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Auftakt für Türkisch-Deutsche Universität

In Istanbul biegt ein symbolträchtiges Projekt auf die Zielgerade ein: Mit dem Wintersemester sollen an der Türkisch-Deutschen Universität die ersten fünf Studiengänge starten. Die TDU gilt als Aushängeschild für die deutsch-türkischen Beziehungen - auch und gerade in der Wissenschaft.

Von Verena Herb | 24.07.2013
    Endlich soll es losgehen mit der Türkisch-Deutschen Universität, TDU. Bundesforschungsministerin Johanna Wanka, CDU, ist begeistert:

    "Es ist für uns ein freudiges Ereignis, was viel Arbeit in den letzten Jahren bedeutet hat und heute haben wir fünf Jahre nach Unterzeichnung der deutsch-türkischen Regierungsvereinbarung und drei Jahre, nachdem der Grundstein für die Türkisch-Deutsche Universität gelegt worden ist."

    Ab diesem Wintersemester beginnen die ersten Studierenden ihre Ausbildung an der TDU. Fünf Studiengänge wird es ab dem 16. September geben: Auf Bachelorebene sind das Rechtswissenschaften, BWL und "Technik Mechatronischer Systeme". Außerdem starten zwei Masterprogramme: "European and International Affairs" sowie "Interkulturelles Management."

    Die TDU ist eine multilinguale Universität: Unterrichtet wird in Deutsch und Türkisch, teilweise in Englisch. Das Besondere: Bei der Durchführung der Studiengänge kooperiert die TDU mit deutschen Hochschulen. Mit der FU Berlin und der TU Berlin etwa sowie den Universitäten Köln, Münster und Passau. Für jede der fünf TDU-Fakultäten hat eine deutsche Universität die Koordination auf deutscher Seite übernommen.

    Für die Hochschule haben Deutschland und die Türkei eine Arbeitsteilung vereinbart: Die Bundesrepublik schickt Dozenten und beteiligt sich mit 40 Millionen Euro aus dem Etat des Bundesministeriums für Bildung und Forschung an der TDU, während die Türkei das Gelände für den Campus bereitstellt, die Verwaltung auch als den Rektor.

    Besonders bei dieser Personalie hakte es im Vorfeld: Zwei Kandidaten zogen ihre Bereitschaft zum Rektorat zurück, bevor Halil Akkanat sich bereit erklärte, die Universität zu leiten. Akkanat, von Haus aus Professor der Rechtswissenschaft, stellt am Mittag die Besonderheit dieser wissenschaftlichen Kooperation heraus:

    "Die Studierenden sollen die Möglichkeit erhalten, mehrfach - mindestens zweimal - im Rahmen von integrierten Deutschlandaufenthalten - Sommerschule, Praktika etc. - unsere Partner vor Ort kennenzulernen. Das hebt uns von anderen staatlichen Universitäten in der Türkei wesentlich ab. Und erhöht unsere Attraktivität."

    Die TDU ist eine Universität mit Symbolcharakter, soll ein Aushängeschild sein für die deutsch-türkischen Beziehungen - auch und gerade - in der Wissenschaft. Doch die Zusammenarbeit lief zu Beginn ziemlich holprig: Konkret werden will niemand bei der offiziellen Verkündung heute Mittag, doch Rita Süssmuth, die Präsidentin des Konsortiums bestehend aus 29 deutschen Hochschulen und dem DAAD, die die TDU unterstützen - deutet kurz an, dass es hier und da Probleme in der Zusammenarbeit gab:

    "Es hat darin Auf und Abs gegeben. Aber die Beharrlichkeit in der Zusammenarbeit hat sich bewährt und wir sind im Augenblick überaus glücklich, dass wir diese Ergebnisse erzielt haben."

    Deutsche und Türken brauchen einander, so die CDU-Politikerin. Man suche in Wissenschaft und Gesellschaft das Verbindende. Über die symbolische Bedeutung der TDU hinaus soll die Universität als explizite Forschungsuniversität auch Resultate liefern. Der Rektor der TDU, Halil Akkanat:

    "Das Ziel ist es, neben der hervorragenden wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit unseren deutschen Partnern und Spitzenleistungen an Forschung und Lehre unter anderem auch den dringenden Bedarf der Wissenschaft und Wirtschaft an qualifiziertem und zugleich deutschsprachigem Personal zu decken."

    Wenn die Universität erst einmal richtig läuft - im nächsten Semester sollen weitere Studiengänge hinzukommen, sollen auf dem Campus im Istanbuler Stadtteil Beykoz rund 5000 junge Frauen und Männer studieren. Bilingual ausgebildet, werden sie nicht zuletzt für deutsche Unternehmen, die sich in der Türkei niedergelassen haben, als künftige Fachkräfte interessant sein, sind sich die Initiatoren einig.