Von Matthias Rauter
Wien, Hamburg oder Madrid, die Wahl fällt schwer, wenn es um attraktive Studienorte geht. Meistens war der Auslandsaufenthalt ohnehin nur finanziell besser gestellten Studenten möglich. Sie nahmen hier und da ein Semester mit, letztendlich aber selten einen Abschluss. Doch mit Campus Europae wird das anders, ist sich Professor Jürgen Kohler von der Universität Greifswald sicher. Ein Jahr im Ausland, Sprachvorbereitung, gegenseitige Anerkennung der Kurse, Studienabschluss. Für die teilnehmenden Universitäten bedeutet dies zunächst viel Kleinarbeit: Jedes Studienfach, jeder Kurs, jede Benotung und Stundenzahl muss auf den Prüfstand, sagt Kohler:
Campus Europae ist im Augenblick soweit, dass in vielen Gebieten jetzt der Vergleich der einzelnen Studienangebote stattgefunden hat. Es soll kein Einheitsbrei erzeugt werden, aber sie tun es so, dass sie die angestrebten Kompetenzen identifizieren und auf der Basis dann Gleichwertigkeitsabkommen schließen.
Damit soll gewährleistet werden, dass zum Beispiel der Rahmen für Strafrecht in Hamburg mit dem in Riga vergleichbar ist - obwohl das nationale Recht inhaltlich differiert. Schluss auch mit der Idee des deutschen Sonderwegs, der Staatsexamina, als den ausschließlichen Prüfungen für Juristen in Deutschland.
Ich glaube, dass, wenn wir Mobilität haben wollen und Anerkennung haben wollen, dass wir in Deutschland nicht umhinkommen, über die Zukunft der Staatsexamina nachzudenken. Wir machen das ja in Greifswald ohnehin schon, weil wir Baccalaureus- und Magisterprogramme auch in Jura anbieten. Die Frage ist: Wie beweglich sind die Justizministerien? Mir scheint es ein ganz leichtes zu sein, eigentlich, ein Magisterprogramm, ein Masterprogramm in Jura aufzulegen. Es gibt keinen Grund, warum das nicht gehen sollte.
An der Universität Greifswald lief das Campus Europae-Projekt nicht so unproblematisch an, wie gewünscht, sagt Skandinavistik Prof. Hans Fix-Bonner. Denn schließlich mussten viele ins Boot gezogen werden, gerade die Anglisten, die nun allen Studienfächern zur Unterstützung zur Seite stehen müssen.
Hauptziel ist ja, dass jeder Student, jede Studentin ein Jahr im nichtmuttersprachlichen Ausland verbringt und dort zum Teil in der lingua franca "Englisch", z.T. aber auch in der Landessprache unterrichtet wird.
Das heißt: deutsches Recht im ersten Semester auf Englisch, dann auf Deutsch. Und das für alle teilnehmenden Studenten, aus Spanien, Italien oder Lettland. Dabei ist die Idee zu einem Campus Europae so neu nicht. In der DDR gab es im Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe ein sogenanntes Äquivalenzabkommen. Oder im Westen das Erasmus-Programm. Das gibt es auch noch heute. Doch die Studenten müssen noch immer viel Zeit und Mühen investieren, eine adäquate Universität und interessante Kurse zu finden. Nach dem Auslandsaufenthalt bleibt die Frage offen, ob die Kurse angerechnet werden, der Aufenthalt auch fachlich etwas gebracht hat. Einen Ringtausch oder ein Abkommen der Unis gibt es im Erasmus-Programm nicht, sagt Studentin Katharina Miller.
Das ist mir viel zu kompliziert. Außerdem ist es mir viel zu kurz. Es soll keine Elitebildung stattfinden, sondern es soll einfach jedem oder jeder Studentin in jedem Mitgliedsstaat ermöglicht sein, Unis in den Mitgliedsstaaten kennen zu lernen und somit zu ausgebildeten Europäerinnen oder Europäern heranzuwachsen.
Und das soll organisiert und koordiniert unter dem Dach von Campus Europae geschehen. Im September steht Campus Europae in Berlin vor der entscheidenden Hürde, sagt Kohler. Dann sollen auch Probleme der Finanzierung aus dem Weg geräumt werden
Es geht um die Unterkünfte, die bereitgestellt werden müssen und in einigen Ländern gibt es auch Studiengebühren. Das ist ein schwieriges Feld, weil die Finanzierungsstrukturen der Hochschulsysteme in Europa so verschieden sind. Darüber muss man sich unterhalten, wie wir überhaupt noch Mobilität in Europa gewährleisten können, wenn wir unterschiedliche Finanzierungssysteme haben.
Dabei ist eine Tendenz schon absehbar: Studenten müssten ihre Studiengebühren nicht an der Heimat-, sondern an der Gast-Universität zahlen. Die Zeit muss nun zeigen, ob Greifswald und Hamburg einem Run auf ihre kostenlose Ausbildung ausgesetzt sind und ob sie einen Obolus von ausländischen Studenten verlangen. Auch für die Universitäten stellt sich eine logistische Herausforderung: Nehmen am Erasmus Programm rund ein bis zwei Prozent der Studenten teil, werden bei Campus Europae rund 40 Prozent Studienwechsler pro Jahr erwartet. Und die müssen irgendwo unterbracht werden.
Wien, Hamburg oder Madrid, die Wahl fällt schwer, wenn es um attraktive Studienorte geht. Meistens war der Auslandsaufenthalt ohnehin nur finanziell besser gestellten Studenten möglich. Sie nahmen hier und da ein Semester mit, letztendlich aber selten einen Abschluss. Doch mit Campus Europae wird das anders, ist sich Professor Jürgen Kohler von der Universität Greifswald sicher. Ein Jahr im Ausland, Sprachvorbereitung, gegenseitige Anerkennung der Kurse, Studienabschluss. Für die teilnehmenden Universitäten bedeutet dies zunächst viel Kleinarbeit: Jedes Studienfach, jeder Kurs, jede Benotung und Stundenzahl muss auf den Prüfstand, sagt Kohler:
Campus Europae ist im Augenblick soweit, dass in vielen Gebieten jetzt der Vergleich der einzelnen Studienangebote stattgefunden hat. Es soll kein Einheitsbrei erzeugt werden, aber sie tun es so, dass sie die angestrebten Kompetenzen identifizieren und auf der Basis dann Gleichwertigkeitsabkommen schließen.
Damit soll gewährleistet werden, dass zum Beispiel der Rahmen für Strafrecht in Hamburg mit dem in Riga vergleichbar ist - obwohl das nationale Recht inhaltlich differiert. Schluss auch mit der Idee des deutschen Sonderwegs, der Staatsexamina, als den ausschließlichen Prüfungen für Juristen in Deutschland.
Ich glaube, dass, wenn wir Mobilität haben wollen und Anerkennung haben wollen, dass wir in Deutschland nicht umhinkommen, über die Zukunft der Staatsexamina nachzudenken. Wir machen das ja in Greifswald ohnehin schon, weil wir Baccalaureus- und Magisterprogramme auch in Jura anbieten. Die Frage ist: Wie beweglich sind die Justizministerien? Mir scheint es ein ganz leichtes zu sein, eigentlich, ein Magisterprogramm, ein Masterprogramm in Jura aufzulegen. Es gibt keinen Grund, warum das nicht gehen sollte.
An der Universität Greifswald lief das Campus Europae-Projekt nicht so unproblematisch an, wie gewünscht, sagt Skandinavistik Prof. Hans Fix-Bonner. Denn schließlich mussten viele ins Boot gezogen werden, gerade die Anglisten, die nun allen Studienfächern zur Unterstützung zur Seite stehen müssen.
Hauptziel ist ja, dass jeder Student, jede Studentin ein Jahr im nichtmuttersprachlichen Ausland verbringt und dort zum Teil in der lingua franca "Englisch", z.T. aber auch in der Landessprache unterrichtet wird.
Das heißt: deutsches Recht im ersten Semester auf Englisch, dann auf Deutsch. Und das für alle teilnehmenden Studenten, aus Spanien, Italien oder Lettland. Dabei ist die Idee zu einem Campus Europae so neu nicht. In der DDR gab es im Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe ein sogenanntes Äquivalenzabkommen. Oder im Westen das Erasmus-Programm. Das gibt es auch noch heute. Doch die Studenten müssen noch immer viel Zeit und Mühen investieren, eine adäquate Universität und interessante Kurse zu finden. Nach dem Auslandsaufenthalt bleibt die Frage offen, ob die Kurse angerechnet werden, der Aufenthalt auch fachlich etwas gebracht hat. Einen Ringtausch oder ein Abkommen der Unis gibt es im Erasmus-Programm nicht, sagt Studentin Katharina Miller.
Das ist mir viel zu kompliziert. Außerdem ist es mir viel zu kurz. Es soll keine Elitebildung stattfinden, sondern es soll einfach jedem oder jeder Studentin in jedem Mitgliedsstaat ermöglicht sein, Unis in den Mitgliedsstaaten kennen zu lernen und somit zu ausgebildeten Europäerinnen oder Europäern heranzuwachsen.
Und das soll organisiert und koordiniert unter dem Dach von Campus Europae geschehen. Im September steht Campus Europae in Berlin vor der entscheidenden Hürde, sagt Kohler. Dann sollen auch Probleme der Finanzierung aus dem Weg geräumt werden
Es geht um die Unterkünfte, die bereitgestellt werden müssen und in einigen Ländern gibt es auch Studiengebühren. Das ist ein schwieriges Feld, weil die Finanzierungsstrukturen der Hochschulsysteme in Europa so verschieden sind. Darüber muss man sich unterhalten, wie wir überhaupt noch Mobilität in Europa gewährleisten können, wenn wir unterschiedliche Finanzierungssysteme haben.
Dabei ist eine Tendenz schon absehbar: Studenten müssten ihre Studiengebühren nicht an der Heimat-, sondern an der Gast-Universität zahlen. Die Zeit muss nun zeigen, ob Greifswald und Hamburg einem Run auf ihre kostenlose Ausbildung ausgesetzt sind und ob sie einen Obolus von ausländischen Studenten verlangen. Auch für die Universitäten stellt sich eine logistische Herausforderung: Nehmen am Erasmus Programm rund ein bis zwei Prozent der Studenten teil, werden bei Campus Europae rund 40 Prozent Studienwechsler pro Jahr erwartet. Und die müssen irgendwo unterbracht werden.