"Das Bild des Expressionismus ist in Amerika ein Bild der Angst. Da sie sehr schwierige Kunst ist. Da sie eigentlich hässlich ist. Und dass diese Hässlichkeit also das Expressive in der Kunst bedeutet."
Mit diesen Worten erklärt der Kunsthistoriker Reinhold Heller die Tatsache, dass in den Vereinigten Staaten eine für die Entwicklung des Expressionismus so wichtige Künstlergruppe wie die Brücke erst jetzt mit einer umfassenden Ausstellung geehrt wird. "Brücke: Die Geburt des Expressionismus in Dresden and Berlin, 1905-1913” heißt zu Deutsch die Schau, die Reinhold Heller in der New Yorker Neuen Galerie kuratiert hat.
Der Titel ist Programm. Zumindest insofern, als hier ausschließlich Werke aus der Zeit zu sehen sind, in der die Brücke-Künstler als Gemeinschaft aktiv waren, und ausschließlich solche der vier Gründungsmitglieder Fritz Bleyl, Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rotluff sowie solche von Max Pechstein und Otto Mueller, Maler, die der Gruppe später beitraten. Keine Vorgeschichten und Nachwirkungen also.
Dafür, dass diese Brücke-Schau dem amerikanischen Publikum den unverstandenen Expressionismus näher bringen soll, beschränkt sie sich auf ein Minimum an didaktisch-unterhaltsamem Beiwerk. Ein paar Fotos und leise Cabaret-Musik, wenig Wandtext. Das ist gut so. So lenkt nichts in den intimen Räumen der Neuen Galerie von den thematisch gruppierten Bildern ab, von denen manche in Deutschland seit den 30er-Jahren nicht mehr ausgestellt waren. Max Pechsteins "Rotes Fischerhaus” von 1910 etwa, ohne blühenden Baum wie auf dem bekannteren Bild.
Hinzu kommt ein sehr schöner Raum mit Grafik, in dem deutlich wird, wie zentral die druckgrafischen Techniken für die Arbeit der Brücke-Künstler waren. Dazu Reinhold Heller:
"Sie haben die traditionellen Medien benutzt, aber dann in neue Bahnen geführt. Und dadurch kam auch, dass die Experimente im Holzschnitt zum Beispiel, wo man sehr sich mit dem Splitterartigen des Holzes beschäftigt hat, dass die Formen, die man im Holzschnitt dann entwickelt hat, haben die Künstler oft auf ihre Gemälde übertragen. So dass man zwischen den Drucken und den Gemälden oft Beziehungen sieht. Nicht wie üblich bei Künstlern, dass sie etwas im Ölgemälde machen und dann irgendwie probieren das im Druck zu übertragen, sondern gerade den anderen Weg rum. Dass sie etwas im Druck entwickelt haben und das dann auf die Ölgemälde übertragen haben."
Mehr als die Hälfte der über hundert Exponate in dieser Ausstellung stammt aus amerikanischen Sammlungen. Der Rest aus Europa, hauptsächlich aus deutschen Museen, aber kein einziges aus dem Berliner Brücke Museum. Nach dem Grund gefragt, sagt Reinhold Heller nur:
"Lieber gehe ich da nicht drauf ein. Es hat schon etwas mit dem Kirchner-Straßenbild zu tun."
Bei dem erwähnten Kirchner-Straßenbild handelt es sich um Kirchners "Berliner Straßenszene" von 1913-1914. Dieses Bild musste das Brücke Museum nach einem umstrittenen Gerichtsurteil 2006 den Erben des früheren Eigentümers zurückgeben. Im selben Jahr ersteigerte der Besitzer der Neuen Galerie, Ronald S. Lauder das Werk, als es die Erben zum Verkauf anboten. Zum Zwist zwischen den beiden Museen kam es während Verhandlungen über die Leihgabe des Bildes an das Brücke Museum für die Ausstellung "Ernst Ludwig Kirchner in Berlin", die dort noch bis Mitte März läuft.
Im Gegenzug wollte man der Neuen Galerie dreizehn Werke aus der eigenen Sammlung für die Brücke-Ausstellung zur Verfügung stellen. Die Verhandlungen scheiterten. Ein Politikum? Aber ja. Unnötig? Aber ja. Statt sich darüber zu echauffieren, dass die "Berliner Straßenszene" nun in New York hängt, nicht in Berlin, und dafür dreizehn Werke aus Berlin nicht in New York sind, sollte man froh sein, dass sie überhaupt irgendwo sind. Und man sollte sie sich anschauen, wo man kann.
Die Ausstellung "Brücke: The Birth of Expressionism in Dresden and Berlin, 1905-1913" in der Neuen Galerie in New York dauert bis am 29. Juni. Dazu ist unter demselben Titel ein umfangreicher Katalog erschienen. Er kostet 55 Dollar.
Mit diesen Worten erklärt der Kunsthistoriker Reinhold Heller die Tatsache, dass in den Vereinigten Staaten eine für die Entwicklung des Expressionismus so wichtige Künstlergruppe wie die Brücke erst jetzt mit einer umfassenden Ausstellung geehrt wird. "Brücke: Die Geburt des Expressionismus in Dresden and Berlin, 1905-1913” heißt zu Deutsch die Schau, die Reinhold Heller in der New Yorker Neuen Galerie kuratiert hat.
Der Titel ist Programm. Zumindest insofern, als hier ausschließlich Werke aus der Zeit zu sehen sind, in der die Brücke-Künstler als Gemeinschaft aktiv waren, und ausschließlich solche der vier Gründungsmitglieder Fritz Bleyl, Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rotluff sowie solche von Max Pechstein und Otto Mueller, Maler, die der Gruppe später beitraten. Keine Vorgeschichten und Nachwirkungen also.
Dafür, dass diese Brücke-Schau dem amerikanischen Publikum den unverstandenen Expressionismus näher bringen soll, beschränkt sie sich auf ein Minimum an didaktisch-unterhaltsamem Beiwerk. Ein paar Fotos und leise Cabaret-Musik, wenig Wandtext. Das ist gut so. So lenkt nichts in den intimen Räumen der Neuen Galerie von den thematisch gruppierten Bildern ab, von denen manche in Deutschland seit den 30er-Jahren nicht mehr ausgestellt waren. Max Pechsteins "Rotes Fischerhaus” von 1910 etwa, ohne blühenden Baum wie auf dem bekannteren Bild.
Hinzu kommt ein sehr schöner Raum mit Grafik, in dem deutlich wird, wie zentral die druckgrafischen Techniken für die Arbeit der Brücke-Künstler waren. Dazu Reinhold Heller:
"Sie haben die traditionellen Medien benutzt, aber dann in neue Bahnen geführt. Und dadurch kam auch, dass die Experimente im Holzschnitt zum Beispiel, wo man sehr sich mit dem Splitterartigen des Holzes beschäftigt hat, dass die Formen, die man im Holzschnitt dann entwickelt hat, haben die Künstler oft auf ihre Gemälde übertragen. So dass man zwischen den Drucken und den Gemälden oft Beziehungen sieht. Nicht wie üblich bei Künstlern, dass sie etwas im Ölgemälde machen und dann irgendwie probieren das im Druck zu übertragen, sondern gerade den anderen Weg rum. Dass sie etwas im Druck entwickelt haben und das dann auf die Ölgemälde übertragen haben."
Mehr als die Hälfte der über hundert Exponate in dieser Ausstellung stammt aus amerikanischen Sammlungen. Der Rest aus Europa, hauptsächlich aus deutschen Museen, aber kein einziges aus dem Berliner Brücke Museum. Nach dem Grund gefragt, sagt Reinhold Heller nur:
"Lieber gehe ich da nicht drauf ein. Es hat schon etwas mit dem Kirchner-Straßenbild zu tun."
Bei dem erwähnten Kirchner-Straßenbild handelt es sich um Kirchners "Berliner Straßenszene" von 1913-1914. Dieses Bild musste das Brücke Museum nach einem umstrittenen Gerichtsurteil 2006 den Erben des früheren Eigentümers zurückgeben. Im selben Jahr ersteigerte der Besitzer der Neuen Galerie, Ronald S. Lauder das Werk, als es die Erben zum Verkauf anboten. Zum Zwist zwischen den beiden Museen kam es während Verhandlungen über die Leihgabe des Bildes an das Brücke Museum für die Ausstellung "Ernst Ludwig Kirchner in Berlin", die dort noch bis Mitte März läuft.
Im Gegenzug wollte man der Neuen Galerie dreizehn Werke aus der eigenen Sammlung für die Brücke-Ausstellung zur Verfügung stellen. Die Verhandlungen scheiterten. Ein Politikum? Aber ja. Unnötig? Aber ja. Statt sich darüber zu echauffieren, dass die "Berliner Straßenszene" nun in New York hängt, nicht in Berlin, und dafür dreizehn Werke aus Berlin nicht in New York sind, sollte man froh sein, dass sie überhaupt irgendwo sind. Und man sollte sie sich anschauen, wo man kann.
Die Ausstellung "Brücke: The Birth of Expressionism in Dresden and Berlin, 1905-1913" in der Neuen Galerie in New York dauert bis am 29. Juni. Dazu ist unter demselben Titel ein umfangreicher Katalog erschienen. Er kostet 55 Dollar.