Es ist eine überfüllte Ausstellung, buchstäblich vollgestopft mit Werken und mit vielen Monitoren und Projektionen zwischen den großen und kleinen Skulpturen von Beuys, der hier quasi als Zeitgenosse noch einmal durch die vielen lebenden Bilder verlebendigt wird.
"Jeder Mensch ist ein Kreativer. Jeder Mensch, in jedem Menschen kommt etwas heraus von einem Ursprünglichen, von einem Schöpferischen, von einem Element, was sozusagen an diesem Punkt des Denkens - hier sehe ich den Begriff des Denkens als den wichtigsten Punkt in meinem Antikunst-Begriff - durch das Denken etwas völlig Neues in die Welt, was wieder hinüberleitet und klarstellt den Begriff der Freiheit."
Beuys wie er leibte und lebte, wie er schrieb und lehrte. Sein erweiterter Kunstbegriff wird in zahllosen Bildschnipseln und Zitaten erklärt und von ihm selbst verteidigt. "Die Revolution sind wir", dieser einfache Satz, der so merkwürdig nach Pose klingt, oder das mittlerweile zum geflügelten Wort gewordene "Jeder ist ein Künstler" werden so nach und nach aus dem Klischee herausgelöst, das sich mit Beuys immer noch verbindet. Beuys der Scharlatan, Beuys der Clown mit Hut. Kaum etwas macht das öffentliche Missverständnis seiner Revolutionskunst so deutlich wie sein Disput mit dem erzkonservativen Philosophen Arnold Gehlen 1970, der Beuys eigentlich öffentlich vorführen wollte.
"Gehlen: In der Kölner Kunstmesse im vergangenen Jahr war von Ihnen zu sehen ein Volkswagenbus, und aus dem kamen heraus eine große Anzahl, ich weiß nicht, waren es zwanzig, verbessern Sie mich, kleine -
Beuys: Vierzig!
Gehlen: - vierzig kleine Schlitten, die alle gleichen Modells waren und alle eine bestimmte Verpackung hatten. Ich habe lange davor gestanden und war belustigt. Das wollte ich Ihnen eigentlich nicht versetzen. Aber...
Beuys: Na, ist doch gut!
Gehlen: Nein! Dann...
Beuys: Ja, prima, wieso denn nicht!
Gehlen: … dann... dann sind Sie ja ein Spieleveranstalter!
Beuys: Ja wieso denn nicht!
Gehlen: Warum haben Sie keine Kinderwagen genommen?
Beuys: Warum? - Ich würde sagen, weil ich doch das Thema bestimmt habe, ich habe doch die Sache bestimmt, ob Schlitten. Die Kinderwagen sollen Sie nehmen! Und versuchen (Gelächter) - und versuchen, ob Sie da was mit hinkriegen, was die Menschen interessiert!"
Dem Besucher wird deutlich, dass es sich am Ende um alles andere als um geschwätzige Posen, um politischen Firlefanz handelt. Die Ausstellung befreit das sogenannte "Utopische" bei Beuys, sein politisches Engagement und seine Theorie vom Zeitkolorit der sechziger, siebziger Jahre und macht sie als künstlerisch-visiönäre Haltung verständlich, die an sich völlig zeitlos ist und sich auch selbst explizit so versteht.
Skulptur und Sprache, Kunst und soziale Utopie sollen hier räumlich verschmelzen oder sich zumindest überlagern. Dadurch ist diese Retrospektive durchaus inspirierend.
Der gute Wille allerdings, hier möglichst viel zu zeigen, geht leider zu Lasten der Skulpturen. Die Kuratoren haben es versäumt, ihnen den Raum zu lassen, den sie brauchen. Auch die an sich großzügige Haupthalle des Hamburger Bahnhofs wirkt plötzlich unglaublich eng, voll gestellt, enigmatische Großinstallationen wie Beuys letztes Werk "Palazzo Regale", das in einem eigenen Kubus präsentiert wird, scheinen ausdruckslos erstarrt, weil es ihnen insgesamt an Platz fehlt. Vom künstlerischen Prozess, dem Hauptbestandteil von Beuys' Utopiedenken, ist dadurch kaum mehr etwas zu spüren. Das ist schade.
"Jeder Mensch ist ein Kreativer. Jeder Mensch, in jedem Menschen kommt etwas heraus von einem Ursprünglichen, von einem Schöpferischen, von einem Element, was sozusagen an diesem Punkt des Denkens - hier sehe ich den Begriff des Denkens als den wichtigsten Punkt in meinem Antikunst-Begriff - durch das Denken etwas völlig Neues in die Welt, was wieder hinüberleitet und klarstellt den Begriff der Freiheit."
Beuys wie er leibte und lebte, wie er schrieb und lehrte. Sein erweiterter Kunstbegriff wird in zahllosen Bildschnipseln und Zitaten erklärt und von ihm selbst verteidigt. "Die Revolution sind wir", dieser einfache Satz, der so merkwürdig nach Pose klingt, oder das mittlerweile zum geflügelten Wort gewordene "Jeder ist ein Künstler" werden so nach und nach aus dem Klischee herausgelöst, das sich mit Beuys immer noch verbindet. Beuys der Scharlatan, Beuys der Clown mit Hut. Kaum etwas macht das öffentliche Missverständnis seiner Revolutionskunst so deutlich wie sein Disput mit dem erzkonservativen Philosophen Arnold Gehlen 1970, der Beuys eigentlich öffentlich vorführen wollte.
"Gehlen: In der Kölner Kunstmesse im vergangenen Jahr war von Ihnen zu sehen ein Volkswagenbus, und aus dem kamen heraus eine große Anzahl, ich weiß nicht, waren es zwanzig, verbessern Sie mich, kleine -
Beuys: Vierzig!
Gehlen: - vierzig kleine Schlitten, die alle gleichen Modells waren und alle eine bestimmte Verpackung hatten. Ich habe lange davor gestanden und war belustigt. Das wollte ich Ihnen eigentlich nicht versetzen. Aber...
Beuys: Na, ist doch gut!
Gehlen: Nein! Dann...
Beuys: Ja, prima, wieso denn nicht!
Gehlen: … dann... dann sind Sie ja ein Spieleveranstalter!
Beuys: Ja wieso denn nicht!
Gehlen: Warum haben Sie keine Kinderwagen genommen?
Beuys: Warum? - Ich würde sagen, weil ich doch das Thema bestimmt habe, ich habe doch die Sache bestimmt, ob Schlitten. Die Kinderwagen sollen Sie nehmen! Und versuchen (Gelächter) - und versuchen, ob Sie da was mit hinkriegen, was die Menschen interessiert!"
Dem Besucher wird deutlich, dass es sich am Ende um alles andere als um geschwätzige Posen, um politischen Firlefanz handelt. Die Ausstellung befreit das sogenannte "Utopische" bei Beuys, sein politisches Engagement und seine Theorie vom Zeitkolorit der sechziger, siebziger Jahre und macht sie als künstlerisch-visiönäre Haltung verständlich, die an sich völlig zeitlos ist und sich auch selbst explizit so versteht.
Skulptur und Sprache, Kunst und soziale Utopie sollen hier räumlich verschmelzen oder sich zumindest überlagern. Dadurch ist diese Retrospektive durchaus inspirierend.
Der gute Wille allerdings, hier möglichst viel zu zeigen, geht leider zu Lasten der Skulpturen. Die Kuratoren haben es versäumt, ihnen den Raum zu lassen, den sie brauchen. Auch die an sich großzügige Haupthalle des Hamburger Bahnhofs wirkt plötzlich unglaublich eng, voll gestellt, enigmatische Großinstallationen wie Beuys letztes Werk "Palazzo Regale", das in einem eigenen Kubus präsentiert wird, scheinen ausdruckslos erstarrt, weil es ihnen insgesamt an Platz fehlt. Vom künstlerischen Prozess, dem Hauptbestandteil von Beuys' Utopiedenken, ist dadurch kaum mehr etwas zu spüren. Das ist schade.