Bei dem Lärmpegel einer Kneipe den Ausführungen des Gegenübers noch zu folgen, ist nicht ganz einfach. Es gelingt nur, wenn wir uns eindringlich auf sein Gesicht und seine Lippenbewegungen konzentrieren. Denn das wissen Experten schon lange: Das Auge unterstützt das Ohr beim Verstehen von Sprache - und zwar umso mehr, je schwerer die Worte akustisch zu verstehen sind. Wie dieser Mechanismus bei Erwachsenen mit Lese-Rechtschreibschwäche funktioniert hat der Psychologe Jascha Rüsseler in einem Experiment an der Universität Magdeburg untersucht:
"In diesem Fall haben wir denen gleichzeitig über einen Computermonitor das Gesicht eines Sprechers gezeigt, der ein Wort sagt, und auditiv dieses Wort dargeboten. Also das akustisch dargebotene Wort und das visuell dargebotene Wort konnten nun entweder identisch sein oder sie konnten unterschiedlich sein. Also wir haben dann die gleiche Stimme des Sprechers, aber einfach ein anderes Wort als das, was man von den Mundbewegungen sieht, den Probanden vorgespielt. Und die Aufgabe der Probanden war, dass sie dasjenige Wort sagen sollten, das sie verstanden hatten."
Der Magdeburger Psychologe verwendete die 600 häufigsten deutschen Hauptwörter. Wenn der Sprecher im Bild beispielsweise "Beschluß" sagt, dann hörte die Versuchsperson gleichzeitig das Wort "Ansicht". Vor allem die Versuchspersonen mit Lese-Rechtschreibschwäche vermischten die gehörte und die gesehene Information. Aus dem gesehenen Wort "Beschluß" und dem gehörten Wort "Ansicht" verstanden sie das Wort "Anschluß". Rüsseler:
"Solche Art Fehler machen die Erwachsenen mit Lese-Rechtschreibschwäche mehr als die ohne Lese-Rechtschreibschwäche. Aber nur dann, wenn der auditive Input verrauscht dargeboten wird. Also die Hälfte der auditiven Worte haben wir ganz normal dargeboten und die andere Hälfte haben wir noch mit einem weichen Rauschen überlagert, das heißt da war der auditive Input schwerer verständlich. Also ungefähr so wenn man in einer Kneipe ist und sich da unterhält, dann beobachtet man ja häufig die Lippenbewegungen des Sprechers, um besser zu verstehen, was der Gegenüber gesagt hat und das scheinen Erwachsene mit Lese-Rechtschreibschwäche auch zu machen und zwar in viel stärkerem Maße als Leute, die keine Lese-Rechtschreibschwäche haben."
Dieses Ergebnis stärkt eine Theorie über die Ursachen der Lese-Rechtschreibschwäche. Sie besagt, dass die Betroffenen auditive - also gehörte - Informationen schlechter verarbeiten, beispielsweise ähnlich klingende Silben wie "da" oder "ta" nicht unterscheiden können. Vermutlich gleichen sie diese Schwäche dadurch aus, dass sie verstärkt auf visuelle Sprachinformationen, also auf die Lippenbewegungen ihres Gegenübers achten. Dadurch entsteht dann auch die Vermischung von den gehörten und den gesehenen Wörtern. Auch die Analyse der Hirnströme während des Experiments bestätigte das Ergebnis von Jascha Rüsseler. Bei den Versuchspersonen mit Lese-Rechtschreibschwäche war eine Struktur in der Großhirnrinde besonders aktiv. Rüsseler:
""Diese Struktur, von der man weiß, dass sie etwas zu tun hat mit der audiovisuellen Integration bei Sprachwahrnehmung, diese Struktur scheint eben bei Erwachsenen mit Lese-Rechtschreibschwäche dann auch in stärkerem Maße aktiv zu sein, wenn diese audiovisuellen Sprachwahrnehmungsprozesse ablaufen."
Die Fähigkeit gehörte und gesehene Informationen miteinander zu verbinden, kann für Menschen mit Lese-Rechtschreibschwäche auch ein Vorteil sein. Wenn sie mit Hilfe gezielter Therapiekonzepte gefördert wird, dann fällt es den Betroffenen nämlich oft leichter, Lesen und Schreiben zu lernen.
"In diesem Fall haben wir denen gleichzeitig über einen Computermonitor das Gesicht eines Sprechers gezeigt, der ein Wort sagt, und auditiv dieses Wort dargeboten. Also das akustisch dargebotene Wort und das visuell dargebotene Wort konnten nun entweder identisch sein oder sie konnten unterschiedlich sein. Also wir haben dann die gleiche Stimme des Sprechers, aber einfach ein anderes Wort als das, was man von den Mundbewegungen sieht, den Probanden vorgespielt. Und die Aufgabe der Probanden war, dass sie dasjenige Wort sagen sollten, das sie verstanden hatten."
Der Magdeburger Psychologe verwendete die 600 häufigsten deutschen Hauptwörter. Wenn der Sprecher im Bild beispielsweise "Beschluß" sagt, dann hörte die Versuchsperson gleichzeitig das Wort "Ansicht". Vor allem die Versuchspersonen mit Lese-Rechtschreibschwäche vermischten die gehörte und die gesehene Information. Aus dem gesehenen Wort "Beschluß" und dem gehörten Wort "Ansicht" verstanden sie das Wort "Anschluß". Rüsseler:
"Solche Art Fehler machen die Erwachsenen mit Lese-Rechtschreibschwäche mehr als die ohne Lese-Rechtschreibschwäche. Aber nur dann, wenn der auditive Input verrauscht dargeboten wird. Also die Hälfte der auditiven Worte haben wir ganz normal dargeboten und die andere Hälfte haben wir noch mit einem weichen Rauschen überlagert, das heißt da war der auditive Input schwerer verständlich. Also ungefähr so wenn man in einer Kneipe ist und sich da unterhält, dann beobachtet man ja häufig die Lippenbewegungen des Sprechers, um besser zu verstehen, was der Gegenüber gesagt hat und das scheinen Erwachsene mit Lese-Rechtschreibschwäche auch zu machen und zwar in viel stärkerem Maße als Leute, die keine Lese-Rechtschreibschwäche haben."
Dieses Ergebnis stärkt eine Theorie über die Ursachen der Lese-Rechtschreibschwäche. Sie besagt, dass die Betroffenen auditive - also gehörte - Informationen schlechter verarbeiten, beispielsweise ähnlich klingende Silben wie "da" oder "ta" nicht unterscheiden können. Vermutlich gleichen sie diese Schwäche dadurch aus, dass sie verstärkt auf visuelle Sprachinformationen, also auf die Lippenbewegungen ihres Gegenübers achten. Dadurch entsteht dann auch die Vermischung von den gehörten und den gesehenen Wörtern. Auch die Analyse der Hirnströme während des Experiments bestätigte das Ergebnis von Jascha Rüsseler. Bei den Versuchspersonen mit Lese-Rechtschreibschwäche war eine Struktur in der Großhirnrinde besonders aktiv. Rüsseler:
""Diese Struktur, von der man weiß, dass sie etwas zu tun hat mit der audiovisuellen Integration bei Sprachwahrnehmung, diese Struktur scheint eben bei Erwachsenen mit Lese-Rechtschreibschwäche dann auch in stärkerem Maße aktiv zu sein, wenn diese audiovisuellen Sprachwahrnehmungsprozesse ablaufen."
Die Fähigkeit gehörte und gesehene Informationen miteinander zu verbinden, kann für Menschen mit Lese-Rechtschreibschwäche auch ein Vorteil sein. Wenn sie mit Hilfe gezielter Therapiekonzepte gefördert wird, dann fällt es den Betroffenen nämlich oft leichter, Lesen und Schreiben zu lernen.