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Aus für den Shuttle-Nachfolger

Raumfahrt. - Mit Erstaunen reagierte die Fachwelt auf die Ankündigung der US-Weltraumbehörde NASA, dass die aufwendige Entwicklungsarbeit an einem konkreten Nachfolger des inzwischen über 20 Jahre alten Spaceshuttles eingestellt werde. Allerdings handele es sich nicht um eine generelle Absage der Regierung oder der Behörde an neue Wege in den Orbit.

    Die Reaktion der NASA sei Ausdruck einer Enttäuschung über die Handhabung des Projektes durch den Entwicklungspartner Lockheed Martin, so kommentierten Experten den überraschenden Entschluss. Denn: Trotz der enormen Investitionen von rund einer halben Milliarde US-Dollar in das Vorhaben konnten keine wesentlichen Fortschritte auf dem Weg zu einem Super-Shuttle erzielt werden. So erlebte "X-33" ihren Tiefpunkt, als der revolutionäre Wasserstoff-Treibstofftank aus leichtgewichtigen Verbundstoffen bei einem wichtigen Test erhebliche Risse aufwies. Damit mussten die verantwortlichen Initiatoren erkennen, dass diese Schlüsseltechnologie in dem Vorhaben trotz enormer Geldausgaben noch nicht ausgereift war. "Es wäre vermessen, zu glauben, man könne auch ohne diese wesentliche Technologie den Start in den Orbit mit einer einzigen Raketenstufe wagen", erklärte Art Stephenson, Direktor des NASA-Marshall-Raumflugzentrums. Doch genau dieses war das Ziel der Shuttle-Neuentwicklung.

    NASA ließ die Tür zu neuen Verhandlungen allerdings noch einen winzigen Spalt offen: Würde Lockheed Martin die Entwicklung auf eigene Kosten fortführen, so wolle man die Zusammenarbeit nicht endgültig aufkündigen. Dagegen schätzte ein Sprecher des Luftfahrt-Unternehmens die Chance einer eigenen Initiative als gering ein. Auch die Arbeiten an der kleineren Version "X-34" wurden eingestellt - und damit 200 Millionen US-Dollar an Investitionen abgeschrieben. "Es war eine harte, aber wirtschaftlich richtige Entscheidung", so Stephenson. 110 Mitarbeiter von Lockheed, die auf dem Gelände vom Palmdale in Kalifornien für das Projekt tätig waren, würden möglicherweise entlassen. Ohnehin hatten sie seit dem gescheiterten Tank-Test kaum noch viel zu tun.

    Ein Hoffnungsschimmer für den US-Flugzeugbauer bildet nur noch ein Orbiter der zweiten Generation unter dem Titel "Venture Star". Dieses Projekt ist nach wie vor im Gespräch und sieht, ein so genanntes Hypersonic-Flugzeug vor, das ohne ausgebrannte Raketenstufen in die Umlaufbahn fliegen soll. Ein ähnliches Konzept verfolgte die bereits seit einiger Zeit eingestampfte deutsche Raumfähre "Sänger". Wenigstens dazu habe die bisherige Arbeit am Millionen-Dollar-Ikarus "X-33" wertvolle Technologien beigetragen, darunter etwa die Konstruktion des ersten linearen Hochleistungstriebwerks sowie eine fortgeschrittene Hitzeschutz-Technologie. Bis allerdings "Venture Star" möglicherweise in ferner Zukunft am Horizont aufgehen wird, soll der Raumfahrt-Dinosaurier Spaceshuttle nur schwere Lasten in den Orbit hieven.

    [Quellen: Armin Amler]