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Aus fremden Zungen

Rund ein Sechstel der rund 7000 jährlichen Neuerscheinungen auf dem deutschen Kinder- und Jugendbuchmarkt sind Übersetzungen fremdsprachiger Titel. Einen wichtigen Anteil am Erfolg eines ausländischen Titels hat somit der Übersetzer oder die Übersetzerin. Einer der bekanntesten ist Hans-Georg Lenzen, der nicht nur übersetzt, sondern auch selber Kinderbücher schreibt.

Moderation: Ute Wegmann |
    10. Mai 1933 - der Tag der Bücherverbrennung. Vor 75 Jahren brannten auch die Bücher bekannter Kinder- und Jugendbuchautoren. Bevor ich Sie mit meinem heutigen Gast bekannt mache, der die Zeit des Nationalsozialismus als Kind miterlebte, möchte ich an einige dieser Autoren erinnern: Jella Lepmann, die Gründerin der Internationalen Jugendbibliothek in München, Else Ury, Autorin der Nesthäkchen-Bücher, Anna Maria Jokl, Ruth Rewald und Lisa Tetzner, Kurt Held, er schrieb "Die Rote Zora" und ihre Bande, Walter Trier, der berühmte Illustrator von Kästners Emil und die Detektive und natürlich Erich Kästner selbst, der miterlebte, wie seine Schriften auf dem Berliner Opernplatz von den Nazis vernichtet wurden.

    Aktuell erschien nun ein Buch des Journalisten Volker Weidermann. Die Lebensgeschichten vieler Autoren und die Geschichten ihrer Bücher, die von den Nazis für immer ausgelöscht werden sollten, werden hier lebendig. Eine empfehlenswerte Lektüre auch für junge Leser.

    Zurück zur Kinder- und Jugendliteratur heute. 7000 Neuerscheinungen jährlich. Eine stolze Zahl. Viele dieser Bücher, genau 14,2 Prozent, sind Lizenzen und müssen aus anderen Sprachen übersetzt werden. Die meisten Einkäufe kommen aus Amerika, England, den Benelux-Ländern und Skandinavien. Einen wichtigen Anteil am Erfolg eines ausländischen Titels hat der Übersetzer oder die Übersetzerin.

    Hans-Georg Lenzen ist ein solcher Übersetzer, der sowohl aus dem Englischen, als auch aus dem Niederländischen und vor allem aus dem Französischen übersetzt hat und heute Gast im Büchermarkt ist.

    Geboren 1921 in Moers, studierte er nach dem Krieg an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf. Bis zum Jahr 1986 war er auch Professor für Design, Gestaltung und Illustration an der Fachhochschule Düsseldorf.

    Bereits in den Sechziger Jahren schrieb er eigene Kinderbücher. Am bekanntesten sind die Geschichten um Onkel Tobi, den leicht vergesslichen Onkel, der auf dem Land lebt und noch mit Pferd und Kutsche in die Stadt fährt, aber immer hilfsbereit ist und sich besonders mit den Kindern beschäftigt. - 1994 erschien das Buch in der sechsten Auflage.

    Das Gespräch mit Hans-Georg Lenzen können Sie in unserem Audio-on-Demand-Angebot bis mindestens zum 10.10.2008 nachhören: MP3-Audio .


    Bibliographie

    Neues vom kleinen Nick (80 neue Geschichten, 641 Seiten, EUR 24,90) und Der kleine Nick ist wieder da, ( 45 neue Geschichten, 390 Seiten, EUR 19,90) beide Bände von René Goschinny, illustriert von Jean-Jacques Sempé, für Kinder ab 6 Jahre, erschienen im Diogenes Verlag.

    Viel Spaß mit Onkel Tobi. Alle Geschichten in einem Band, von Hans Georg Lenzen, illustriert von Sigrid Hanck, cbj/Bertelsmann Verlag, 122 Seiten, EUR 15,-.

    Das Kanapee ist unser Kahn. Gedichte für Kinder. Herausgegeben von Ursula Remmers und Ursula Warmbold. Illustriert von Andreas Röckener, für Kinder ab 5 bis 95 Jahre, erschienen im Philipp Reclam Verlag, 208 Seiten, EUR 10,-.

    Großer Ozean. Gedichte für alle. Herausgegeben von Hans-Joachim Gelberg, mit Bildern, Fotos und Illustrationen, Verlag Beltz & Gelberg, 267 Seiten, broschiert EUR 9,90.

    Erzähl mir von Oma, von Guus Kuijer, aus dem Niederländischen von Hans Georg Lenzen, Oetinger Verlag, 127 Seiten, EUR 7,50.

    Die Einspielung erfolgte aus dem Diogenes Hörbuch Der kleine Nick ist wieder da, 9 Geschichten, gelesen von Rufus Beck, 76 Minuten,

    Volker Weidermann: Das Buch der verbrannten Bücher, Kiepenheuer & Witsch