Ob auf dem Parkett oder dem Teppichboden, ein Staubsauger findet immer neue Nahrung. Was da immer zusammen kommt, Helmut Parr staunt darüber nicht im Mindesten. Schließlich kennt er sich bestens mit dem aus, was in Staubsaugerbeuteln landet. Bis ins letzte Staubkörnchen. Und er weiß auch, woher der Dreck kommt:
"Diese Feinstäube, die wir natürlich auch heute auf den Straßen und in der Umwelt vorfinden, bestehen zum größten Teil aus Quarzstäuben, aus Gesteinsmehlen, aus Schwermetallstäuben, die durch den Straßenverkehr und die Industrie verursacht werden."
Hinzu kommen Haare und Hautschuppen, sowie Fasern und Flusen von Kleidungsstücken, ergänzt der Prüfstaubverantwortliche bei der Deutschen Montantechnologie (DMT) in Essen. Nicht zu vergessen Haare von Hausgenossen wie Hund, Katze oder Kaninchen. Oder auch Federn von Wellensittichen. Die befördern übrigens auch Sand aus ihrem Käfig auf den Boden. Helmut Parr weiß, wovon er spricht. Schließlich produziert er mit seinen Mitarbeitern selbst jede Menge Dreck. Und zwar nicht weniger als zwei Tonnen pro Jahr. Allerdings keinen x-beliebigen Dreck, sondern normierten Hausstaub. Damit testen weltweit alle namhaften Hersteller die Leistungsfähigkeit ihrer Staubsauger. Seit 35 Jahren befasst sich Helmut Parr mit Stäuben aller Art. Bei Staubsaugern, sagt er, kommt es nicht nur auf die Saugleistung an, sondern vor allem darauf, dass der Dreck auch im Beutel bleibt. Aus gesundheitlichen Gründen. Wirklich zufrieden ist Parr erst dann, wenn er feststellt:
"Die filtern so gut den Staub ab, dass auch ein Allergiker damit arbeiten kann, weil hinten nur noch warme Luft rauskommt und keine belasteten Partikel mehr."
Als mit den deutschen Kohlen noch Kohle zu verdienen war, stand für die DMT die Gesundheit der Bergleute im Forschungsvordergrund. Vor allem, um mit filigranen Filtertechniken der lebensbedrohenden Staublunge vorzubeugen. Auf die erzielten Erfolge ist der Prüfstaubverantwortliche der DMT noch heute stolz. Mit Beginn der Talfahrt des deutschen Bergbaus sah man sich bei der DMT nach neuen Aufgabenfeldern und damit auch noch neuen Einnahmequellen um. Als dann vor zehn Jahren Staubsaugerhersteller ihrerseits Experten suchten, die einen Prüfstaub für ihre Entwicklungsabteilungen liefern konnten, musste man, erinnert sich Helmut Parr, nicht lange überlegen:
"Was für den Bergmann unter Tage gut ist, kann für den Menschen über Tage auch nur gut sein. Dazu kommt, dass wir ständig wachsend allergische Erkrankungen vorfinden bei unseren Mitmenschen, die auch hervorgerufen durch Einatmen von Stäuben und belasteten Stäuben."
So kam man ins Geschäft rund um den gemeinen Hausstaub. Doch den musste man erst einmal genau unter die Lupe nehmen:
"Wir haben zu Anfang unsere Freunde, Verwandte, Bekannte, Geschäftsfreunde angerufen und haben die gebeten, uns ihre Staubsaugerbeutel zu schicken, dass wir erst mal sehen konnten, was ist in dem Hausstaub drin. Das wurde dann ausgeweitet auf den europäischen Raum, dass aus den Urlauben, dass aus den Ferienhäusern oder aus den Hotels Staubsaugerbeutel mitgebracht wurden."
Heraus kam unter anderem: Wer auf dem Land lebt, hat mehr organische Stoffe wie Gräser im Saugerbeutel, wer in Großstädten lebt, schleppt mehr Schwermetallstäube in seine Wohnung. Am Ende der Untersuchungen stand dann eine geschützte Mixtur, nach der man nun den weltweit gefragten durchschnittlichen Hausstaub fabriziert:
"Wir stehen hier gerade vor der Mischtrommel...Es ist sehr schwierig eben, lange Flusen, Haare, Fasern, grobe Sandpartikel und extrem feine Stäube homogen miteinander zu vermischen, so wie wir sie zu Hause auch auf dem Fußboden im Normalfall vorfinden."
Das Rezept wird natürlich nicht verraten, aber es sind allerhand Zutaten, die in der Mischtrommel landen. In einer Reihe von Regalen lagern Dutzende von Glasschalen, die so ziemlich alles enthalten, was sich im Hausstaub wiederfindet:
"In diesen Glasschälchen sehen sie als Erstes diese einzelnen Bestandteile des künstlichen Hausstaubes. Der besteht dann aus einem gröberen Mineralstoff, der besteht auch aus Mineralsanden, die dann eben diese gröberen Sande nachbilden, einem Mineralmehl, was diese Feinstpartikel nachbildet. Es besteht aus Baumwolle. Dies ist zum Beispiel eine Rohbaumwolle, so wie sie in Ägypten vom Baum gepflückt wurde, die ist nicht behandelt in irgendeiner Form. Die wird erst von uns aufbereitet und in eine Faserlänge gebracht, die dann für unsere Prüfstäube relevant sind."
Staub landet in allen Ritzen - und lagert sich auf allen Oberflächen ab. Zum Leidwesen von Allergikern bis ins Bett. Also gehören auch Betten zum Aufgabengebiet des Prüfstaubverantwortlichen bei der DMT:
"Wenn jemand Allergiker oder Asthmatiker ist, hat er natürlich, wenn er nachts schläft, seine Nase in der Bettdecke und atmet die Stäube, die in der Matratze vorhanden sind oder die er selber da rein trägt. Auch die entstehen allein durch Bewegung, durch den Abrieb der einzelnen Bestandteile dieses ganzen Bettes."
Abhilfe versprechen Allergikern sogenannte Matratzenschonbezüge, die nur Luft und ausgeschwitzte Körperflüssigkeit durchlassen sollen. Ob diese Schonbezüge den Ansprüchen genügen, auch das prüft die Abteilung Staub bei der DMT:
"Die Matratze wird dann mit uns bekanntem Staub kontaminiert. Dieses Matratzen-Incasing, dieser Schutzbezug wird dann außen rum geführt und dann wird die Matratze in der ganzen Nacht mit einer rollenden Walze bearbeitet, die also den unruhigen Schlaf simuliert."
Nur wenn der Schonbezug wirklich das hält, was er verspricht, gibt es für die Hersteller das begehrte Zertifikat, mit dem man Käufer überzeugt. Dreck, genauer: Künstlich hergestellter Hausstaub, das ist ein weltweit gefragter Exportschlager geworden. Forschungsergebnisse aus den Tiefen des deutschen Bergbaus, die sich inzwischen über Tage rentieren.
Nun geht es bei der Produktion von Hausstaub zwangsläufig nicht ganz staubfrei zu. Obwohl ständig Absauganlagen laufen, am Ende muss auch bei der DMT ordentlich durchgesaugt werden.
"Diese Feinstäube, die wir natürlich auch heute auf den Straßen und in der Umwelt vorfinden, bestehen zum größten Teil aus Quarzstäuben, aus Gesteinsmehlen, aus Schwermetallstäuben, die durch den Straßenverkehr und die Industrie verursacht werden."
Hinzu kommen Haare und Hautschuppen, sowie Fasern und Flusen von Kleidungsstücken, ergänzt der Prüfstaubverantwortliche bei der Deutschen Montantechnologie (DMT) in Essen. Nicht zu vergessen Haare von Hausgenossen wie Hund, Katze oder Kaninchen. Oder auch Federn von Wellensittichen. Die befördern übrigens auch Sand aus ihrem Käfig auf den Boden. Helmut Parr weiß, wovon er spricht. Schließlich produziert er mit seinen Mitarbeitern selbst jede Menge Dreck. Und zwar nicht weniger als zwei Tonnen pro Jahr. Allerdings keinen x-beliebigen Dreck, sondern normierten Hausstaub. Damit testen weltweit alle namhaften Hersteller die Leistungsfähigkeit ihrer Staubsauger. Seit 35 Jahren befasst sich Helmut Parr mit Stäuben aller Art. Bei Staubsaugern, sagt er, kommt es nicht nur auf die Saugleistung an, sondern vor allem darauf, dass der Dreck auch im Beutel bleibt. Aus gesundheitlichen Gründen. Wirklich zufrieden ist Parr erst dann, wenn er feststellt:
"Die filtern so gut den Staub ab, dass auch ein Allergiker damit arbeiten kann, weil hinten nur noch warme Luft rauskommt und keine belasteten Partikel mehr."
Als mit den deutschen Kohlen noch Kohle zu verdienen war, stand für die DMT die Gesundheit der Bergleute im Forschungsvordergrund. Vor allem, um mit filigranen Filtertechniken der lebensbedrohenden Staublunge vorzubeugen. Auf die erzielten Erfolge ist der Prüfstaubverantwortliche der DMT noch heute stolz. Mit Beginn der Talfahrt des deutschen Bergbaus sah man sich bei der DMT nach neuen Aufgabenfeldern und damit auch noch neuen Einnahmequellen um. Als dann vor zehn Jahren Staubsaugerhersteller ihrerseits Experten suchten, die einen Prüfstaub für ihre Entwicklungsabteilungen liefern konnten, musste man, erinnert sich Helmut Parr, nicht lange überlegen:
"Was für den Bergmann unter Tage gut ist, kann für den Menschen über Tage auch nur gut sein. Dazu kommt, dass wir ständig wachsend allergische Erkrankungen vorfinden bei unseren Mitmenschen, die auch hervorgerufen durch Einatmen von Stäuben und belasteten Stäuben."
So kam man ins Geschäft rund um den gemeinen Hausstaub. Doch den musste man erst einmal genau unter die Lupe nehmen:
"Wir haben zu Anfang unsere Freunde, Verwandte, Bekannte, Geschäftsfreunde angerufen und haben die gebeten, uns ihre Staubsaugerbeutel zu schicken, dass wir erst mal sehen konnten, was ist in dem Hausstaub drin. Das wurde dann ausgeweitet auf den europäischen Raum, dass aus den Urlauben, dass aus den Ferienhäusern oder aus den Hotels Staubsaugerbeutel mitgebracht wurden."
Heraus kam unter anderem: Wer auf dem Land lebt, hat mehr organische Stoffe wie Gräser im Saugerbeutel, wer in Großstädten lebt, schleppt mehr Schwermetallstäube in seine Wohnung. Am Ende der Untersuchungen stand dann eine geschützte Mixtur, nach der man nun den weltweit gefragten durchschnittlichen Hausstaub fabriziert:
"Wir stehen hier gerade vor der Mischtrommel...Es ist sehr schwierig eben, lange Flusen, Haare, Fasern, grobe Sandpartikel und extrem feine Stäube homogen miteinander zu vermischen, so wie wir sie zu Hause auch auf dem Fußboden im Normalfall vorfinden."
Das Rezept wird natürlich nicht verraten, aber es sind allerhand Zutaten, die in der Mischtrommel landen. In einer Reihe von Regalen lagern Dutzende von Glasschalen, die so ziemlich alles enthalten, was sich im Hausstaub wiederfindet:
"In diesen Glasschälchen sehen sie als Erstes diese einzelnen Bestandteile des künstlichen Hausstaubes. Der besteht dann aus einem gröberen Mineralstoff, der besteht auch aus Mineralsanden, die dann eben diese gröberen Sande nachbilden, einem Mineralmehl, was diese Feinstpartikel nachbildet. Es besteht aus Baumwolle. Dies ist zum Beispiel eine Rohbaumwolle, so wie sie in Ägypten vom Baum gepflückt wurde, die ist nicht behandelt in irgendeiner Form. Die wird erst von uns aufbereitet und in eine Faserlänge gebracht, die dann für unsere Prüfstäube relevant sind."
Staub landet in allen Ritzen - und lagert sich auf allen Oberflächen ab. Zum Leidwesen von Allergikern bis ins Bett. Also gehören auch Betten zum Aufgabengebiet des Prüfstaubverantwortlichen bei der DMT:
"Wenn jemand Allergiker oder Asthmatiker ist, hat er natürlich, wenn er nachts schläft, seine Nase in der Bettdecke und atmet die Stäube, die in der Matratze vorhanden sind oder die er selber da rein trägt. Auch die entstehen allein durch Bewegung, durch den Abrieb der einzelnen Bestandteile dieses ganzen Bettes."
Abhilfe versprechen Allergikern sogenannte Matratzenschonbezüge, die nur Luft und ausgeschwitzte Körperflüssigkeit durchlassen sollen. Ob diese Schonbezüge den Ansprüchen genügen, auch das prüft die Abteilung Staub bei der DMT:
"Die Matratze wird dann mit uns bekanntem Staub kontaminiert. Dieses Matratzen-Incasing, dieser Schutzbezug wird dann außen rum geführt und dann wird die Matratze in der ganzen Nacht mit einer rollenden Walze bearbeitet, die also den unruhigen Schlaf simuliert."
Nur wenn der Schonbezug wirklich das hält, was er verspricht, gibt es für die Hersteller das begehrte Zertifikat, mit dem man Käufer überzeugt. Dreck, genauer: Künstlich hergestellter Hausstaub, das ist ein weltweit gefragter Exportschlager geworden. Forschungsergebnisse aus den Tiefen des deutschen Bergbaus, die sich inzwischen über Tage rentieren.
Nun geht es bei der Produktion von Hausstaub zwangsläufig nicht ganz staubfrei zu. Obwohl ständig Absauganlagen laufen, am Ende muss auch bei der DMT ordentlich durchgesaugt werden.