Es gibt Seen außerhalb der Erde! Und zwar auf dem Saturnmond Titan. Ontario Lacus ist das Gewässer in Südpolnähe getauft worden, weil es etwa so groß ist wie der Ontariosee auf der Erde. Die Bestätigung seiner Existenz hat große Bedeutung:
"Wir konnten erstmals zweifelsfrei nachweisen, dass es auf einem anderen Himmelskörper als der Erde Flüssigkeiten an der Oberfläche gibt."
Die Raumsonde "Cassini", die seit 2004 das Saturn-System untersucht, hat den See mit ihren Infrarotsensoren bestätigt, erläutert Robert Brown von der University of Arizona in Tucson. Die Flüssigkeit im See ist kein Wasser, dafür ist es viel zu kalt, vielmehr handelt es sich um Kohlenwasserstoffverbindungen. Und so schwappt im Ontario Lacus flüssiges Methan und Ethan und mit großer Wahrscheinlichkeit auch flüssiges Butan und Propan – also Stoffe, die bei uns fürs Heizen eingesetzt werden, als Kältemittel oder Treibstoff. Messungen in der Titan-Atmosphäre beweisen, dass die Chemie des Saturnmondes noch viel mehr zu bieten hat:
"Wir haben gedacht, das sind einfache Kohlenwasserstoffe, also Methan, Ethan: Nein, wir finden auch sehr komplexe, wie zum Beispiel Benzol, das sind sehr komplexe Kohlenwasserstoffringe. Und wir finden noch höherwertige Kohlenwasserstoffe, also wenn Sie so wollen, finden wir alles, was wir bei uns in der Kohle und dem Erdöl auch findet."
Ralf Jaumann vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt in Berlin. Die Kohlenwasserstoffe entstehen, wenn das ultraviolette Licht der Sonne auf die Methan-Moleküle in der dichten Titan-Atmosphäre trifft, erläutert Dennis Matson vom Jet Propulsion Laboratory in Pasadena:
"Das UV-Licht zerstört einerseits die organischen Moleküle und hilft andererseits dabei, neue zu schaffen. Wenn die UV-Strahlung auf Methan trifft, laufen vielfältige chemische Prozesse ab, die größere Moleküle wachsen lassen. Ethan entsteht, Propan und viele andere Kohlenwasserstoffe. Die werden dann durch die Strahlung ionisiert und sehr reaktiv, und wir kommen zu noch komplexeren Verbindungen. Da läuft also eine höchst komplexe Chemie ab, die wir für Titan nicht für möglich gehalten hätten."
Es habe noch nicht einmal die leisesten Hinweise darauf gegeben, dass so komplexe Kohlenwasserstoffverbindungen auf dem Titan existieren könnten, so Dennis Matson. Deshalb sind die Instrumente an Bord der 1997 gestarteten Cassini-Sonde nicht für die Analysen der schweren organischen Moleküle ausgelegt worden. Matson:
"Wo die organische Chemie aufhört und ob es unter Umständen auf Titan Bedingungen gibt, unter denen es selbst reproduzierende Moleküle gibt, das wissen wir derzeit noch nicht."
Leben – auf Titan? Auf jeden Fall wecken die komplexen Verbindungen die Neugier der Forscher, die in zwei Richtungen zielt. Einmal - ganz klassisch nach irdischem Vorbild – auf Leben im Wasser. Denn tief unter dem Eis verbirgt sich anscheinend ein Ozean. Ralf Jaumann:
"Wenn wir auch noch Wasser im Untergrund haben, dann haben wir eigentlich einen Körper, der spektakulär interessant ist. Wir haben flüssiges Wasser, wenn noch nicht auf der Oberfläche, aber dort ist es viel zu kalt, mit -200°C, aber wir haben es im Untergrund, und auf der Oberfläche finden wir beliebig viele Kohlenwasserstoffe. Kohlenwasserstoffe sind die Grundvoraussetzung für organische Verbindungen."
Mit den Ergebnissen von Cassini wird auch eine zweite Möglichkeit interessant – dass es Leben auf Titan gibt, das vollkommen anders ist als bei uns. Robert Brown:
"Leben könnte auf Titan auf eine in unseren Augen sehr exotische Art und Weise entstanden sein, und es könnte so exotisch sein, das wir es derzeit noch nicht einmal ausdenken könnten."
Die Atmosphäre Titans entspricht jedenfalls perfekt der Uratmosphäre, die sich Stanley Miller und Harold Urey in den 50er Jahren für ihre berühmten Experimente ausgedacht hatten. Auf der Erde gab es sie nie – aber auf Titan, auch wenn es da zu kalt ist für unsere Art von Leben. Theoretisch ist aber auch anderes möglich.
"Wir konnten erstmals zweifelsfrei nachweisen, dass es auf einem anderen Himmelskörper als der Erde Flüssigkeiten an der Oberfläche gibt."
Die Raumsonde "Cassini", die seit 2004 das Saturn-System untersucht, hat den See mit ihren Infrarotsensoren bestätigt, erläutert Robert Brown von der University of Arizona in Tucson. Die Flüssigkeit im See ist kein Wasser, dafür ist es viel zu kalt, vielmehr handelt es sich um Kohlenwasserstoffverbindungen. Und so schwappt im Ontario Lacus flüssiges Methan und Ethan und mit großer Wahrscheinlichkeit auch flüssiges Butan und Propan – also Stoffe, die bei uns fürs Heizen eingesetzt werden, als Kältemittel oder Treibstoff. Messungen in der Titan-Atmosphäre beweisen, dass die Chemie des Saturnmondes noch viel mehr zu bieten hat:
"Wir haben gedacht, das sind einfache Kohlenwasserstoffe, also Methan, Ethan: Nein, wir finden auch sehr komplexe, wie zum Beispiel Benzol, das sind sehr komplexe Kohlenwasserstoffringe. Und wir finden noch höherwertige Kohlenwasserstoffe, also wenn Sie so wollen, finden wir alles, was wir bei uns in der Kohle und dem Erdöl auch findet."
Ralf Jaumann vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt in Berlin. Die Kohlenwasserstoffe entstehen, wenn das ultraviolette Licht der Sonne auf die Methan-Moleküle in der dichten Titan-Atmosphäre trifft, erläutert Dennis Matson vom Jet Propulsion Laboratory in Pasadena:
"Das UV-Licht zerstört einerseits die organischen Moleküle und hilft andererseits dabei, neue zu schaffen. Wenn die UV-Strahlung auf Methan trifft, laufen vielfältige chemische Prozesse ab, die größere Moleküle wachsen lassen. Ethan entsteht, Propan und viele andere Kohlenwasserstoffe. Die werden dann durch die Strahlung ionisiert und sehr reaktiv, und wir kommen zu noch komplexeren Verbindungen. Da läuft also eine höchst komplexe Chemie ab, die wir für Titan nicht für möglich gehalten hätten."
Es habe noch nicht einmal die leisesten Hinweise darauf gegeben, dass so komplexe Kohlenwasserstoffverbindungen auf dem Titan existieren könnten, so Dennis Matson. Deshalb sind die Instrumente an Bord der 1997 gestarteten Cassini-Sonde nicht für die Analysen der schweren organischen Moleküle ausgelegt worden. Matson:
"Wo die organische Chemie aufhört und ob es unter Umständen auf Titan Bedingungen gibt, unter denen es selbst reproduzierende Moleküle gibt, das wissen wir derzeit noch nicht."
Leben – auf Titan? Auf jeden Fall wecken die komplexen Verbindungen die Neugier der Forscher, die in zwei Richtungen zielt. Einmal - ganz klassisch nach irdischem Vorbild – auf Leben im Wasser. Denn tief unter dem Eis verbirgt sich anscheinend ein Ozean. Ralf Jaumann:
"Wenn wir auch noch Wasser im Untergrund haben, dann haben wir eigentlich einen Körper, der spektakulär interessant ist. Wir haben flüssiges Wasser, wenn noch nicht auf der Oberfläche, aber dort ist es viel zu kalt, mit -200°C, aber wir haben es im Untergrund, und auf der Oberfläche finden wir beliebig viele Kohlenwasserstoffe. Kohlenwasserstoffe sind die Grundvoraussetzung für organische Verbindungen."
Mit den Ergebnissen von Cassini wird auch eine zweite Möglichkeit interessant – dass es Leben auf Titan gibt, das vollkommen anders ist als bei uns. Robert Brown:
"Leben könnte auf Titan auf eine in unseren Augen sehr exotische Art und Weise entstanden sein, und es könnte so exotisch sein, das wir es derzeit noch nicht einmal ausdenken könnten."
Die Atmosphäre Titans entspricht jedenfalls perfekt der Uratmosphäre, die sich Stanley Miller und Harold Urey in den 50er Jahren für ihre berühmten Experimente ausgedacht hatten. Auf der Erde gab es sie nie – aber auf Titan, auch wenn es da zu kalt ist für unsere Art von Leben. Theoretisch ist aber auch anderes möglich.