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Ausblick in Zeit und Raum

Astronomie. - Wenn andere zum Jahreswechsel heißes Blei in kaltes Wasser gießen, um in die Zukunft zu schauen, wissen Sterngucker bereits ziemlich genau, was sie in den kommenden zwölf Monaten erwartet. Weil die Bahnen von Sternen, Planeten und Kometen ziemlich berechenbar sind, verspricht 2005 für Astronomen ein eher karges Jahr zu werden. Immerhin, auf einige Highlights dürfen sich Amateure und Profis dennoch freuen.

    Wann beginnt denn eigentlich das neue Jahr? Dumme Frage, werden manche sagen: um 00.00 Uhr des 1. Januar. Doch während der Truthahn in der Neuen Welt noch in der Röhre gart und das neue Jahr noch fern ist, liegen Bewohner kurz hinter der Datumsgrenze vermutlich bereits im neujährlichen Schlaf. Trotzdem geben Astronomen zu ihrem definitiven Jahreswechsel exakte Auskunft, und das jedes Jahr auf das Neue. So begann das astronomische Jahr 2005 um 6.51 Uhr MEZ am 31. Dezember 2004. Denn da stand die Sonne an einer zwar willkürlichen, aber dennoch klar vereinbarten Stelle am Himmel. So bestimmte der Königsberger Mathematiker und Astronom Wilhelm Bessel im 19. Jahrhundert den Jahresanfang - unabhängig von geografischen Längen - auf jenen Zeitpunkt, zu dem die Sonne in ihrer scheinbaren Bahn durch den Tierkreis exakt 280 Grad vom Frühlingspunkt entfernt ist. Demnach beginnt das Jahr 2006 ebenfalls bereits in diesem Jahr, nämlich am 31. Dezember 2005 um exakt 12.40 Uhr und sieben Sekunden.

    Zwei obligate Sonnenfinsternisse stehen in diesem Jahr auf dem himmlischen Veranstaltungsplan, eine davon ist sogar, wenn auch mit kleinen Einschränkungen, hierzulande am 3. Oktober zu verfolgen. Je weiter südlich der Beobachter dabei steht, desto höher steigt der Grad der Verfinsterung, auch wenn sie nicht vollständig sein kann. Wer indes eine fast völlige Sonnenverdunkelung durch den Mond genießen will, muss sich bis beispielsweise nach Spanien begeben. Allerdings wird seine Bahn den Mond zu weit von der Erde weg führen, um die gesamte Sonne zu verdecken. Daher entsteht das nicht minder faszinierende Phänomen einer ringförmigen Finsternis, wenn unser Trabant in rund vier Minuten das Zentralgestirn passiert. Für die zweite Sonnenverfinsterung müssen Enthusiasten deutlich weiter reisen: sie wird zwischen dem 8. und 9. April im Wesentlichen über dem Südpazifik zwischen Neuseeland und Kolumbien/Venezuela zu bewundern sein.

    Für Planetenbeobachtungen bietet sich derzeit Saturn an. Der Riese steht dafür im Sternbild Zwillinge sehr günstig, er tritt am 14. Januar in Opposition. Jupiter folgt dann mit seiner Opposition am 3. April im Sternbild Jungfrau. Im Herbst schließlich übernimmt Mars die Stafette - er wird am 7. November der Sonne gegenüber stehen und dann während der ganzen Nacht zu sehen sein. Zu der gut ausgeleuchteten Situation kommt hinzu, dass der Planet dann bis auf etwa 70 Millionen Kilometer an die Erde heran tritt. Etwas Abwechselung bietet der Komet Machholz, der schon in den kommenden Tagen westlich der Plejaden vorbei zieht. Bereits ein einfaches Fernglas sollte genügen, um den einsamen Wanderer zu erspähen.

    [Quelle: Hermann Michael Hahn]