Donnerstag, 02. Mai 2024

Archiv


Aus für Mehrsparten-Uni?

Die Uni Flensburg hat eine neue Spitze. Die Literatur-Professorin Waltraud Wende aus dem niederländischen Groningen wurde vom Senat mit großer Mehrheit zur Präsidentin gewählt. Auf die 52-Jährige warten schwierige Aufgaben, denn die Zukunft der jungen Uni ist ungewiss.

Von Jörg Jacobsen | 07.05.2010
    Erst 1994 ist die Pädagogische Hochschule auf politischen Wunsch zur Universität aufgestiegen. Die Lehrerausbildung des Landes wurde in Flensburg konzentriert und ist nach wie vor das Kerngeschäft. Zwar sind neben der Schulpädagogik einige neue Studiengänge entstanden und die Zahl der Studierenden ist von 600 auf gut 4000 gestiegen, an der finanziellen Ausstattung hat sich seitdem kaum etwas verändert. Nach eigenen Angaben ist die Uni mit ihrem jährlichen Budget von 17,2 Millionen Euro strukturell unterfinanziert.

    Die schwarz-gelbe Landesregierung in Kiel will weiter sparen. Eine Idee ist, die Uni zu schließen und die Räume als Außenstelle einer Landesuniversität in Kiel zu nutzen. Im Gespräch ist auch eine Fusion mit der benachbarten Fachhochschule, die bekannt ist für ihre Forschung im technischen Bereich. Der dritte Vorschlag sieht vor, die Uni zur Pädagogischen Hochschule zurück zu stutzen. Das will die neue Präsidentin, Waltraud Wende, verhindern und fordert stattdessen mehr Geld für Flensburg:

    "Ich würde ganz massiv dafür eintreten, dass die Universität so wie sie jetzt ist, mindestens erhalten bleibt. Aber eigentlich muss sie ganz dringend ausgebaut werden. Ich bin empört, wenn ich sehe, dass Gelder sehr wohl da sind, dass Kiel großzügig unterstützt wird. Da hat man 20 Millionen und für Flensburg nicht. Das finde ich ein bisschen ungerecht."

    Waltraud Wende wird frühestens im Oktober in Flensburg anfangen. Bis dahin leitet noch Lutz Reuter kommissarisch die Universität. Er war eingesprungen, nachdem die Präsidentenwahl wegen interner Querelen und juristischer Streitigkeiten vier Mal verschoben werden musste. Wenn nur noch Lehrer ausgebildet würden, entlastete das den Landeshaushalt überhaupt nicht, sagt Reuter. Die meisten Professuren, zum Beispiel der Wirtschaftswissenschaften, seien langfristig besetzt. Er befürchtet zudem ein "Sterben auf Raten".

    "Die Universität wird vor nicht lösbaren Herausforderungen Ende der 20er- und Anfang der 30er-Jahre stehen. Zu dem Zeitpunkt wirkt sich nämlich der demografische Wandel in Deutschland so aus, dass dann die Zahl der benötigten Lehrkräfte so schrumpfen wird, dass man nicht ernsthaft zwei Standorte Kiel und Flensburg aufrecht erhalten muss. Und damit hat man keine Alternative, den Standort Flensburg zu schließen."

    Bis zum Herbst will die Wissenschaftliche Kommission Niedersachsen die Uni begutachten und Empfehlungen für deren Zukunft abgeben. Ob sich die Politik daran hält, bleibt abzuwarten. Derzeit spitzt die Landesregierung in Kiel ihren Rotstift an. Geplant ist zum Beispiel auch, das Universitätsklinikum in Kiel und Lübeck an private Betreiber zu verkaufen.