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Ausgepumpt

Erdöl zu erschwinglichen Preisen zu beziehen - davon hängt heute das Wohl der Industriestaaten ab. Aber: Die Zeit des "einfachen Öls" ist vorbei. Die Ölfirmen stoßen deshalb in immer extremere Gebiete vor - ein gefährliches Unterfangen.

Von Jule Reimer und Dagmar Röhrlich | 17.06.2010
    "Was ist Erdöl? Erdöl, das sind viele Tröpfchen, die in Sand oder in winzigen Gesteinsporen vorkommen und man muss sich die Lagerstätten nicht als unterirdischen Erdölseen vorstellen, sondern eher wie einen mit Tropfen gefüllten Schwamm."

    Jean Pierre Favennec hat jahrelang am staatlichen französischen Erdölinstitut IFP Management und Geschichte der Erdölförderung gelehrt – im besseren Pariser Vorort Rueil-Malmaison. Jetzt, nahe dem Rentenalter, arbeitet er als freier Consultant. Erdöl hat sein Leben und die Lehrpläne der IFP-Hochschule bestimmt.

    Erdöl lässt sich bis in den hintersten Winkel der Welt schaffen, ist vielseitig einsetzbar und lagerfähig. Dank dieser Eigenschaften wird weltweit ein Drittel der Primärenergie aus Erdöl erzeugt. LKW, Autos, Dieselloks würden ohne Erdöl nicht fahren, Flugzeuge nicht fliegen, viele Gebäude blieben ungeheizt. Computergehäuse, PET-Flaschen, Fleece-Pullis, Plastiktüten, Bade-Entchen, Frühstückdosen, Telefone, Hautcremes: Erdöl ist der Grundstoff für unzählige Alltagsgegenstände. Ohne Erdöl kämen weder Weizen, noch Fleisch noch Gemüse in großen Mengen in die Supermärkte. Aubrey Manning, emeritierter Professor an der Universität Edinburgh:

    "Für jede Kalorie Nahrungsmittel, die heute in den USA produziert wird, werden sieben Kalorien fossile Brennstoffe eingesetzt, und zwar bis zum Farmgatter. Da sind wir noch nicht auf dem Markt, haben noch nichts verpackt und an die Leute verkauft."

    Erdöl zu erschwinglichen Preisen zu beziehen – davon hängt heute das Wohl der Industriestaaten ab. Seit dem Unfall der Deepwater Horizon stehen die Erdölkonzerne allerdings wieder einmal in der Kritik, allen voran BP.

    International wird Erdöl in der Einheit Barrel – übersetzt Fass – gehandelt. Ein Barrel gleich 159 Liter. 30 Milliarden Barrel verbraucht die Welt pro Jahr, das sind rund 85 Millionen Barrel oder mehr als 13 Milliarden Liter am Tag.

    Erdöl war lange billig. Bis zur ersten Ölkrise 1973 kostete das Fass drei US-Dollar, danach meist zwischen zehn und 20 Dollar pro Barrel. Erst der Wirtschaftsboom dieses Jahrzehnts trieb ihn hoch, kurzzeitig sogar auf fast 150 Dollar. Derzeit pendelt der Ölpreis schon länger um die 75 Dollar. Dabei kostet es die Konzerne nur zwischen zwei und rund 20 US-Dollar, das Öl an Land oder in flachen Küstengewässern zu fördern. Die Firmen machten in den vergangenen zehn Jahren also satte Gewinne.

    Aber: Die Zeit des "einfachen Öls" ist vorbei, erklärt Catalin Teodoriu vom Institut für Erdöl- und Erdgastechnik der Technischen Universität Clausthal-Zellerfeld. Die Ölfirmen stoßen deshalb in immer extremere Gebiete vor:

    "Unser Hunger nach Öl treibt uns in die Tiefsee, denn neue Felder finden wir nur noch dort, wo noch niemand gesucht hat: immer tiefer im Meer, in der Arktis und Antarktis."

    Noch vor 20 oder 30 Jahren galt die Tiefsee als nicht zu erschließen: zu kompliziert und vor allem zu teuer. Dann begann der Ölpreis zu klettern - und plötzlich lohnte es sich, die Technologien fürs Extreme zu entwickeln. Dabei ist das Macondo-Ölfeld, in dem die Deepwater Horizon bohrte, keineswegs die Speerspitze der Offshore-Förderung:

    "Die Bohrung, die die Deepwater Horizon dort abgeteuft hat, entspricht dem Stand der Technik. 1500 Meter Wassertiefe ist inzwischen keine Herausforderung mehr. Die liegt bei 2000 oder 2500 Metern Wassertiefe, etwa wie die Bohrungen der Petrobras vor der Küste Brasiliens oder auch einige der Bohrungen im Golf von Mexiko in 2000, 2300 Metern Wassertiefe."

    Um so weit zu kommen, mussten die Ingenieure zunächst mit dem alles zerquetschenden Druck der Tiefsee fertig werden. Etwa beim Riser, einer Steigleitung aus Spezialstahl mit extrem festen Verbundwerkstoffen, die über Hunderte und Tausende von Metern hinweg den Meeresgrund mit dem Schiff verbindet:

    "Das sind sehr komplexe Systeme, die nicht nur ihr eigenes Gewicht tragen und den oft starken Tiefenströmungen widerstehen, sondern die auch stabil genug sein müssen, damit die gesamten Bohroperationen ablaufen können."

    An der Meeresoberfläche dümpeln Bohrschiffe oder schwimmende Bohrplattformen, alles wahre Monster im Ozean. Von dort aus laufen alle komplexen Operationen ferngesteuert am Meeresboden ab.

    In der Lagerstätte selbst steht das brühend heiße Öl unter Hochdruck: Es will durch das Bohrloch herausschießen. Deshalb pressen die Ingenieure ständig Spezialschlamm in das Bohrloch, um es unter Kontrolle zu halten. Das sind alles sehr komplexe Operationen, erklärt Catalin Teodoriu und zitiert einen Shell-Manager, der einmal erklärt hat:

    "Shell macht am Meeresboden Ähnliches wie die Nasa auf dem Mond."

    Und so erinnert das, was sich derzeit im Golf von Mexico abspielt, irgendwie auch an Apollo 13 – jenen Horrorflug, bei dem auf dem Weg zum Mond ein Tank explodierte.

    "Das Bohren in der Tiefsee kennt einige technologischen Herausforderungen, denen sehr viel schwerer begegnet werden kann als an Land oder in flachen Gewässern."

    Das lehre der Blow-out der Deepwater Horizon, erklärt Paul Bommer von der University of Texas in Austin. Dieser Blow-out hat ungeheuere Umweltfolgen, warnt Carl Gustaf Lundin, Leiter der Meeresabteilung bei der Weltnaturschutzunion IUCN:

    "Derzeit sehen wir sehr dramatische Effekte: Diese Ölkatastrophe gehört zu den größten, die wir jemals erlebt haben und es beeinträchtigt alle Ökosysteme: von der Umgebung des Bohrloch in 1500 Metern Wassertiefe über die gesamte Wassersäule bis an die Meeresoberfläche, und die Küsten, wo es die Seegrasbestände verölt, die Strände, und zunehmend auch die Feuchtgebiete und Mangrovenwälder."

    Schon vor dem Unfall zog die Ölindustrie immer wieder Kritik auf sich. Das Verbrennen von Öl heizt die Klimaerwärmung an. In Kanada hinterlässt die teure Gewinnung aus Teersanden Mondlandschaften, die renaturiert werden müssen. In vielen Förderstaaten hat der Ölreichtum Rückschritte statt Fortschritt gebracht. Dort, wo Regierungen durchsetzungsschwach oder desinteressiert waren, haben Ölkonzerne dauerhafte Umweltschäden hinterlassen: wie im nigerianischen Niger-Delta und im Regenwald Ecuadors. Im Sudan und in Angola nährte der Streit um den Zugang zu den Ölquellen lange den Bürgerkrieg und die Korruption – die Unternehmen machten dennoch Gewinne.

    Doch die Zeiten haben sich geändert. Peter Maass, Autor beim New York Times Magazine, hat intensiv und weltweit in der Branche recherchiert:

    "Big Oil ist nicht mehr so big, wie es einmal war, wenn wir unter Big Oil die westlichen Konzerne verstehen, die in den 70er-Jahren noch das Gros der Weltreserven kontrollierten und besaßen. Heute haben sie nur noch Zugriff auf 15 Prozent des Öls, weil Erdöl in vielen Staaten nationalisiert wurde."

    Zudem machen Unternehmen aus Malaysia, Indien, aber vor allem aus China den westlichen Konzernen Konkurrenz. Gemessen am Börsenwert ist Petrochina mittlerweile die Nummer 2 auf dem Weltölmarkt – nach Exxon und vor Shell und Chevron.

    Wo immer man hinkommt: Die chinesischen Unternehmen CNPC, SINOPEC oder CNOOC sind in der Regel schon da. Die russische Regierung liefert sich erfolgreich Kraftproben mit Shell und BP. Regierungen in Afrika, Lateinamerika oder Nahost wählen sich heute ihre Vertragspartner unter mehreren Bewerbern aus.

    Auch das mache die Erdölbranche mehr als andere Branchen anfällig für Korruption, sagt der Journalist Peter Maass:

    "In der Erdölindustrie kommt es nicht darauf an, ein gutes Auto herzustellen, das die Kunden überzeugt, sondern darauf, sich die Förderlizenzen zu sichern, die die Regierungen vergeben. Es geht um sehr viel Geld und es herrscht ein enormer Druck, den Zuschlag zu ergattern. So etwas lässt sich beschleunigen, indem man versucht, Leute zu bestechen."

    Aber über einen Kamm scheren sollte man die Ölkonzerne nicht, erklärt Egbert Wesselink. Er arbeitet für die Nichtregierungsorganisation European Coalition on Oil in Sudan (ECOS) und beobachtet die Umwelt- und Menschenrechtsverletzungen bei der Ölförderung in Entwicklungsländern.

    "Ich sehe, wie der gleiche Konzern in verschiedenen Ländern unterschiedliche Standards hat. In Indonesien praktiziert BP eine sehr gute Sicherheitspolitik. In Kolumbien haben sie furchtbar begonnen, heute sind sie vorbildlich. Shell hingegen hat immer noch nicht verstanden, wie sie es in Nigeria besser machen könnten und anderswo arbeiten sie gut."

    Wenn sich der derzeitige Verbrauchstrend fortsetze, werde die Welt 2030 täglich 105 Millionen Barrel benötigen, schätzt die Internationale Energieagentur IEA – eine Art Energie-Think-Tank der Industriestaaten – in ihrem Weltbericht 2009. Doch seit fünf Jahren verharrt die weltweite Ölförderung bei rund 86 Millionen Barrel täglich – trotz großer Bemühungen, die Ausbeute zu steigern. Ab 2020, so schätzt die IEA, werde der Ölpreis bei diesem Szenario dauerhaft die 100-Dollar-Grenze übersteigen. Fatih Birol, Chefökonom der IEA warnt:

    "Wir glauben, dass wir bei den bisherigen Lagerstätten den Scheitelpunkt der Förderung bis 2020 überschreiten könnten, falls die Nachfrage genauso stark bleiben würde wie bisher und wir keine neuen Ölfelder finden."

    Der Scheitelpunkt der Förderung – englisch Peak Oil - ist das Schreckenswort für die moderne Gesellschaft: Peak Oil steht für die Endlichkeit der Ressource, von der ihr Wohlstand abhängt:

    "Wir gehen in unseren Einschätzungen davon aus, dass zumindest bezogen auf das konventionelle Erdöl innerhalb der nächsten 10 oder 20 Jahre der Höhepunkt der Förderung überschritten wird," schätzt auch Hilmar Rempel von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe. Aber: Keiner weiß genau, wo und wie viele Ölreserven wirklich noch vorhanden sind – auch weil die Firmen und erst recht die Regierungen der Ölförderstaaaten allesamt notorische Geheimniskrämer sind. So lässt sich trefflich darüber streiten, wann der Höhepunkt der Förderung erreicht sein wird, stellt Fatih Birol fest:

    "Die Gleichung hat nämlich zwei Seiten, einerseits: wie hoch sind die Reserven, das stimmt, aber es kommt auch auf die Nachfrageseite an, einerseits wie effizient wir unser Öl in unseren LKWs und Autos einsetzen und andererseits ob wir vielleicht alternative Treibstoffe entwickeln."

    Derzeit wird ein Großteil des Öls aus Feldern gepumpt, die vor 50 oder 60 Jahren gefunden worden sind. Allein über den natürlichen Druck gibt ein Ölfeld maximal ein Drittel seines Inhalts frei. Deshalb muss weiter nachgeholfen werden. Hilmar Rempel:

    "Das kann passieren, einmal durch Einpressen von Wasser in die ölführenden und gasführenden Schichten, oder durch Einpressen von Gas. Und durch tertiäre Verfahren: Man kann Bakterien einsetzen oder auch heißen Wasserdampf einpressen, der das Erdöl, insbesondere wenn es sich um schweres Erdöl handelt, leichter flüssig macht, und mehr aus der Lagerstätte gewonnen werden kann."

    Diese Förderverfahren schieben Peak oil hinaus. In der Tiefsee dagegen sind Suche und Erschließung des Ölfelds besonders teuer:

    "Man kann wahrscheinlich davon ausgehen, dass Tiefsee so in der Größenordnung von 25 bis 30 Dollar pro Barrel etwa kosten würde."

    Öl aus Quellen von mehr als 1500 Metern Wassertiefe liefert etwa fünf Prozent des globalen Verbrauchs. Angesichts der Knappheit sind die Ölkonzerne an allen Küsten unterwegs: im Golf von Mexiko, vor Westafrika, Brasilien, Indonesien, Lybien, Westgrönland oder den Falkland-Inseln. Durch den Klimawandel rücken ironischerweise selbst die Pole ins Visier der Strategen: Dabei ist die Natur dort sehr, sehr empfindlich und ein Unfall hätte katastrophale Folgen. Die Natur könnte sich davon nicht mehr erholen.

    Die Tiefseeölfelder haben in den vergangenen Jahren für wahre Goldgräberstimmung gesorgt: Immer wieder gaben die Firmen die Entdeckung neuer Vorkommen bekannt, großer Felder, deren Ausbeutung sich wirtschaftlich lohnt - jedenfalls bei einem Ölpreis um die 80 US-Dollar.

    "Wobei natürlich das Ganze sich relativiert, wenn man sieht, welche Größenordnungen eingeschätzt werden und das in den Vergleich setzt mit dem Weltjahresverbrauch. In der Regel könnten diese Felder wahrscheinlich nur einen viertel bis einen halben Jahresverbrauch decken."

    Mit den rund 60 Milliarden Barrel Öl, die unter dem Golf von Mexiko liegen sollen, käme die US-Wirtschaft gerade einmal ein Jahrzehnt aus. Der Preis dafür ist hoch - gezahlt wird er im Moment von den Menschen, die am Golf von Mexiko leben und von der Natur. Die Bilder des Öls, das aus einem Rohr herausschießt, von verölten Vögeln und toten Schildkröten haben die Amerikaner aufgerüttelt. Auf einer Anhörung vor dem US-Repräsentantenhaus las Henry Arnold Waxman, Vorsitzender des Ausschusses für Energie und Handel, vergangenen Dienstag den anwesenden Chefs der großen anglo-amerikanischen Ölkonzerne die Leviten:

    "BP sagte, dass die Plattform nicht sinken würde - und sie sank. BP sagte, dass 1000 Barrel Öl am Tag austreten würden - aber es war mehr, und sie wussten es. Jetzt wollen uns die anderen Ölgesellschaften sagen, dass das ein Einzelfall sei, dass bei ihnen so etwas nicht passieren könne. In Vorbereitung auf diese Anhörung haben wir die Notfallpläne aller fünf hier anwesenden Firmen angesehen - und sie sind fast identisch mit dem von BP. Sie haben das gleiche Leistungsvermögen und verwenden identische Ausrüstungen - und zum Teil benutzen sie exakt dieselben Wörter."

    Der Unfall hätte jedem Ölunternehmen passieren können. Davon ist auch Egbert Wesselink von ECOS überzeugt.

    "BP hatte ziemliches Pech. Ich bin mir sicher, dass mehrere Ölunternehmen eine Kerze angezündet haben, um dem lieben Gott zu danken, dass es nicht sie erwischt hat. Denn sie wissen, dass es ihnen genauso hätte passieren können, sogar noch eher."

    Dabei könnte dieser Unfall einen Wendepunkt markieren – so wie der Untergang des Öltankers Exxon Valdez 1989 vor Alaska, durch den die Tankerflotte langfristig sicherer wurde. Die Explosion der Deepwater Horizon sei aber zumindest ein schwerer Rückschlag für die Offshore-Ölindustrie, urteilt Paul Bommer:

    "Wann immer man sich eine durch Technik ausgelöste Katastrophe ansieht, sei es ein Blow-out oder dass ein Spaceshuttle explodiert, es kommt immer eine ganze Reihe von unwahrscheinlichen Ereignissen zusammen. Aber wenn das nicht dazu führt, dass die Ingenieure eine Lösung finden, damit so etwas nicht mehr passieren kann, dann bin ich davon überzeugt, dass die Tiefseeförderung im Golf von Mexiko keine Zukunft hat."

    IEA-Chefökonom Birol glaubt allerdings, dass die westlichen Industriestaaten nicht um die Tiefwasserförderung herumkommen:

    "In den nächsten zehn Jahren wird außerhalb der OPEC-Staaten alles zusätzlich geförderte Öl nur aus Tiefwassergebieten gewonnen werden. Deshalb müssen wir alle notwendigen Auflagen- und Kontrollmechanismen ergreifen, um solche Unfälle wie im Golf von Mexiko künftig zu vermeiden."

    Denn die großen Reserven mit einfachem Zugang liegen weiterhin in Saudi-Arabien, Iran, Irak, Kuwait und den Vereinigten Arabischen Emiraten: Sie bilden den mächtigen Kern der OPEC. Diesem Zusammenschluss gehören insgesamt zwölf Erdöl exportierende Länder an, die dreiviertel aller Öl-Reserven kontrollieren und fast die Hälfte aller weltweiten Ölausfuhren bestreiten.

    "Abgesehen von Anfälligkeit dieser Staaten wegen ihrer geopolitischen Lage ist es kein vertrauenerweckendes Szenario, wenn die künftige Versorgung von sechs Milliarden Menschen von einer Handvoll Länder abhängt. Und nicht nur beim Angebot, sondern auch auf der Nachfrageseite tauchen neue Kräfte auf wie China und Indien. Unsere Projektionen sagen, dass künftig 70 Prozent der globalen Ölnachfrage nur auf diese beiden Regionen entfallen wird."

    Energiesicherheit werde immer bedeutsamer, warnt Birol und ermahnt die Industriestaaten, sich im Transportsektor von Erdöl unabhängiger zu machen: Zum Beispiel durch Elektroautos, deren Strom aus Sonnen, Wind- und Wasserkraft stammt oder in Atomkraftwerken erzeugt wird.

    Das französische Institut du Petrole, das sich heute lieber IFP nennt, hat sich jedenfalls auf eine neue Zeit eingestellt. Man sei unterwegs in ein Jahrhundert des Übergangs, teilt es auf seiner Homepage mit – ein Jahrhundert, in dem Erdöl nicht mehr der wichtigste Hauptdarsteller ist. Jean-Pierre Favennec, der hier so lange gelehrt hat, resümiert:

    "Ich habe vor 40 Jahren in der Erdölbranche begonnen. Diese Zeit war eine gradlinige Entwicklung vorwärts. Aber eins ist sicher: Die nächsten 40 Jahre werden viel mehr Veränderungen bringen als die vergangenen vier Jahrzehnte."