Seit einem Monat studiert Marina Suga Germanistik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Bevor sie nach Franken kam lernte die junge Japanerin zwei Jahre lang Deutsch und Landeskunde, dachte ausreichend vorbereitet zu sein. Doch angekommen fühlte sie sich hilflos, wusste nicht einmal wo sie Bettwäsche kaufen sollte. Und die Form des hiesigen Unterrichts barg noch mehr unangenehme Überraschungen.
" ... In Japan müssen wir im Unterricht ganz leise sein, nur Lehrer sprechen. Und wir dürfen eigene Meinung nicht sagen. Aber in Deutschland muss man im Unterricht ganz aktiv sein, wir müssen miteinander unterhalten. "
Durch das so genannte Buddy-Programm - Studenten stehen Neulingen in den ersten Wochen mit Rat und Tat zur Seite - hat Marina Probleme rasch überwunden. Der Bulgare Galin Kirev, der in Erlangen seit fünf Jahren Politikwissenschaften studiert, musste hingegen anfangs alles alleine meistern. Stolz erzählt er, dass er selbstständig ein Konto eröffnet und sich beim Einwohnermeldeamt angemeldet hat. Doch mit dem Studium fingen die eigentlichen Schwierigkeiten erst an.
" Was sind Vorlesungen, was sind Hauptseminare, wie ist das Studium überhaupt gegliedert. Da gab es natürlich Uni-Betreuer, aber meistens so Hochdeutsch geschrieben, das versteht man nicht als normaler bulgarischer Student, der gerade aus Sofia kommt. Und meine Erfahrungen waren in den ersten drei Semestern, dass sehr viele bulgarische Kollegen wieder ... gegangen sind. Einige Gründe waren, dass es sehr hohe Ansprüche gab von den Professoren, von den Tutoren... Manche sind einfach mit der deutschen Mentalität nicht klargekommen. "
Eine genaue Statistik, wie viele ausländische Studierende aus solchen Gründen ihr Studium abbrechen, gibt es nicht. Auch Brigitte Perlick, die Leiterin des Akademischen Auslandsamtes an der Uni Erlangen-Nürnberg, kann es nur ahnen, denn auch diejenigen, die ihren Studienort wechseln oder aus familiären Gründen in die Heimat zurückkehren, werden schließlich in die Abbrecher-Liste mit aufgenommen. Vor einiger Zeit hat sich Perlick deshalb einige Studiengänge mit überwiegend ausländischen Studierenden genauer angeschaut - etwa internationale Masterstudiengänge oder BWL und Elektrotechnik.
"Da haben wir festgestellt, dass gerade bei diesen Internationalen Masterstudiengängen, die eine ganz intensive Betreuung von vornherein (haben), da haben wir innerhalb der Studienzeit plus zwei Semester mehr als 80 Prozent, die mit einem Abschluss aus diesem Studienprogramm gehen. "
So rosig sieht es bei anderen Studiengängen nicht aus. Mit einer Abbrecherquote von rund 50 Prozent liegt Erlangen im bundesweiten Trend. Doch Perlick freut sich, dass ihre Uni im Zuge der Studiengebühren, die Notwendigkeit erkannte, ausländische Studierende mit attraktiven Angeboten stärker zu binden.
"Wir haben seit 2002 einen ganzen Katalog an Maßnahmen entwickelt und im letzten Jahr ganz massiv auch verstärkt, weil wir ja auch jetzt Studienbeiträge erheben, und wir für die ausländischen Studierenden, die ja auch zahlen, ganz bestimmte Angebote etablieren wollten, die gezielt helfen."
Neben dem Buddy-Programm gibt es so Tutorien, in denen Behördengänge gemeistert, Kulturprogramme organisiert oder vorausschauend die ersten Semester geplant werden. Zudem unterstützt die Uni Erlangen ausländische Studierende jährlich mit mehr als 100 Tausend Euro, damit sie die letzte Phase ihrer Ausbildung unbelastet zu Ende bringen können. 2007 kam dazu ein spezielles Mentorenprogramm für Studierende aus Nicht EU-Ländern, um bereits auch in den ersten Semestern zu unterstützen, sei es mit Computerkursen oder mit Interkulturellem Training. Mentalitätsunterschiede zu überwinden findet auch YanYan Peng am schwierigsten. Die Chinesin studiert in Erlangen Buchwissenschaften.
" Die Asiaten sind ein bisschen zurückhaltend, und wir wollen nicht immer selber nachdenken, was soll ich machen, was ist nächster Schritt. Aber wenn man nicht eigene Meinung äußert, weiß niemand, was möchtest du, was brauchst du. "
Diese Lektion kennt auch Marina, wenngleich sie sich noch immer nicht an alle kulturellen Unterschiede gewöhnt hat.
"in Japan kann man,wenn wir zum Beispiel Nudeln oder Suppe essen, schmatzen, aber in Europa ist das total Tabu. Ich hab schon über Stereotype gelernt und ich dachte früher, die Deutsche sind total pünktlich, aber das stimmt nicht (lacht) ... darüber etwas zu lernen ist total interessant für mich."
Entsprechend will Brigitte Perlick solche Kurse weiterentwickeln und zukünftig gar deutsche Studierende, die sich auf einen Auslandsaufenthalt vorbereiten einbinden. Und sie überlegt, interkulturelle Trainings auch dem Verwaltungspersonal anzubieten - um mehr Verständnis für die Probleme der Ausländer zu schaffen.
" ... In Japan müssen wir im Unterricht ganz leise sein, nur Lehrer sprechen. Und wir dürfen eigene Meinung nicht sagen. Aber in Deutschland muss man im Unterricht ganz aktiv sein, wir müssen miteinander unterhalten. "
Durch das so genannte Buddy-Programm - Studenten stehen Neulingen in den ersten Wochen mit Rat und Tat zur Seite - hat Marina Probleme rasch überwunden. Der Bulgare Galin Kirev, der in Erlangen seit fünf Jahren Politikwissenschaften studiert, musste hingegen anfangs alles alleine meistern. Stolz erzählt er, dass er selbstständig ein Konto eröffnet und sich beim Einwohnermeldeamt angemeldet hat. Doch mit dem Studium fingen die eigentlichen Schwierigkeiten erst an.
" Was sind Vorlesungen, was sind Hauptseminare, wie ist das Studium überhaupt gegliedert. Da gab es natürlich Uni-Betreuer, aber meistens so Hochdeutsch geschrieben, das versteht man nicht als normaler bulgarischer Student, der gerade aus Sofia kommt. Und meine Erfahrungen waren in den ersten drei Semestern, dass sehr viele bulgarische Kollegen wieder ... gegangen sind. Einige Gründe waren, dass es sehr hohe Ansprüche gab von den Professoren, von den Tutoren... Manche sind einfach mit der deutschen Mentalität nicht klargekommen. "
Eine genaue Statistik, wie viele ausländische Studierende aus solchen Gründen ihr Studium abbrechen, gibt es nicht. Auch Brigitte Perlick, die Leiterin des Akademischen Auslandsamtes an der Uni Erlangen-Nürnberg, kann es nur ahnen, denn auch diejenigen, die ihren Studienort wechseln oder aus familiären Gründen in die Heimat zurückkehren, werden schließlich in die Abbrecher-Liste mit aufgenommen. Vor einiger Zeit hat sich Perlick deshalb einige Studiengänge mit überwiegend ausländischen Studierenden genauer angeschaut - etwa internationale Masterstudiengänge oder BWL und Elektrotechnik.
"Da haben wir festgestellt, dass gerade bei diesen Internationalen Masterstudiengängen, die eine ganz intensive Betreuung von vornherein (haben), da haben wir innerhalb der Studienzeit plus zwei Semester mehr als 80 Prozent, die mit einem Abschluss aus diesem Studienprogramm gehen. "
So rosig sieht es bei anderen Studiengängen nicht aus. Mit einer Abbrecherquote von rund 50 Prozent liegt Erlangen im bundesweiten Trend. Doch Perlick freut sich, dass ihre Uni im Zuge der Studiengebühren, die Notwendigkeit erkannte, ausländische Studierende mit attraktiven Angeboten stärker zu binden.
"Wir haben seit 2002 einen ganzen Katalog an Maßnahmen entwickelt und im letzten Jahr ganz massiv auch verstärkt, weil wir ja auch jetzt Studienbeiträge erheben, und wir für die ausländischen Studierenden, die ja auch zahlen, ganz bestimmte Angebote etablieren wollten, die gezielt helfen."
Neben dem Buddy-Programm gibt es so Tutorien, in denen Behördengänge gemeistert, Kulturprogramme organisiert oder vorausschauend die ersten Semester geplant werden. Zudem unterstützt die Uni Erlangen ausländische Studierende jährlich mit mehr als 100 Tausend Euro, damit sie die letzte Phase ihrer Ausbildung unbelastet zu Ende bringen können. 2007 kam dazu ein spezielles Mentorenprogramm für Studierende aus Nicht EU-Ländern, um bereits auch in den ersten Semestern zu unterstützen, sei es mit Computerkursen oder mit Interkulturellem Training. Mentalitätsunterschiede zu überwinden findet auch YanYan Peng am schwierigsten. Die Chinesin studiert in Erlangen Buchwissenschaften.
" Die Asiaten sind ein bisschen zurückhaltend, und wir wollen nicht immer selber nachdenken, was soll ich machen, was ist nächster Schritt. Aber wenn man nicht eigene Meinung äußert, weiß niemand, was möchtest du, was brauchst du. "
Diese Lektion kennt auch Marina, wenngleich sie sich noch immer nicht an alle kulturellen Unterschiede gewöhnt hat.
"in Japan kann man,wenn wir zum Beispiel Nudeln oder Suppe essen, schmatzen, aber in Europa ist das total Tabu. Ich hab schon über Stereotype gelernt und ich dachte früher, die Deutsche sind total pünktlich, aber das stimmt nicht (lacht) ... darüber etwas zu lernen ist total interessant für mich."
Entsprechend will Brigitte Perlick solche Kurse weiterentwickeln und zukünftig gar deutsche Studierende, die sich auf einen Auslandsaufenthalt vorbereiten einbinden. Und sie überlegt, interkulturelle Trainings auch dem Verwaltungspersonal anzubieten - um mehr Verständnis für die Probleme der Ausländer zu schaffen.