser Unternehmen beruht auf einer Vision", formulierte seinerzeit ein junger Mann, der sich anschickte, der reichste der Welt zu werden, "der Vision, dass auf jedem Schreibtisch und in jeder Wohnung ein PC steht".

    "Unsere Firma basiert auf einer Vision. Der Vision eines persönlichen Computers auf jedem Schreibtisch und in jedem Haushalt. Und darauf, dass wir Software liefern, die diese Vision wahr werden lässt."

    Bill Gates' Microsoft Corporation und der Chip-Lieferant Intel wurden in Folge der PC-Standardisierung zu den mächtigsten Konzernen ihrer Branchen. Genormte Personal Computer drängten proprietäre Rechner in eine Nische - wie die Macs von Apple - oder ganz vom Markt. Die Verkaufszahlen stiegen bis auf über 350 Millionen im Jahr 2010. Seitdem sinkt der PC in der Gunst der Privatanwender. Begeisterungsstürme lösen andere Geräte aus, häufig mit einem "i" im Namen und vorgestellt vom Apple-Chef Steve Jobs:

    "Ich bin froh, heute morgen hier sein zu dürfen. Wir haben hart an neuen Sachen gearbeitet, die wir Ihnen nun endlich präsentieren wollen."

    Neue Geräte wie Tablets und Smartphones ziehen Kaufkraft an und vom PC-Markt ab, sagt Gartner-Analyst Ranjit Atwal:

    "Das Problem für Microsoft, Intel und alle anderen Unternehmen, die stark vom PC-Geschäft abhängen, ist nicht, dass der PC nicht mehr wichtig wäre. Das Problem besteht darin, dass die Anwender in nächster Zeit nicht ihre Geräte ersetzen müssen. Jeder hat einen PC. Und es gibt nur wenige zwingende Gründe, sich einen neuen zu kaufen."

    Derzeit werden so viele neuartige Geräte entwickelt wie noch nie seit 1981. Bislang den radikalsten Schritt hat Google mit seinen Chromebooks getan, Rechnern, die aussehen wie herkömmliche Notebook-PCs, denen aber ansonsten alles fehlt, was einen Personal Computer ausmacht. Sie haben kein Betriebssystem, keine Festplatte und taugen nur dazu, um damit ins Web zu gehen. Das würde reichen, meint Googles oberster Browser-Entwickler Sundar Pichai:

    "Wir denken über das Personal Computing im Zeitalter des modernen Internet nach, wo die Nutzer die meiste Zeit mit ihren Lieblingsweb-Anwendungen verbringen."

    Auch Gartner-Analyst Ranjit Atwal hält diesen Ansatz für richtungsweisend. Denn wenn Daten im Netz gespeichert sind, können sie mit sehr unterschiedlichen Geräten abgerufen und verarbeitet werden:

    "Man kann diese Geräte auf verschiedene Art und Weise benutzen, und vielleicht auch Geräte, die einem nicht gehören. Man geht vielleicht in ein Einkaufszentrum oder ein Hotel und kann dort mit einem Gerät, das einem nicht gehört, auf sein Profil und seine Informationen zugreifen."

    Und natürlich sei auch der alte PC noch lange nicht am Ende, sagt Atwal. Er werde von den vielen neuen Geräten lernen, die derzeit auf den Markt geworfen werden. Innovativ sind viele davon ja vor allem, was ihre Oberfläche anbelangt. Das gelte es, für den PC zu adaptieren:

    "Es geht wirklich um die Benutzerschnittstelle, wie sich die ändert. Sprachsteuerung: Die gibt es zwar, aber nicht so, dass man sie umfassend nutzen könnte. Es dreht sich darum, das effektiv benutzen zu können. Oder die Steuerung durch Gesten. Kann die für PCs eingesetzt werden? Das sind die interessanten Fragen."