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Ausländer-Förderprogramm in der Verantwortung der Hochschulen

Die nordrhein-westfälische Landesregierung will mit einem neuen Stipendienprogramm ausländische Bewerber bei Hochschulzugang und Studienerfolg unterstützen. Dafür werden, wie bereits angekündigt, die NRW-Studienkollegs geschlossen. NRW-Innovationsminister Andreas Pinkwart verspricht sich von dieser Maßnahme eine gezieltere Auswahl und Betreuung junger Studierender aus dem Ausland.

Moderation: Kate Maleike |
    Kate Maleike: Nun gibt es neue Nachrichten von der NRW-Landesregierung. Das Kabinett hat gestern Nachmittag zum Ersatz sozusagen für die Kollegs ein Stipendienprogramm beschlossen. Mit 3,1 Millionen Euro will man jährlich begabte Studienbewerber speziell aus dem Ausland unterstützen. Vor der Sendung hatte ich Gelegenheit, dazu mit Innovationsminister Andreas Pinkwart zu sprechen, und wollte zunächst noch mal wissen, ob denn die Studienkollegs definitiv eingestellt werden.

    Andreas Pinkwart: Ja, die laufen definitiv aus, das ist so. Wir haben damit auch den Vorgaben und Empfehlungen des Landesrechnungshofes laut der Kultusministerkonferenz entsprochen und lassen die staatlichen Studienkollegs in der bisherigen Prägung auslaufen, setzen aber an die Stelle ein völlig neues Programm, von dem wir hoffen, dass wir ausländischen Studierenden, Ausländern der Entwicklungszusammenarbeit bessere Perspektiven in Zukunft eröffnen können.

    Maleike: Es gab ja Kritik natürlich an dieser Entscheidung, wir haben darüber auch berichtet, weil es geheißen hat, dass die Zahlen, die Sie verwendet haben - Sie haben den Landesrechnungshof schon angesprochen - nicht der Wirklichkeit entsprechen würden. Wie reagieren Sie denn darauf?

    Pinkwart: Ja, die Angaben, die wir vom Landesrechnungshof vorliegen hatten, haben ja nicht in ihrer Substanz eine Infragestellung erfahren, denn das, was ja wesentlich kritisiert worden ist, gerade an der Arbeit der Studienkollegs in Nordrhein-Westfalen, war ja, dass Studienkollegs und Hochschulen nebeneinander und nicht miteinander gearbeitet haben und es beispielsweise für die Absolventinnen und Absolventen der Studienkollegs keinerlei Möglichkeit garantiertermaßen gab, dann auch einen Studienplatz an Hochschulen zu bekommen. Und wir gehen ja erstmalig in Nordrhein-Westfalen jetzt den Weg, dass wir die Verantwortung für die Vorqualifizierung und dann auch eine hervorragende Betreuung und Qualifizierung der Studierenden an die Hochschulen geben. Das heißt, wir führen Verantwortlichkeiten zusammen bei den Hochschulen, und wir geben den Hochschulen mehr Möglichkeiten, diese Aufgabe dann auch qualitätvoll in Zukunft erfüllen zu können.

    Maleike: Nun haben Sie gestern Nachmittag im Kabinett beschlossen, sozusagen die Nachfolge der Studienkollegs zu organisieren. Sie wollen ein Stipendienprogramm auflegen für ausländische Studienbewerber, die an die NRW-Hochschulen kommen sollen. Wie soll das aussehen und wie soll es funktionieren?

    Pinkwart: Das soll so aussehen, dass wir zwei Stufen fördern wollen. Zum einen die Förderung des Studienzugangs für studierende, begabte junge Menschen aus Ländern, in denen die Zugangsberechtigung für deutsche Hochschulen nicht von vornherein erworben wird, sondern durch eine Nachqualifizierung erst erworben werden kann. Zum Zweiten haben wir einen Stipendienfonds jetzt aufgelegt, der den Studienerfolg sichern soll. Das heißt, die jungen Menschen, die die Zugangsberechtigung schon mitbringen oder hier noch erwerben, bekommen dann mit dem Stipendium die Möglichkeit, dass sie ihren Lebensunterhalt auch gesichert bekommen und dadurch sich auch voll auf ihr Studium konzentrieren können, damit sie es auch möglichst schnell erfolgreich abschließen können.

    Maleike: Wo kann man sich dann bewerben?

    Pinkwart: Man bewirbt sich an der jeweiligen Hochschule, die, wenn sie ein solches Förderprogramm, wie wir es auflegen, auch durch einen entsprechenden Qualitätsnachweis erworben hat, dann auch über die Hochschule in ein solches Förderprogramm hineinkommen können.

    Maleike: Ab wann kann man sich bewerben, ab sofort?

    Pinkwart: Ab 2009 beginnt dieserlei Förderung.

    Maleike: Sie haben vorhin gesagt, Herr Pinkwart, dass Sie möchten, dass die Arbeit der Studienkollegs in die Hochschulen mehr integriert wird. Wie soll das denn bei diesem Stipendienprogramm aussehen?

    Pinkwart: Ja, das ist so, dass die Hochschulen, jede für sich oder auch durch entsprechende Kooperationsvereinbarungen mehrerer Hochschulen, sich an diesem Landesprogramm beteiligen können, indem sie ihrerseits eine Qualitätssicherung auch garantieren für die gezielte Auswahl und Betreuung junger Studierender aus dem Ausland, aus Schwellen- und Entwicklungsländern, und dass sie dann auch sicherstellen, dass diejenigen, die aufgenommen werden, auch eine entsprechende Betreuung erfahren, dass sie einen Studienplatz ihrer Wahl auch erhalten. Sollten sie sich bewerben um das Programm für die Förderung des Studienzugangs, dann muss eben auch sichergestellt sein, dass die Vorbereitung für die Feststellungsprüfung verbunden ist mit der definitiven Zusage für die Bewerber, dass sie nach bestandener Feststellungsprüfung auch an der jeweiligen Hochschule einen Studienplatz bekommen.

    Maleike: Sind denn die Hochschulen darauf jetzt schon vorbereitet?

    Pinkwart: Ja, die Hochschulen haben ja im Rahmen der Ziel- und Leistungsvereinbarungen, die wir mit ihnen geschlossen haben im Jahre 2007, sich bereits selbst verpflichtet, diese Aufgabe in Zukunft in eigener Verantwortung wahrzunehmen. Es waren die Hochschulen selbst, die gesagt haben, dass die Zusammenarbeit mit den Studienkollegs wie in der Vergangenheit aus ihrer Sicht nicht zielführend ist, und umso mehr gehen wir davon aus, auch nach Abstimmung mit den Hochschulen, dass sie jetzt durch das ergänzende Förderprogramm, was wir auflegen, noch eher in der Lage sein werden, die in den Ziel- und Leistungsvereinbarungen auch von den Hochschulen selbst gesetzten Ziele auf diesem Gebiet erfüllen können.

    Maleike: Ein abschließendes Wort zu den Kritikern dieser Entscheidung, zu den Dozenten und Verantwortlichen der Studienkollegs. Was geben Sie diesen mit auf den Weg?

    Pinkwart: Ich denke, dass wir anerkennen sollten, dass die Studienkollegs in der Vergangenheit eine wichtige Arbeit geleistet haben, dass wir aber in einer Zeit heute uns auch befinden, wo wir noch ganzheitlicher versuchen sollten, jungen Menschen Perspektiven zu öffnen in einer Zeit, wo immer mehr junge Menschen auch in den Dritte-Welt-Ländern über eine schon vergleichsweise weit entwickelte Qualifikation verfügen. Wir müssen uns also fortentwickeln. Und die, die dort gearbeitet haben in Studienkollegs, mögen vielleicht der eine oder andere auch an Hochschulen in Zukunft tätig werden können, um dort die entsprechende Zusatzqualifizierung mit vermitteln zu können, oder sie wechseln in den Schuldienst zurück. Wir versuchen, das so sozialverträglich wie möglich zu machen. Ich möchte das mit Anerkennung für die dort geleistete Arbeit verbinden und ermuntern dazu, dass sie uns auch dem Neuen gemeinsam öffnen.

    Maleike: Soweit NRW-Innovationsminister Pinkwart zur geplanten Schließung der Studienkollegs und zum neuen, als Ersatz gedachten Stipendienprogramm. Gleich hören wir dazu Reaktionen vom Sprecher der Kollegs in Deutschland.