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Aus einer Gefahr wird ein Gewinn

Bergbau. - Die Explosion von Grubengas ist eine der größten Gefahren im Bergbau. Deshalb steht vor dem Abbau der Steinkohle immer die Ausgasung der Kohleflöze. Das Grubengas - hauptsächlich handelt es sich um hochqualitatives Methangas - wird kostspielig abgesaugt. Daran sind auch Kumpel unter Tage beteiligt, was die Sache sehr gefährlich macht. Weil die Aufbereitung des Gases unwirtschaftlich ist, wird es heute meist einfach abgefackelt. Mit einer neuen Bohrtechnologie will das Zentrum für Bergbau-Technik und Ausstattung (CMTE) in Brisbane Australien, das Ausgasen wesentlich vereinfachen und wirtschaftlicher machen.

    'Tight-Radius-Drilling, also Bohrtechnologie mit sehr engen Bohrlöchern, heißt das neue Verfahren, das von den australischen Technikern entwickelt wurde. Damit wird das Gas aus der Tiefe geholt, bevor der eigentliche Bergbau beginnt, wie Professor Paul Lever vom CMTE erklärt: "Wir machen das von der Oberfläche aus, ohne einen Bergmann in die Grube zu schicken, wo er Gefahren ausgesetzt wäre. Sie können die Flöze über einen großen Zeitraum in aller Ruhe ausgasen lassen. So kommt mehr Gas heraus und der Bergbau wird sicherer."

    Kernstück dieser Bohrtechnologie ist ein völlig neu konstruierter Bohrer. Mit ihm kann man von einer vertikalen Tiefen-Bohrung problemlos in die Horizontale weiterbohren, um die Kohleflöze zu erreichen. Der Bohrer muss also unter der Erde in der Lage sein, seine Richtung um 90 Grad zu ändern. Der eigentliche Bohrer besteht dabei nicht aus Metall sondern aus Wasserdüsen, wie Lever erklärt: "An der Spitze des Bohrer schneiden Wasserdüsen die Kohle heraus. Am Ende des Bohrers gibt es auch Wasserdüsen. Hier wird der Wasserdruck benutzt, um den Bohrer voranzutreiben und den Hochdruck-Schlauch nachzuziehen."

    Bis zu 500 Meter tief und 200 Meter weit kommt der neue Bohrer. Und das mit einer Geschwindigkeit von ein bis zwei Metern pro Stunde. Sobald die Bohrung fertig und das Wasser abgesaugt ist, kann die Ausgasung beginnen. Durch das Bohrverfahren, so die CMTE-Forscher, werde die Durchlässigkeit der Kohle für das Grubengas noch erhöht. Da an der Oberfläche ein kompaktes Bohrloch klafft, kann das Gas vollständig abgesaugt in bester Qualität verarbeitet werden. Deshalb denkt Paul Lever auch an einen Einsatz seines Bohrers allein zur Gasgewinnung - etwa bei Kohlenflözen, die für den Bergbau zu tief liegen oder bei denen die Qualität der Kohle nicht ausreichend ist.

    [Quelle: Manfred Kloiber, Paul Lever]