Gerd Pasch: Wie haben Sie denn vor dieser Recherche über die Versuche mit Affen gedacht?
Volkart Wildermuth: Ich berichte viel über Hirnforschung, auch hier in Forschung aktuell, und da spielen Versuche mit Affen eine wichtige Rolle. Aber ihr Leben habe ich eigentlich eher ausgeblendet, mir gar nicht so genau vorgestellt, was da passiert. In der Hirnforschung werden sowieso nur sehr wenige Affen eingesetzt. Der Großteil der rund 2000 Affen, die jedes Jahr in Deutschland in Experimenten eingesetzt werden, dient der Medikamentenentwicklung. Da geht es um das Abschätzen von Nebenwirkungen. Beide Fragestellungen, Gehirn und Giftigkeitstest, fand ich wichtig und von daher auch die Versuche gerechtfertigt, aber wie gesagt, ich hatte mir lieber nicht so genau angesehen, wie die Laboraffen eigentlich leben müssen.
Pasch: Hat sich das denn geändert. Sie waren ja in dem Labor von Professor Kreiter, wie haben sie die Affen da erlebt?
Wildermuth: Beim ersten Blick in den Affenkäfig bin ich schon etwas zurückgezuckt. In Bremen leben 24 Rhesusaffen und die meisten tragen einen Kunststoffblock auf dem Kopf. Der bedeckt den Schädel mit einer Dicke von vielleicht zwei Zentimetern, oben ragt noch ein Bolzen raus, mit dem wird der Kopf der Tiere während der Experimente fixiert und dann sind noch ein oder mehrere Röhrchen in dem Block, die mit Pfropfen verschlossen sind. Das sind die Zugänge zum Gehirn. Das Ganze wirkt schon ein bisschen wie aus einem Frankensteinfilm. Wie gesagt, als ich das gesehen habe, musste ich erst einmal Schlucken. Aber ich bin eine ganze Weile bei dem Käfig geblieben und habe Botox, Versace und Schnute, so hießen die drei Rhesusaffen in diesem Raum, zugesehen. Sie verhalten sich genauso, wie ich das aus dem Zoo kenne. Also die sind rumgesprungen, der Käfig ist groß und bietet eine Menge Spiel und Klettermöglichkeiten, sie haben nach Futter gesucht, sich gelaust, sie haben mich, den fremden Besucher neugierig angesehen. Und je länger ich zurückgeschaut habe, desto weniger ist mir der Aufbau auf dem Kopf der Affen aufgefallen. Auch wenn er seltsam aussieht, er scheint die Tiere nicht zu behindern oder sonderlich zu beeindrucken.
Pasch: Solche Experimente sind spektakulär, aber daran nehmen nur wenige Affen teil. Wie leben denn die Affen in der Pharmaforschung?
Wildermuth: Ich war bei Covance, das Unternehmen betreibt südlich von Münster Europas größtes Primatenlabor. Hier wird Affenforschung wirklich industriell betrieben. Die Tiere haben keine Namen, sondern Nummern, die ihnen auf die Brust tätowiert sind. Vor den Räumen, in denen zum Beispiel der Herzrhythmus gemessen oder Blut abgenommen wird, warten die Pfleger in einer Reihe, jeder hält einen Javaneraffen mit Lederhandschuhen an den Oberarmen fest und wartet auf die Untersuchen, die geht dann ruck zuck, desinfizieren, Nadel rein, Blutabnehmen, und schon geht es zurück in den Käfig. Für die Affen muss es ein Stress sein, so festgehalten zu werden. Trotzdem habe ich nur bei einem gesehen, dass er sich gewehrt hat, versucht hat, in den Handschuh zubeißen. Auch hier sind die Affen an die Routine gewöhnt, mit Belohnungen bringen die Pfleger die Tiere dazu, mitzumachen. Marshmellows sind da wohl besonders beleibt. Bei Covance ist der Umgang mit den Affen unpersönlich, nicht besonders freundlich. Aber ich habe nicht gesehen, dass die Tiere schlecht behandelt worden wären. Die Belastungen hängen mit der Art der Experimente zusammen und damit, dass so viele Tiere effektiv untersucht werden müssen.
Pasch: Wie schätzen Sie nach diesen Eindrücken die Forschung mit Affen ein?
Wildermuth: Ich denke nach wie vor, dass Forschung an Affen gerechtfertigt ist. Aber eben nur, wenn es keine Alternativen gibt. Bei der Medikamentenprüfung laufen zuerst Versuche mit Mäusen. Aber die Affen werden im Großen und Ganzen sorgsam behandelt, die Belastungen, denen sie ausgesetzt sind, das ist den Experimenten geschuldet, aber die müssen manchmal einfach gemacht werden.
Pasch: Mehr Einblicke gibt es wie gesagt am Sonntag ab 16:30 in der Sendung "Versuchsobjekt Affe – Ortstermin in deutschen Forschungslabors". Danach wird es in einem Gespräch mit dem Kulturwissenschaftler Thomas Macho um die Beziehung zwischen Tier und Mensch gehen.
Volkart Wildermuth: Ich berichte viel über Hirnforschung, auch hier in Forschung aktuell, und da spielen Versuche mit Affen eine wichtige Rolle. Aber ihr Leben habe ich eigentlich eher ausgeblendet, mir gar nicht so genau vorgestellt, was da passiert. In der Hirnforschung werden sowieso nur sehr wenige Affen eingesetzt. Der Großteil der rund 2000 Affen, die jedes Jahr in Deutschland in Experimenten eingesetzt werden, dient der Medikamentenentwicklung. Da geht es um das Abschätzen von Nebenwirkungen. Beide Fragestellungen, Gehirn und Giftigkeitstest, fand ich wichtig und von daher auch die Versuche gerechtfertigt, aber wie gesagt, ich hatte mir lieber nicht so genau angesehen, wie die Laboraffen eigentlich leben müssen.
Pasch: Hat sich das denn geändert. Sie waren ja in dem Labor von Professor Kreiter, wie haben sie die Affen da erlebt?
Wildermuth: Beim ersten Blick in den Affenkäfig bin ich schon etwas zurückgezuckt. In Bremen leben 24 Rhesusaffen und die meisten tragen einen Kunststoffblock auf dem Kopf. Der bedeckt den Schädel mit einer Dicke von vielleicht zwei Zentimetern, oben ragt noch ein Bolzen raus, mit dem wird der Kopf der Tiere während der Experimente fixiert und dann sind noch ein oder mehrere Röhrchen in dem Block, die mit Pfropfen verschlossen sind. Das sind die Zugänge zum Gehirn. Das Ganze wirkt schon ein bisschen wie aus einem Frankensteinfilm. Wie gesagt, als ich das gesehen habe, musste ich erst einmal Schlucken. Aber ich bin eine ganze Weile bei dem Käfig geblieben und habe Botox, Versace und Schnute, so hießen die drei Rhesusaffen in diesem Raum, zugesehen. Sie verhalten sich genauso, wie ich das aus dem Zoo kenne. Also die sind rumgesprungen, der Käfig ist groß und bietet eine Menge Spiel und Klettermöglichkeiten, sie haben nach Futter gesucht, sich gelaust, sie haben mich, den fremden Besucher neugierig angesehen. Und je länger ich zurückgeschaut habe, desto weniger ist mir der Aufbau auf dem Kopf der Affen aufgefallen. Auch wenn er seltsam aussieht, er scheint die Tiere nicht zu behindern oder sonderlich zu beeindrucken.
Pasch: Solche Experimente sind spektakulär, aber daran nehmen nur wenige Affen teil. Wie leben denn die Affen in der Pharmaforschung?
Wildermuth: Ich war bei Covance, das Unternehmen betreibt südlich von Münster Europas größtes Primatenlabor. Hier wird Affenforschung wirklich industriell betrieben. Die Tiere haben keine Namen, sondern Nummern, die ihnen auf die Brust tätowiert sind. Vor den Räumen, in denen zum Beispiel der Herzrhythmus gemessen oder Blut abgenommen wird, warten die Pfleger in einer Reihe, jeder hält einen Javaneraffen mit Lederhandschuhen an den Oberarmen fest und wartet auf die Untersuchen, die geht dann ruck zuck, desinfizieren, Nadel rein, Blutabnehmen, und schon geht es zurück in den Käfig. Für die Affen muss es ein Stress sein, so festgehalten zu werden. Trotzdem habe ich nur bei einem gesehen, dass er sich gewehrt hat, versucht hat, in den Handschuh zubeißen. Auch hier sind die Affen an die Routine gewöhnt, mit Belohnungen bringen die Pfleger die Tiere dazu, mitzumachen. Marshmellows sind da wohl besonders beleibt. Bei Covance ist der Umgang mit den Affen unpersönlich, nicht besonders freundlich. Aber ich habe nicht gesehen, dass die Tiere schlecht behandelt worden wären. Die Belastungen hängen mit der Art der Experimente zusammen und damit, dass so viele Tiere effektiv untersucht werden müssen.
Pasch: Wie schätzen Sie nach diesen Eindrücken die Forschung mit Affen ein?
Wildermuth: Ich denke nach wie vor, dass Forschung an Affen gerechtfertigt ist. Aber eben nur, wenn es keine Alternativen gibt. Bei der Medikamentenprüfung laufen zuerst Versuche mit Mäusen. Aber die Affen werden im Großen und Ganzen sorgsam behandelt, die Belastungen, denen sie ausgesetzt sind, das ist den Experimenten geschuldet, aber die müssen manchmal einfach gemacht werden.
Pasch: Mehr Einblicke gibt es wie gesagt am Sonntag ab 16:30 in der Sendung "Versuchsobjekt Affe – Ortstermin in deutschen Forschungslabors". Danach wird es in einem Gespräch mit dem Kulturwissenschaftler Thomas Macho um die Beziehung zwischen Tier und Mensch gehen.