Der Tod des Alan Senitt hat die Stadt Washington aufgeschreckt: Nach einem Kinobesuch brachte der 27-jährige Brite um 2 Uhr morgens eine Freundin im schicken Stadtviertel Georgetown nach Hause, als sich plötzlich vier Gestalten vor ihm aufbauten. Die Situation eskalierte, als einer der Täter die Frau auf den Boden zerrte und vergewaltigen wollte. Alan Senitt bezahlte seinen Versuch, die Freundin mutig zu schützen, mit dem Leben. 13 Morde in elf Tagen sowie mehr und mehr Raubüberfälle an Touristen; Polizeichef Charles Ramsey sah sich gezwungen, im Juli den Notstand zu erklären.
"Wir können uns bei der Bekämpfung der Kriminalität nicht 14 Tage Zeit lassen. Wenn ich 14 Tage brauche und es in diesem Takt weitergeht, dann haben wir 14 weitere Tote auf der Straße liegen."
Der Polizeichef will deshalb 300 neue Polizisten rekrutieren. Und er möchte den potenziell kriminellen Nachwuchs stoppen: Anfang August verfügten die Stadtoberen eine Ausgangssperre für Teenager: Seitdem dürfen Jugendliche unter 17 Jahren in Washington DC, einschließlich der Söhne und Töchter von Touristen, nach 22 Uhr nicht mehr allein in der Stadt unterwegs sein. Mit dieser Maßnahme will die Stadt minderjährige Opfer schützen, vor allem aber die immer jüngeren Täter von ihren Streifzügen abhalten: Minderjährige sind laut Polizeistatistik an 40 von 100 Raubüberfällen beteiligt. Auch einer der vier Mörder von Alan Senitt war gerade mal 15 Jahre alt.
Zusätzlich zu dieser Maßnahme wachen neuerdings 48 Kameras über die Sicherheit in der US-Hauptstadt. Den Eltern der Minderjährigen, die von der Polizei nach der Ausgangssperre aufgegriffen werden, droht ein Bußgeld bis zu 500 US-Dollar. Der 17-jährige Mike hält viel von einer Ausgangssperre:
"Ich finde es gut, dann gibt es weniger Verbrechen. Jugendliche sollten ausgeruht in die Schule gehen. Man sollte die Ausgangssperre sogar noch ausweiten auf 18 Jahre."
Adrian Fenty glaubt nicht an den Erfolg der Ausgangssperre. Der 35-jährige Politiker möchte das Übel - Armut und Jugendarbeitslosigkeit - lieber an der Wurzel packen. Als bisheriger Favorit für die am 12. September anstehende Neuwahl eines Bürgermeisters wagte er es als einziger im Stadtrat, gegen die durchaus populäre Notstandsverordnung zu stimmen.
"Ich stimme mit einem Ja bei wirklich wirksamen Maßnahmen bei der Bekämpfung gegen die Kriminalität. Ich sage allerdings nein zu irgendwelchen Wohlfühl-Maßnahmen."
Gewalt auf der Straße und eine allgemein hohe Kriminalitätsrate sind eigentlich nichts Neues für die Bürger der US-Hauptstadt. Ende der 80er Jahre zählte Washingtons Statistik mehr als einen Mord pro Tag. Die Kriminalität ist inzwischen zwar um über die Hälfte zurückgegangen. Doch unter den Tätern schwerer Kriminalität finden sich immer mehr Jugendliche. In diesem Jahr stieg die Zahl der Raubüberfälle um 82 Prozent.
Der Mordfall Alan Senitt und die Raubüberfälle an der Mall, gleich neben dem Obelisken des Washington Monuments, hatten die Stadt alarmiert. Plötzlich eskalierte die Gewalt in Gegenden, die bisher als sicher galten. Die Täter wagten sich raus aus ihren meist ärmlichen Vierteln. Polizeichef Charles Ramsey fürchtet nun, dass die Kriminalität in die besseren Viertel hinüberschwappt.
"Wissen Sie, ich bin seit mehr als 35 Jahren bei der Polizei. Ob Sie es glauben oder nicht: Die Leute, die ein Verbrechen begehen, tun das innerhalb der Meile, in der sie leben. Jetzt aber gehen sie in die Nachbarschaft und verüben dort ihre Verbrechen. "
Washington ist eine geteilte Stadt. Der weiße Bevölkerungsteil in der überwiegend schwarz dominierten US-Hauptstadt lebt in den wohlhabenden Villenvierteln - vor allem im Nordwesten. Viele Schwarze oder Lateinamerikaner hingegen bewohnen den Nord- oder Südosten der US-Hauptstadt, in denen Armut und Arbeitslosigkeit vorherrschen. Immer wieder geraten dort Unschuldige in die Schusslinie rivalisierender Straßengangs.
Jugendliche ohne Lebensziel, sagt Marc Fisher, Kolumnist der "Washington Post", sind für die Banden eine allzu leichte Beute. Aber eigentlich glaube er nicht an eine neue Welle der Gewalt.
"Was wir hier sehen ist der alljährliche Anstieg der Kriminalität in den Sommermonaten. Die Zahl der Diebstähle an Touristen beziehungsweise an der Mall ist angestiegen. Und ein Weißer ist in einem von Weißen dominierten Viertel ermordet worden. Die meisten Opfer aber sind schwarz. Wenn aber ein Weißer ermordet wird, ruft die Stadt sofort den Notstand aus."
Es ist oftmals auch Langeweile, die die Kids in der schwülen Hitze ihrer sommerlichen Schulferien auf kriminelle Gedanken bringt. So war es im Fall der fünf jungen Räuber im Alter von 16 bis 22, die bis zu ihrer kürzlichen Festnahme mit einer Serie von Raubüberfällen die Hoteliers und Restaurantbesitzer um ihre touristische Kundschaft bangen ließen. Die Jugendlichen aus dem Südosten Washingtons hatten sich die Mall, den beschaulichen Grünstreifen zwischen Kapitolshügel und Lincoln Memorial, als ihren "sweet spot" ausgeguckt. Ein perfekt gewählter Ort, um Touristen auszurauben, erklärte der 17-jährige Anführer beim Verhör nach seiner Verhaftung . Den Teenager erwartet nun eine Haftstrafe von bis zu 120 Jahren Gefängnis.
Vor wenigen Tagen hat Washingtons Bürgermeister Anthony Williams die Ausgangssperre noch einmal bis Ende September verlängert. Stolz präsentierte er Zahlen, wonach die Kriminalität im August deutlich gesunken ist. Und er rechtfertigte seinen Kurs als eine Art Jugendschutz: Die Zahl schwerer Gewaltverbrechen an Jugendlichen nämlich sei auf Null gefallen.
"Wir können uns bei der Bekämpfung der Kriminalität nicht 14 Tage Zeit lassen. Wenn ich 14 Tage brauche und es in diesem Takt weitergeht, dann haben wir 14 weitere Tote auf der Straße liegen."
Der Polizeichef will deshalb 300 neue Polizisten rekrutieren. Und er möchte den potenziell kriminellen Nachwuchs stoppen: Anfang August verfügten die Stadtoberen eine Ausgangssperre für Teenager: Seitdem dürfen Jugendliche unter 17 Jahren in Washington DC, einschließlich der Söhne und Töchter von Touristen, nach 22 Uhr nicht mehr allein in der Stadt unterwegs sein. Mit dieser Maßnahme will die Stadt minderjährige Opfer schützen, vor allem aber die immer jüngeren Täter von ihren Streifzügen abhalten: Minderjährige sind laut Polizeistatistik an 40 von 100 Raubüberfällen beteiligt. Auch einer der vier Mörder von Alan Senitt war gerade mal 15 Jahre alt.
Zusätzlich zu dieser Maßnahme wachen neuerdings 48 Kameras über die Sicherheit in der US-Hauptstadt. Den Eltern der Minderjährigen, die von der Polizei nach der Ausgangssperre aufgegriffen werden, droht ein Bußgeld bis zu 500 US-Dollar. Der 17-jährige Mike hält viel von einer Ausgangssperre:
"Ich finde es gut, dann gibt es weniger Verbrechen. Jugendliche sollten ausgeruht in die Schule gehen. Man sollte die Ausgangssperre sogar noch ausweiten auf 18 Jahre."
Adrian Fenty glaubt nicht an den Erfolg der Ausgangssperre. Der 35-jährige Politiker möchte das Übel - Armut und Jugendarbeitslosigkeit - lieber an der Wurzel packen. Als bisheriger Favorit für die am 12. September anstehende Neuwahl eines Bürgermeisters wagte er es als einziger im Stadtrat, gegen die durchaus populäre Notstandsverordnung zu stimmen.
"Ich stimme mit einem Ja bei wirklich wirksamen Maßnahmen bei der Bekämpfung gegen die Kriminalität. Ich sage allerdings nein zu irgendwelchen Wohlfühl-Maßnahmen."
Gewalt auf der Straße und eine allgemein hohe Kriminalitätsrate sind eigentlich nichts Neues für die Bürger der US-Hauptstadt. Ende der 80er Jahre zählte Washingtons Statistik mehr als einen Mord pro Tag. Die Kriminalität ist inzwischen zwar um über die Hälfte zurückgegangen. Doch unter den Tätern schwerer Kriminalität finden sich immer mehr Jugendliche. In diesem Jahr stieg die Zahl der Raubüberfälle um 82 Prozent.
Der Mordfall Alan Senitt und die Raubüberfälle an der Mall, gleich neben dem Obelisken des Washington Monuments, hatten die Stadt alarmiert. Plötzlich eskalierte die Gewalt in Gegenden, die bisher als sicher galten. Die Täter wagten sich raus aus ihren meist ärmlichen Vierteln. Polizeichef Charles Ramsey fürchtet nun, dass die Kriminalität in die besseren Viertel hinüberschwappt.
"Wissen Sie, ich bin seit mehr als 35 Jahren bei der Polizei. Ob Sie es glauben oder nicht: Die Leute, die ein Verbrechen begehen, tun das innerhalb der Meile, in der sie leben. Jetzt aber gehen sie in die Nachbarschaft und verüben dort ihre Verbrechen. "
Washington ist eine geteilte Stadt. Der weiße Bevölkerungsteil in der überwiegend schwarz dominierten US-Hauptstadt lebt in den wohlhabenden Villenvierteln - vor allem im Nordwesten. Viele Schwarze oder Lateinamerikaner hingegen bewohnen den Nord- oder Südosten der US-Hauptstadt, in denen Armut und Arbeitslosigkeit vorherrschen. Immer wieder geraten dort Unschuldige in die Schusslinie rivalisierender Straßengangs.
Jugendliche ohne Lebensziel, sagt Marc Fisher, Kolumnist der "Washington Post", sind für die Banden eine allzu leichte Beute. Aber eigentlich glaube er nicht an eine neue Welle der Gewalt.
"Was wir hier sehen ist der alljährliche Anstieg der Kriminalität in den Sommermonaten. Die Zahl der Diebstähle an Touristen beziehungsweise an der Mall ist angestiegen. Und ein Weißer ist in einem von Weißen dominierten Viertel ermordet worden. Die meisten Opfer aber sind schwarz. Wenn aber ein Weißer ermordet wird, ruft die Stadt sofort den Notstand aus."
Es ist oftmals auch Langeweile, die die Kids in der schwülen Hitze ihrer sommerlichen Schulferien auf kriminelle Gedanken bringt. So war es im Fall der fünf jungen Räuber im Alter von 16 bis 22, die bis zu ihrer kürzlichen Festnahme mit einer Serie von Raubüberfällen die Hoteliers und Restaurantbesitzer um ihre touristische Kundschaft bangen ließen. Die Jugendlichen aus dem Südosten Washingtons hatten sich die Mall, den beschaulichen Grünstreifen zwischen Kapitolshügel und Lincoln Memorial, als ihren "sweet spot" ausgeguckt. Ein perfekt gewählter Ort, um Touristen auszurauben, erklärte der 17-jährige Anführer beim Verhör nach seiner Verhaftung . Den Teenager erwartet nun eine Haftstrafe von bis zu 120 Jahren Gefängnis.
Vor wenigen Tagen hat Washingtons Bürgermeister Anthony Williams die Ausgangssperre noch einmal bis Ende September verlängert. Stolz präsentierte er Zahlen, wonach die Kriminalität im August deutlich gesunken ist. Und er rechtfertigte seinen Kurs als eine Art Jugendschutz: Die Zahl schwerer Gewaltverbrechen an Jugendlichen nämlich sei auf Null gefallen.