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Ausschreitungen in Ferguson
Neue Nacht der Wut

Die Entscheidung der zwölf Geschworenen in Ferguson, den Polizisten Darren Wilson nicht wegen der tödlichen Schüsse auf den schwarzen Jugendlichen Michael Brown anzuklagen, hat in der Kleinstadt zu erneuten Krawallen geführt. Noch am Morgen danach stieg der Rauch aus einigen Geschäftsgebäuden in Ferguson.

25.11.2014
    Ein brennendes Polizeiauto in Ferguson/Missouri während Protesten gegen die Entscheidung der Geschworenen, keine Anklage gegen den Polizisten zu erheben, der den schwarzen Jugendlichen Michael Brown erschossen hatte.
    61 Festnahmen, mehr als Hundert Schüsse - die Bilanz der Nacht nach der Entscheidung der Geschworenen in Ferguson. (AFP - Jewel Samad)
    Die Entscheidung der Geschworenen, keine Anklage gegen den Polizisten Darren Wilson zu erheben, führte in der Nacht von Montag auf Dienstag zu Gewalt. 61 Personen wurden festgenommen. Nach der Verkündung der Entscheidung strömten Demonstranten auf die Straßen Fergusons, einige skandierten "Mörder", andere warfen nach Angaben der Polizei Steine und Flaschen. Mehrere Gebäude und Polizeiautos wurden angesteckt. Es seien zahlreiche Schüsse auf Polizisten abgegeben worden, die Polizei selbst habe aber nicht geschossen.
    Fortsetzung monatelanger Ausschreitungen
    Seit Browns Tod waren in Ferguson wochenlang Menschen auf die Straße gegangen, es kam zu gewalttätigen Protesten und einer landesweiten Debatte über Rassismus und Polizeigewalt. Nach den neuen Protesten hat der UNO-Hochkommissar für Menschenrechte, Prinz Said Raad al-Hussein, die USA aufgerufen, Rassismus-Vorwürfen gegen die Polizei nachzugehen. UNO-Expertengremien und amerikanische Organisationen hätten sich schon mehrfach besorgt wegen "institutionalisierter Diskriminierung" in den USA geäußert, sagte al-Hussein in Genf.
    Michael Browns Familie erklärte, sie sei zutiefst enttäuscht. Sie bat die Öffentlichkeit aber am Montag, "die Frustration in Bahnen zu lenken, die einen positiven Wechsel bringen." Am Dienstag kritisierten die Anwälte der Familie, der Prozess sei vollkommen unfair gewesen. Der ermittelnde Staatsanwalt Bob McCulloch habe eine enge Beziehung zur lokalen Polizei in Ferguson und sei eine völlige Fehlbesetzung gewesen. Mit der Art, wie er Beweise präsentierte, habe McCulloch dafür sorgen wollen, dass Darren Wilson nicht angeklagt werde.
    Michael Browns weinende Mutter Leslie McSpadden nach der Verkündung des Urteils.
    Michael Browns Mutter Leslie McSpadden brach nach der Verkündung des Urteils in Tränen aus. (AFP - Jewel Samad)
    Bob McCulloch selbst, der die Entscheidung verlas, sagte, dass die Geschworenen "die Einzigen sind, die jeden Zeugen gehört und jedes Beweisstück gesehen haben". Das genaue Abstimmungsergebnis gab McCulloch nicht bekannt. Neun weiße und drei afroamerikanische Geschworene hatten die Entscheidung getroffen, neun Stimmen waren für eine Entscheidung nötig gewesen. Die zwölf Geschworenen hatten in mehr als 70 Stunden rund 60 Zeugen gehört.
    Verteidigung des Polizisten
    Der Polizist Darren Wilson hatte dargelegt, Brown habe ihn in der Nacht im August geschlagen. Er habe Angst gehabt, der nächste Schlag von Brown würde zur Bewusstlosigkeit führen "oder Schlimmeres". Zeugenaussagen widersprachen sich hinsichtlich der Frage, ob Brown sich mit erhobenen Armen ergeben hatte oder nicht.
    Präsident Barack Obama hatte bereits vor der Verkündung zu einer friedlichen Auseinandersetzung aufgerufen: "Das wird nicht gelöst, in dem man Flaschen wirft und Autoscheiben einschlägt." Die USA seien ein Rechtsstaat. Deshalb müsse das Urteil der Geschworenen akzeptiert werden. In weiteren Städten wurde zumeist friedlich demonstriert.
    (vic/ach)