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Aus kleinen Anfängen gewaltig gewachsen

Raumfahrt. - Am 31. Mai 1975 nahm die Europäische Weltraumagentur Esa ihre Arbeit auf, damit Europa den Anschluss an die beiden damals dominierenden Weltraummächten USA und Sowjetunion nicht ganz verlor. Inzwischen ist die Esa eine etablierte Kraft in der Weltraumfahrt geworden.

    Die Bündelung der zersplitterten Kräfte stand an der Wiege der Europäischen Weltraumagentur. Die Alte Welt leistete sich in den 70er Jahren den Luxus von zwei Raumfahrtorganisationen. Die Esro kümmerte sich um die Entwicklung von Satelliten und verfolgte Forschungsvorhaben im All, während die Eldo eine eigene europäische Rakete entwickeln wollte. Gegen die Übermacht von Amerikanern und Russen, die die Raumfahrt als Schlachtfeld des Kalten Krieges betrachteten und entsprechend finanzierten, kamen sie nicht an. Auch die Nachfolgeorganisation Esa begann klein und holprig. Man suchte sich Nischen, denen sich die Großmächte nicht widmeten, etwa die Erdbeobachtung oder die Erforschung des Weltalls auf unterschiedlichen Wellenlängen. Ehrgeizige Projekte, wie etwa eine europäische bemannte Raumfähre zerschlugen sich dagegen.

    Schritt für Schritt etablierte sich Europa im Kreis der raumfahrenden Mächte und mit den Raketen der Ariane-Familie bekam die Esa endlich auch die entsprechenden Transportfahrzeuge in den Orbit und darüber hinaus zur Verfügung. Inzwischen sind die europäischen Ariane-Raketen Weltmarktführer im Orbitaltransport und die europäische Weltraumagentur führend auf vielen Gebieten wie der Erdbeobachtung oder bei unbemannten planetaren Missionen. Die Raumsonde Giotto besuchte als erste einen Kometen und dann auch noch den berühmten Halley'schen Kometen. Auf der Internationalen Raumstation ist die Esa ein wichtiger Partner, leidet allerdings ebenso wie die US-amerikanische Nasa an den außerordentlich hohen Kosten des Projektes.

    Die jüngsten Missionen zum Mars und zum Saturnmond Titan waren glänzende wissenschaftliche Erfolge, obwohl das Mars-Bodenfahrzeug Beagle spurlos verschwand. In der Zukunft sollen solche planetaren Missionen das Profil der Europäer prägen. Die Mondsonde Smart-1 ist bei unserem Trabanten angelangt, Venus und Merkur stehen bereits fest auf dem Erkundungsprogramm. Gut möglich, daß die demnächst 17 Mitgliedsstaaten der Esa auch das Geld zur bemannten Raumfahrt zur Verfügung stellen werden. Dann werden die USA nicht allein sein, wenn es an die bemannte Erforschung von Mond oder Mars geht.

    [Quelle: Hermann Michael Hahn]