Ich habe nach einem Ph.D. -Studiengang in Holzverarbeitung gesucht, an vielen großen Universitäten - und da habe ich ein Angebot in Deutschland gefunden, in Göttingen.
Das Promotionsprogramm bietet weltweit ziemlich Seltenes und will auch ausländische Studierende anlocken. Die sollen die Hälfte der zehn Doktorandenstellen besetzen, die andere Hälfte werden deutsche Uni- oder Fachhochschulabsolventen stellen. Nicht nur Forstwissenschaftler und Holzwirtschaftler, sondern auch Chemiker und Biologen werden hier zu Spezialisten in der Holzbehandlung, sagt der Koordinator des Promotionsstudiengangs, Dr. Ernst Kürsten.
Schwerpunkt an unserem Institut ist Holzmodifizierungstechniken, das heißt im Kern geht es darum, das Holz zu einem neuartigen Werkstoff weiterzuentwickeln, der zwei Nachteile nicht mehr hat, die Holz heute hat, nämlich dass es bei Feuchteunterschieden quillt und schwindet und dass es gegen UV-Licht nicht beständig ist, sondern vergraut.
Oberflächenbehandlung oder Veränderung der Zellwände - an solchen Themen können die Promovierenden forschen. Neben ihrer Doktorarbeit stehen aber noch ganz andere Inhalte auf dem dreijährigen Programm. Einen Holzbestimmungskurs wie im Grundstudium werden die zukünftigen Verarbeitungsexperten zwar nicht besuchen, aber zwei Laborpraktika sind verbindlich. Hier erlernen die Promovierenden neue Arbeitsmethoden, unter anderem wie Chemikalien in Holzzellen eingebracht werden. Zur Praxis kommt die Theorie, bemerkt Ernst Kürsten:
Patentrecht, Führungskompetenz, und so etwas, das ist verpflichtend, und dann werden wir noch eine Reihe von Wahlpflichtveranstaltungen anbieten aus den Angebot der Uni überhaupt, meinetwegen in Sachen Entwicklungspolitik oder Umwelt, ich denke, das wird ein ganz interessantes Angebot.
Außerdem wird Englisch gebüffelt, das ist schließlich Sprache des Doktorandenprogramms. Solche soziale Kompetenzen sind nach Einschätzung der Initiatoren heute unerlässlich, speziell für Führungsposten in Industrie und Forschung. Und dort sollen die späteren Absolventen schließlich landen, gleichgültig ob in Deutschland oder im Ausland. Nguyen Hong Minh ist heute schon sicher: Als Ph.D., als Philosopical Doctor, wird er nach Vietnam zurückgehen, an die Universität für Forstwissenschaften.
Ich werde dort für meine Universität arbeiten. Ich hoffe, dass ich dort all das Wissen verwenden kann, was ich hier lernen werde. In Vietnam ist diese Technologie neu.
In Asien herrscht Holzknappheit, noch effizientere Nutzung des raren Rohstoffs ist da oberstes Gebot. Aber nicht nur dieses Wissen ist gefragt, sondern auch der Ph.D.-Titel selbst: In Asien können Forstwissenschaftler und Holzwirtschaftler kaum promovieren, Hochschuldozenten sind Mangelware. Die Koordinatoren des Promotionsstudiengangs sind daher nicht erstaunt, dass sie schon heute eine Flut von Nachfragen bekommen, vor allem aus Indien und China.