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Aus für Hark Bohm?

Der Beratervertrag von Professor Hark Bohm für den Hamburger Filmstudiengang soll nicht verlängert werden. An der fehlenden Qualität der Ausbildung liegt's wohl kaum: Erst kürzlich konnte zum zweiten Mal in Folge der Studenten-Oscar von einer Absolventin des Studiengangs gewonnen werden.

Von Werner Nording |
    Gerade hat der Leiter des Hamburger Filmstudiengangs den größten Erfolg seiner Ausbildungsstätte verbuchen können, jetzt soll der Vertrag von Hark Bohm am 30. September auslaufen. Der 66-jährige Filmprofessor fürchtet um sein Lebenswerk.

    " Als der erste Oscar kam für Florian Baxmeier und sein Team haben wir gesagt, das ist Zufall. Wenn das aber in zwei aufeinanderfolgenden Jahrgängen geschieht, dann darf man sich wahrscheinlich sagen, das ist nicht Zufall, das liegt schon am Konzept, an der Qualität der Lehre und daran, dass wir die richtigen Studenten auswählen, das muss man ja auch sehen. "

    Das Konzept, das Bohm in mehr als zehn Jahren an dem Filmstudiengang aufgebaut hat, basiert auf breiter Mitbestimmung. Den Studierenden wird zwar viel abverlangt, dennoch sind Lehre und Alltag der Filmhochschule basisdemokratisch organisiert. Unter den anderen Fachbereichsleitern etwa für Kamera oder Drehbuch versteht sich Bohm nur als Primus inter pares, wie er sagt. Das habe den Grundstock für den Erfolg der Ausbildung gelegt.

    " Armin Müller Stahl ist hier Lehrer, Rainer Kaufmann ist hier Lehrer, Hannelore Hoger... Sie müssen einen Grundstock von anerkannten Lehrern haben, dann ist es für die Anderen interessant, dazuzukommen. "

    Hintergrund des Streits ist die fehlende Beteiligung der Studierenden und der Bereichsleiter in der Berufungskommission. Die Kandidatin KatharinaTrebitsch wurde entgegen getroffener Absprachen gekürt, lautet der Vorwurf der Bereichsleiter. Ihr Kandidat, der Wüstefilm-Produzent Ralph Schwingel, sei ignoriert worden. Ulrike Grote , die Gewinnerin des Studenten-Oscars, findet deutlichere Worte: Die Regeln der Mitbestimmung wurden verletzt, es wird gelogen und es gibt Berufungsfilz, meint Grote.

    Der Aufsichtsrat habe den Lehrenden zugesagt, dass sie im Berufungsausschuss angemessen vertreten seien. Das habe der Hamburger Wissenschaftssenator Jörg Dräger in einem Schreiben noch einmal bestätigt. Jan Henne De Dijn , der Geschäftsführer der Hamburg Media School, in der der Filmstudiengang aufgegangen ist, habe sogar erklärt, dass eine Berufung gegen ein Mehrheitsvotum der Bereichsleiter ausgeschlossen sei, sagt Ulrike Grote.

    Am Auswahlverfahren beteiligt wurde aber letztendlich keiner, weder Studierende noch Bereichsleiter. Ihr Kandidat Schwingel, der Ende 2004 erst nach Einwirken von Wim Wenders nachnominiert wurde, hält das Vorgehen für immer unwürdiger: In den nächsten Tag will der Aufsichtsrat der Hamburg Media School über die Nachfolge Bohms entscheiden.