Liona Paulus studiert an der Uni Mainz den Magisterstudiengang Buchwissenschaft im Hauptfach, ihre Nebenfächer sind Kunstgeschichte und Portugiesisch. An einem lauen Sommerabend trifft sie sich mit 12 weiteren gehörlosen Studierenden in Mainz zu einem Stammtisch in einem beliebten Szene-Lokal in der Altstadt.
Längst hat die Gruppe von den Plänen für die erste europäische Gehörlosen-Universität im benachbarten Bad Kreuznach erfahren – und ist durchweg begeistert. Auch Liona Paulus, obwohl sie ihr Studium an der Uni Mainz schon fast geschafft hat:
"Ich bin selbst auch von Geburt an hörgeschädigt bzw. gehörlos und ich bin einfach der Meinung, dass eine Gehörlosen-Universität oder eine Universität, die sich auf die Gebärdensprache bezieht, für Gehörlose selber ein unheimlicher Vorteil sein kann."
Denn die gemeinsame Gebärdensprache mache das Lernen für die Gehörlosen viel einfacher. An der normalen Uni wie in Mainz sei für sie das Lernen in der Gruppe mit Hörenden sehr schwierig, betont Liona Paulus:
"Wenn man in einer Gruppe zusammenarbeitet, dann sind auch die ganzen Diskussionen sehr schwer mit zu verfolgen und ich kann da nicht mithalten. Da fehlt einfach das Gemeinsame."
Diese Gemeinsamkeit wollen Gehörlosenverbände nun mit Politikern in Bad Kreuznach schaffen. Dazu ist vor wenigen Wochen ein gemeinnütziger Verein gegründet worden. Sein Ziel: die zügige Gründung der ersten europäischen Gehörlosen-Universität. Mit privaten Mitteln sollen schon zur Jahreswende leer stehende alte Kasernengebäude aufgekauft werden, in denen dann in den nächsten Jahren ein Campus für das ehrgeizige Projekt entstehen soll. Auch die Stadt und der Kreis Bad Kreuznach sind Mitglieder im Trägerverein. Carsten Pörksen, SPD-Landtagsabgeordneter, engagiert sich persönlich im Vorstand des Vereins:
"Ich habe zwar als Erstes gedacht: Jetzt greift man nach den Sternen, die Vorstellungen sind ja nicht ganz ohne, aber ich glaube, wenn man nicht den ersten Schritt tut, kommt man nirgendwo hin!"
Bis zu 2000 Gehörlose und Hörende, die die Gebärdensprache erlernen wollen, sollen künftig aus ganz Europa nach Bad Kreuznach kommen und einen ganzen Fächerkanon studieren können. Der klingt noch nicht ganz ausgegoren: Neben der deutschen auch die etwas abweichende englische Gebärdensprache, aber auch Informatik, Pädagogik und Sport oder vielleicht sogar Chemie oder Maschinenbau. CDU-Politiker Peter Anheuser sammelt zurzeit die zwei Millionen Euro, mit denen die leer stehenden Kasernen-Gebäude gekauft werden sollen:
"Es gibt in der ganzen Welt so etwas noch nicht! Es gibt eine Universität in Washington DC für Taubstumme und die ist schon ungefähr 150 Jahre alt. Aber für Gebärdensprache ist das das Erste."
Anheuser hat selbst in Marburg studiert - die dortige "Blista" - die seit Jahrzehnten sehr erfolgreich arbeitende Studienanstalt für Blinde sieht er als inhaltliches Vorbild für die Gehörlosenhochschule in Bad Kreuznach. Man sei sogar noch näher am Rhein-Main-Gebiet gelegen als Marburg, argumentiert Anheuser. Allerdings: Marburg ist eine 500 Jahre alte Universitätsstadt, das akademische Leben dort ist auch für Blinde sehr anregend. Bad Kreuznach hat da bisher nichts zu bieten. Auch den gehörlosen Studierenden in Mainz wäre eine Anbindung an die Großstadt lieber – doch, so ist beim Stammtisch zu hören, besser ein Projekt in Bad Kreuznach als gar keine Gehörlosen-Uni.
Und Bad Kreuznach bietet eine Chance: die Beschaffung privater Gelder aus Amerika. Peter Anheuser wird zu diesem Zweck demnächst in die USA reisen, - dort lebt nämlich der reiche Zweig der Familie. Bereits 1842 wanderten Mitglieder der Anheuser-Familie von Bad Kreuznach in die Staaten aus - die Nachkommen der Auswanderer sind heute Besitzer des Budweiser-Brauerei-Konzerns. Diese könnten beim Aufkauf der Gebäude helfen – doch sicher kaum bei den 100 Millionen Euro Jahresbedarf. Diese Summe berechnen die Initiatoren in der letzten Ausbaustufe für die Ausstattung ihrer Gehörlosen-Hochschule. Die Bad Kreuznacher wissen, dass das Land Rheinland-Pfalz damit hoffnungslos überfordert wäre. Deswegen setzten sie schon in der Planungsphase auf eine öffentliche Finanzierung durch den Bund und die EU.
Die Zwölf vom Gehörlosen-Stammtisch der Uni Mainz würde es freuen, wenn es mit der Gebärdensprachen-Hochschule klappt. Auch wenn das Projekt für sie selbst wohl zu spät käme.
Längst hat die Gruppe von den Plänen für die erste europäische Gehörlosen-Universität im benachbarten Bad Kreuznach erfahren – und ist durchweg begeistert. Auch Liona Paulus, obwohl sie ihr Studium an der Uni Mainz schon fast geschafft hat:
"Ich bin selbst auch von Geburt an hörgeschädigt bzw. gehörlos und ich bin einfach der Meinung, dass eine Gehörlosen-Universität oder eine Universität, die sich auf die Gebärdensprache bezieht, für Gehörlose selber ein unheimlicher Vorteil sein kann."
Denn die gemeinsame Gebärdensprache mache das Lernen für die Gehörlosen viel einfacher. An der normalen Uni wie in Mainz sei für sie das Lernen in der Gruppe mit Hörenden sehr schwierig, betont Liona Paulus:
"Wenn man in einer Gruppe zusammenarbeitet, dann sind auch die ganzen Diskussionen sehr schwer mit zu verfolgen und ich kann da nicht mithalten. Da fehlt einfach das Gemeinsame."
Diese Gemeinsamkeit wollen Gehörlosenverbände nun mit Politikern in Bad Kreuznach schaffen. Dazu ist vor wenigen Wochen ein gemeinnütziger Verein gegründet worden. Sein Ziel: die zügige Gründung der ersten europäischen Gehörlosen-Universität. Mit privaten Mitteln sollen schon zur Jahreswende leer stehende alte Kasernengebäude aufgekauft werden, in denen dann in den nächsten Jahren ein Campus für das ehrgeizige Projekt entstehen soll. Auch die Stadt und der Kreis Bad Kreuznach sind Mitglieder im Trägerverein. Carsten Pörksen, SPD-Landtagsabgeordneter, engagiert sich persönlich im Vorstand des Vereins:
"Ich habe zwar als Erstes gedacht: Jetzt greift man nach den Sternen, die Vorstellungen sind ja nicht ganz ohne, aber ich glaube, wenn man nicht den ersten Schritt tut, kommt man nirgendwo hin!"
Bis zu 2000 Gehörlose und Hörende, die die Gebärdensprache erlernen wollen, sollen künftig aus ganz Europa nach Bad Kreuznach kommen und einen ganzen Fächerkanon studieren können. Der klingt noch nicht ganz ausgegoren: Neben der deutschen auch die etwas abweichende englische Gebärdensprache, aber auch Informatik, Pädagogik und Sport oder vielleicht sogar Chemie oder Maschinenbau. CDU-Politiker Peter Anheuser sammelt zurzeit die zwei Millionen Euro, mit denen die leer stehenden Kasernen-Gebäude gekauft werden sollen:
"Es gibt in der ganzen Welt so etwas noch nicht! Es gibt eine Universität in Washington DC für Taubstumme und die ist schon ungefähr 150 Jahre alt. Aber für Gebärdensprache ist das das Erste."
Anheuser hat selbst in Marburg studiert - die dortige "Blista" - die seit Jahrzehnten sehr erfolgreich arbeitende Studienanstalt für Blinde sieht er als inhaltliches Vorbild für die Gehörlosenhochschule in Bad Kreuznach. Man sei sogar noch näher am Rhein-Main-Gebiet gelegen als Marburg, argumentiert Anheuser. Allerdings: Marburg ist eine 500 Jahre alte Universitätsstadt, das akademische Leben dort ist auch für Blinde sehr anregend. Bad Kreuznach hat da bisher nichts zu bieten. Auch den gehörlosen Studierenden in Mainz wäre eine Anbindung an die Großstadt lieber – doch, so ist beim Stammtisch zu hören, besser ein Projekt in Bad Kreuznach als gar keine Gehörlosen-Uni.
Und Bad Kreuznach bietet eine Chance: die Beschaffung privater Gelder aus Amerika. Peter Anheuser wird zu diesem Zweck demnächst in die USA reisen, - dort lebt nämlich der reiche Zweig der Familie. Bereits 1842 wanderten Mitglieder der Anheuser-Familie von Bad Kreuznach in die Staaten aus - die Nachkommen der Auswanderer sind heute Besitzer des Budweiser-Brauerei-Konzerns. Diese könnten beim Aufkauf der Gebäude helfen – doch sicher kaum bei den 100 Millionen Euro Jahresbedarf. Diese Summe berechnen die Initiatoren in der letzten Ausbaustufe für die Ausstattung ihrer Gehörlosen-Hochschule. Die Bad Kreuznacher wissen, dass das Land Rheinland-Pfalz damit hoffnungslos überfordert wäre. Deswegen setzten sie schon in der Planungsphase auf eine öffentliche Finanzierung durch den Bund und die EU.
Die Zwölf vom Gehörlosen-Stammtisch der Uni Mainz würde es freuen, wenn es mit der Gebärdensprachen-Hochschule klappt. Auch wenn das Projekt für sie selbst wohl zu spät käme.