Wir haben plötzlich in Deutschland da drüber angefangen, nachzudenken, was heißt es überhaupt, Müll zu haben und Müll zu verwerten und mit diesen Dingen, die jeder vorher in eine Tonne geworfen hat und einfach verschwunden sind, wie kann man die wieder in einen Kreislauf rein bringen?
Für Gerhard Baer hat sich seit der Einführung des Grünen Punktes vor rund 10 Jahren einiges verändert. Denn die Palette der Abfallprodukte, die wiederverwertet wird, hat sich deutlich vergrößert:
Wir reden nicht über Müll, sondern über einen Stoff, eine Ressource, über einen Wertstoff, den man im nächsten Leben zu etwas verwenden kann, und zwar zu etwas, was man auch gebrauchen kann.
So der gelernte Innenarchitekt Baer. Heute arbeitet er als Designer. Baer ist einer der drei Köpfe der Künstlergruppe Baer & Knell. Bekannt geworden das Trio vor allem, weil sie Designobjekte aus Verpackungsabfällen kreieren. So gestalten sie aus alten Plastikflaschen und Joghurtbechern Stühle, Waschtische oder Duschkabinen. Auch in Form von Hängeleuchten bringen Baer und Knell den eigenen Müll wieder zurück in die Wohnung. Oft bleiben die Verpackungen in den Gegenständen sichtbar. Die Etiketten von Joghurtbechern sind in den Stühlen noch zu lesen. So gleicht kein Gegenstand dem anderen. Und den Verbrauchern und Müllproduzenten halten sie so einen Spiegel vor. Diese edlere Variante der Müllverwertung hat weniger mit Recycling zu tun. Die aufwendige, meist von Hand durchgeführte Verarbeitung von Kunststoffabfällen fällt unter den Begriff des Upcyclings. Erst mit dem Upcycling ist ein Kreislauf geschaffen, in dem Reststoffe kontinuierlich weiter verwendet werden können. Während beim Recycling die Verpackungen in ihre Ausgangsmaterialien zurückgeführt werden, bedeutet Up-Cycling, ein Abfallprodukt aufzuwerten. Nach diesem Prinzip werden aus alten Verpackungen, weggeworfenen Textilien oder abgenutzten Gegenständen neue Produkte hergestellt. Gebrauchswert und Haltbarkeit des Materials erhöhen sich dabei:
Recycling zielt auf industrielle Massenproduktion hin und Upcycling würde ich eher als manufakturell bezeichnen, weil eines der entscheidenden Qualitätsmerkmale eben ist, dass es individuell gefertigt wird und eben auch für den individuellen Gebrauch ist.
Meint Petra Darimond. Sie lehrt an der Universität der Künste in Berlin Textildesign. Upcycling gehört dort seit kurzem zum Lehrplan. Unter Anleitung der Dozentin fertigen Studenten Hüte oder Pantoffeln aus Schokoladenpapier und verwandeln Tetrapacks zu schicken Handtaschen. Auch Holger Nettekoven hat sich die Veredelung von Abfällen zur Aufgabe gemacht. Seit 1989 ist er Geschäftsführer der Firma Upcycling in Köln. Das Unternehmen betreibt den Rück- und Umbau von großen Industrieanlagen, wie zum Beispiel von Glasschmelzöfen. Beim Abbau der Öfen werden die feuerfesten Steine geborgen und dann in andere Produkte veredelt. Um möglichst viele Industrieabfälle wiederzuverwerten, ist zuerst ein Problem zu lösen: die Anzahl der unterschiedlichen Stoffe in Verpackungen und Industrieprodukten muss reduziert werden. Je mehr Ausgangsstoffe zum Einsatz kommen, um so schwerer wird es, Abfälle sortenrein zu erfassen. Die Firma Upcycling versucht darum, andere Betriebe anzuregen, ihre Produktionsprozesse von Anfang an auf die Wiederverwendung von Rohstoffen umzustellen:
Unsere Beratung setzt bereits an im Vorfeld der Produktion. Dass man einfach mit Unternehmen überlegt, wie kann man Abfallmengen reduzieren und mit welchen Qualitäten ist hinterher zu rechnen oder wie kann man sie branchenübergreifend möglicherweise in völlig anderen Bereichen einsetzen.
Ein wirklicher Kreislauf von Roh- und Abfallstoffen auch im großen Stil ist auf diesem Weg möglich. Von Politikerseite wurde das Ziel einer Kreislaufwirtschaft bereits vor geraumer Zeit formuliert. Die Ideen des Upcyclings können bei dieser Zielstellung wichtige Impulse geben. Doch die Realität ist eine andere. Noch einmal Holger Nettekoven:
Wenn Sie den europäischen Abfallkatalog nehmen, gibt es schon mal zwangsläufig die Einstufung eines Abfalls zur Entsorgung und zur Verwertung. Ich hab gar nicht die Möglichkeit, aus diesem Zwangskreislauf herauszukommen, der wird politisch schon vorgegeben. Sobald ich einen Stoff habe, auf den die Produktion nicht ausgerichtet ist, ist das juristisch ein Abfall. Das macht viele Dinge unmöglich.
Für Gerhard Baer hat sich seit der Einführung des Grünen Punktes vor rund 10 Jahren einiges verändert. Denn die Palette der Abfallprodukte, die wiederverwertet wird, hat sich deutlich vergrößert:
Wir reden nicht über Müll, sondern über einen Stoff, eine Ressource, über einen Wertstoff, den man im nächsten Leben zu etwas verwenden kann, und zwar zu etwas, was man auch gebrauchen kann.
So der gelernte Innenarchitekt Baer. Heute arbeitet er als Designer. Baer ist einer der drei Köpfe der Künstlergruppe Baer & Knell. Bekannt geworden das Trio vor allem, weil sie Designobjekte aus Verpackungsabfällen kreieren. So gestalten sie aus alten Plastikflaschen und Joghurtbechern Stühle, Waschtische oder Duschkabinen. Auch in Form von Hängeleuchten bringen Baer und Knell den eigenen Müll wieder zurück in die Wohnung. Oft bleiben die Verpackungen in den Gegenständen sichtbar. Die Etiketten von Joghurtbechern sind in den Stühlen noch zu lesen. So gleicht kein Gegenstand dem anderen. Und den Verbrauchern und Müllproduzenten halten sie so einen Spiegel vor. Diese edlere Variante der Müllverwertung hat weniger mit Recycling zu tun. Die aufwendige, meist von Hand durchgeführte Verarbeitung von Kunststoffabfällen fällt unter den Begriff des Upcyclings. Erst mit dem Upcycling ist ein Kreislauf geschaffen, in dem Reststoffe kontinuierlich weiter verwendet werden können. Während beim Recycling die Verpackungen in ihre Ausgangsmaterialien zurückgeführt werden, bedeutet Up-Cycling, ein Abfallprodukt aufzuwerten. Nach diesem Prinzip werden aus alten Verpackungen, weggeworfenen Textilien oder abgenutzten Gegenständen neue Produkte hergestellt. Gebrauchswert und Haltbarkeit des Materials erhöhen sich dabei:
Recycling zielt auf industrielle Massenproduktion hin und Upcycling würde ich eher als manufakturell bezeichnen, weil eines der entscheidenden Qualitätsmerkmale eben ist, dass es individuell gefertigt wird und eben auch für den individuellen Gebrauch ist.
Meint Petra Darimond. Sie lehrt an der Universität der Künste in Berlin Textildesign. Upcycling gehört dort seit kurzem zum Lehrplan. Unter Anleitung der Dozentin fertigen Studenten Hüte oder Pantoffeln aus Schokoladenpapier und verwandeln Tetrapacks zu schicken Handtaschen. Auch Holger Nettekoven hat sich die Veredelung von Abfällen zur Aufgabe gemacht. Seit 1989 ist er Geschäftsführer der Firma Upcycling in Köln. Das Unternehmen betreibt den Rück- und Umbau von großen Industrieanlagen, wie zum Beispiel von Glasschmelzöfen. Beim Abbau der Öfen werden die feuerfesten Steine geborgen und dann in andere Produkte veredelt. Um möglichst viele Industrieabfälle wiederzuverwerten, ist zuerst ein Problem zu lösen: die Anzahl der unterschiedlichen Stoffe in Verpackungen und Industrieprodukten muss reduziert werden. Je mehr Ausgangsstoffe zum Einsatz kommen, um so schwerer wird es, Abfälle sortenrein zu erfassen. Die Firma Upcycling versucht darum, andere Betriebe anzuregen, ihre Produktionsprozesse von Anfang an auf die Wiederverwendung von Rohstoffen umzustellen:
Unsere Beratung setzt bereits an im Vorfeld der Produktion. Dass man einfach mit Unternehmen überlegt, wie kann man Abfallmengen reduzieren und mit welchen Qualitäten ist hinterher zu rechnen oder wie kann man sie branchenübergreifend möglicherweise in völlig anderen Bereichen einsetzen.
Ein wirklicher Kreislauf von Roh- und Abfallstoffen auch im großen Stil ist auf diesem Weg möglich. Von Politikerseite wurde das Ziel einer Kreislaufwirtschaft bereits vor geraumer Zeit formuliert. Die Ideen des Upcyclings können bei dieser Zielstellung wichtige Impulse geben. Doch die Realität ist eine andere. Noch einmal Holger Nettekoven:
Wenn Sie den europäischen Abfallkatalog nehmen, gibt es schon mal zwangsläufig die Einstufung eines Abfalls zur Entsorgung und zur Verwertung. Ich hab gar nicht die Möglichkeit, aus diesem Zwangskreislauf herauszukommen, der wird politisch schon vorgegeben. Sobald ich einen Stoff habe, auf den die Produktion nicht ausgerichtet ist, ist das juristisch ein Abfall. Das macht viele Dinge unmöglich.