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Aufzug für Fische

Bergauf schwimmen, für Fische überhaupt kein Problem. Mit der Strömung von Flüssen werden sie spielend fertig. Unüberwindlich sind für sie aber Staustufen, zum Beispiel an Wasserkraftwerken. Mit Fischtreppen Aufstiegshilfen kommen nur wenige Arten zurecht. Die südbadische Energiedienst-Gruppe hat nun in ihrem Wasserkraftwerk Grenzach-Whylen den ersten Fischlift in Betrieb genommen. Mit dem wassergefüllten Aufzug kommen offenbar alle Fische klar.

Von Thomas Wagner | 08.04.2005
    Bergauf schwimmen, für Fische überhaupt kein Problem. Mit der Strömung von Flüssen werden sie spielend fertig. Unüberwindlich sind für sie aber Staustufen, zum Beispiel an Wasserkraftwerken. Darum hat man dort Fischtreppen als Aufstiegshilfen gebaut. Es hat sich allerdings gezeigt, dass damit nur wenige Arten zurechtkommen. Die südbadische Energiedienst-Gruppe betreibt Wasserkraftwerke am Hochrhein. In einem davon, in Grenzach-Whylen, ging gerade der erste Fischlift in Betrieb. Ein wassergefüllter Aufzug. Und damit kommen offenbar alle Fische klar.

    Der Hochrhein, rund zehn Kilometer vor Basel: Zwischen 1000 und 1500 Kubikmeter Wasser pro Sekunde strömen hier durch die Turbinen des Wasserkraftwerkes Grenzach-Wyhlen. Das sichert die Stromversorgung für über 50.000 Haushalte. Vor ein paar Tagen haben Bauarbeiter direkt vor dem mächtigen Kraftwerksgebäude am deutschen Rheinufer einen etwa 14 Meter hohen Metallturm nach oben gezogen. Im Inneren dieses Metallturmes befindet sich eine Art Käfig, der an mächtigen Tauen mit einem Motor von unten, wo das Wasser vorbei strömt, nach oben gezogen werden kann. Wenn sich dieser Käfig auf der Höhe der Wasseroberfläche befindet, plätschert der Rhein in monotoner Regelmäßigkeit dagegen.

    " Man muss sich das so vorstellen wie einen großen Personenaufzug. Das ist eben auch eine Stahlkonstruktion. Und da gibt's einen Aufzugskorb, der wird in regelmäßigen Abständen nach oben gezogen. Und oben werden die Fische dann ausgekippt ins Oberwasser. Dann haben sie den Aufstieg geschafft."

    So erklärt Jochen Ulrich von der Energiedienst AG, wie Deutschlands erster Fischlift funktioniert. Der soll Fischen aller Art die Überwindung der Staustufe ermöglichen. In jenem Käfig im Metallturm, dessen Boden mit Wasser gefüllt ist, werden die Fische wie in einem Personenaufzug 14 Meter höher transportiert und dort automatisch in eine ebenfalls mit Wasser gefüllte Blechrinne gekippt, die wiederum in den Oberlauf des Rheins mündet. Doch erst einmal müssen die Fische den Weg zum Fischlift finden. Dazu werden sie entsprechend angelockt.

    " Das ist ein ganz einfaches Prinzip: Wir arbeiten da mit einer Lockströmung. Und zwar gibt es am Eingang des Fischliftes einen Schlitz. Und durch diesen Schlitz fließt eine bestimmte Menge Wasser, das haben Fischereiexperten ganz genau festgelegt, wie viel Wasser in welcher Geschwindigkeit da durch darf, damit alle Fische, die aufsteigen wollen, auch aufsteigen können. Und wenn sie in dem Schlitz drin sind, dann sind sie auch schon im Reusenkorb drin und haben den Aufstieg schon halb geschafft."

    Wenn alles klappt, dann soll der Fischlift die parallel angelegte so genannte "Fischtreppe" ersetzen - eine Konstruktion, die sich an vielen Staustufen wiederfindet. Dabei springen die Fische über eine lang gezogene treppenähnliche Konstruktion, die von Wasser überspült wird, in mehreren Stufen flussaufwärts und überwinden so den Höhenunterschied der Staustufe . Das allerdings, haben nun die Experten am Hochrhein herausgefunden, funktioniert nur bedingt - vor allem dann, wenn zur Überwindung einer großen Höhendifferenz nur relativ wenig Platz zur Verfügung steht. Jochen Ullrich:

    " Es sind zu wenig Fische aufgestiegen wegen der Steilheit. Wir haben aber gewusst, dass die Fische den Eingang dieser Treppe finden. Da haben wir ja separate Zählungen gemacht. Und dann waren da viele Fische drin in dem Eingang. Aber oben waren keine. Und dann haben wir gesagt: Das Problem müssen wir lösen. Und da kam in diesem Fall, weil wenig Platz war und auf dem wenigen Platz eine große Höhe zu überwinden ist, nur ein Fischlift infrage."

    Der erste Fischlift Deutschlands immerhin. Rund 110.000 Euro investiert die Energiedienst AG in den Bau des stählernen Turmes, der weit über den Hochrhein hinaus auf großes Interesse stößt.

    " Im Moment sind es erst einmal die Fischereiexperten, die sich dafür interessieren, weil es in Deutschland ein Novum ist. Von anderen Ländern kennt man das schon. Also in Frankreich gibt es schon seit längerer Zeit Fischlifte, auch in der Schweiz gibt es schon wenige. Die haben wir auch mal angeschaut und wissen deswegen, dass es funktioniert. Aber in dieser Größenordnung kennen wir bislang noch keinen Fischlift."

    Ob der Fischlift zu einer Belebung des Artenreichtums im Rhein beiträgt, sollen jene Fischzählungen klären, die sich dieses Frühjahr das Schweizer Bundesamt für Umwelt, Wald und Landwirtschaft an allen elf Wasserkraftwerken des Hochrheins vorgenommen hat. Jochen Ullrich:

    " Wozu er beitragen kann, dass auch schwächere Arten, auch bodennahe Arten auch aufsteigen können. Insgesamt ist aber der Fischlift nicht nur für diese Arten, sondern auch für alle anderen, auch größere Arten, gebaut, so dass wir uns erhoffen, dass wenn es der Lachs mal irgendwann in den Hochrhein schafft, dass irgendwann vielleicht auch dann Lachs hier drüber wandert."