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Hochschulbeziehungen besiegelt

Über die Wissenschaft zum gegenseitigen kulturellen Verständnis - das ist ein Ziel der Deutsch-Türkischen Universität in Istanbul. Bundespräsident Wulff und Staatspräsident Gül legten nun gemeinsam den Grundstein.

Von Ulrich Pick | 22.10.2010
    Fragt man die beteiligten deutschen Politiker, so ist das Projekt der deutsch-türkischen Universität ausgesprochen wichtig. So betont Bundesbildungsministerin Annette Schwan, die eigens zur Grundsteinlegung an den Bosporus geflogen ist, dass die binationale Hochschule weit oben auf der Agenda steht:

    "Die deutsch-türkische Universität ist für uns das Projekt einer wirklich Internationalen Hochschule. Wir spüren in Istanbul Interesse an Deutschland, an der deutschen Sprache, an Bildung - jetzt wird es Zeit im Bereich von Wissenschaft, von Forschung und Lehre einen solchen international attraktiven Standort zu schaffen für die Wissenschaft mit dem guten Fundament das unsere Forscherinnen und Forscher gelegt haben."

    Vorrangiges Ziel des Projektes ist ein gemeinsames wissenschaftliches Arbeiten – und zwar auf Augenhöhen. Dies betont vor allem Rita Süßmuth, die Präsidentin des deutschen Hochschulkonsortiums für die deutsch-türkische Universität. Denn die Wissenschaft, so sagte sie, könne einen nicht unerheblichen Betrag zum gegenseitigen kulturellen Verständnis beitragen:

    "Sehen Sie, unser 21. Jahrhundert steht unter der Herausforderung, entweder wir schaffen das Miteinander der verschiedenen Kulturen, oder wir bringen den Zusammenprall der Kulturen. Um so wichtiger ist es, dass wir einander noch tiefer kennen lernen, gemeinsam daran arbeiten, dass ein friedliches Miteinander und auch ein produktives Miteinander in den Kulturen, in der Wissenschaft möglich ist."

    Gebaut werden soll die binationale Hochschule auf einem zwölf Hektar großen Gelände nahe dem Stadtteil Beykoz auf dem asiatischen Teil Istanbuls entstehen. Sie wird 5000 Studierende ausbilden und über das volle Fakultätenspektrum verfügen mit Ausnahme von Medizin. Deutschland will Dozenten schicken und an der Entwicklung der Lehrpläne mitarbeiten. Geleitet wird die Hochschule von einem türkischen Direktor und einem deutschen Vizedirektor. Partner, die sich an dem Projekt beteiligen, gibt es übrigens von beiden Seiten zahlreiche, wie Beate Schindler-Kovats betont, die vom Deutschen Akademischen Austausch Dienst (DAAD) zuständig ist für Hochschulprojekt im Ausland:

    "27 Konsortial-Hochschulen, die in einem Verein zusammengeschlossen sind, als Partner auf der Deutschen Seite, 13 türkische Hochschulen, die sozusagen vom türkischen Hochschulrat als Partner auf akademischer Seite im Projekt dabei sind. Allein das ist schon eine Vielzahl an Projekt-Playern. Die Politik hab ich jetzt ganz raus gelassen, denn Sie haben ja gesehen, das ist jetzt auch ein hochpolitisches Projekt bei der Ernennung des Gründungsrektors, und auch jetzt bei der Eröffnung durch Herrn Wulff, da sind auch politische Interessen im Spiel."

    Was die Finanzierung betrifft, so wird die Bundesregierung für das Projekt in den kommenden vier Jahren insgesamt zwölf Millionen Euro zur Verfügung stellen. Auch wenn der Unibau im Nordosten der Bosporus-Metropole erst in zwei bis drei Jahren komplett fertig sein dürfte, soll der Betrieb in anderen Gebäuden bereits mit dem Wintersemester 2011/2012 beginnen – so jedenfalls hofft es Beate Schindler-Kovats vom DAAD:

    "Der Wunsch ist, dass wir nächstes Jahr im Herbst starten können. Wir sind seit vier Jahren dabei unsere Aufgabe im DAAD war immer auch ein bisschen die Deutschen Hochschulen bei Laune zu halten, immer zu sagen das Projekt kommt, bitte macht mit. Und wir haben auch schon viel vorgearbeitet und entwickelt, und es soll jetzt endlich mal losgehen."