"Stylepark kam auf uns zu und sagte: Wir wollen eine Ausstellung machen, wir wissen aber noch nicht, welche Objekte es sein werden, die würden erst sechs Wochen vor der Messe feststehen. Es könnte sein, dass die nur als Prototypen auf der Messe stehen", erzählt der 34-jährige Designer Gerhardt Kellermann. Etwas geschafft, aber glücklich sitzt er neben seiner Partnerin Ana Relvão. Die komplizierten Vorgaben der Designer-Plattform Stylepark haben sie geschickt umgesetzt. Und aus der Not - keine echten Möbel - eine kreative Tugend gemacht, wie Ana Relvão ergänzt.
"Und dann dachten wir: Lass uns alles in Form eines drehenden Hologramms an die Wand werfen."
Kein Messetrubel, keine Möbelstapel.
Kellermann: "Wir wollten hier das Gegenteil schaffen, ein Ort der Ruhe, wo die Objekte in abstrakter Weise dargestellt werden und es ist eher eine Experience."
Hologramm mit Wow Effekt
Das Designer-Duo gehört zu den Stars der Szene, aktuell sorgen sie mit "Chart" , einem Raumteiler, für Furore, der aus funktionalen Büros Wohlfühlorte macht. In Köln dominieren zwei bodenlange Vorhänge das Setting. Hinter dem ersten verbirgt sich ein Loop. Zwanzig Designstücke, unter anderem ein Leuchtelement von Tobias Grau, eine Marmorchaiselongue von Butrus Teherani schweben als Hologramm an den Augen der Besucher vorbei. Ein fast poetischer Moment mit Wow Effekt.
Einen Vorhang weiter geht es dann etwas bodenständiger zu. Auf drei Monitoren erfährt der Besucher Näheres über Stylepark. Die werbeorientierte Design-Datenbank sammelt alle Produktinformationen der Kölner Möbelmesse, liefert Hintergrundinfos und hilft bei der Suche nach bestimmten Stücken. Auch solchen von Relvão und Kellermann, wie jene Wasserkaraffe, die sich an japanischen Traditionen orientiert.
Relvão: "Die Karaffe hat zwei Seiten und ist als Metapher gedacht. Man sollte das Wasser zuerst dem anderen einschenken, weil das einfach höflich ist."
"Es ist einfach unser Leben"
Seit sieben Jahren arbeiten die beiden Designer zusammen, machen alle Entwürfe gemeinsam. Sie haben das Gefühl der Eine sei der verlängerte Arm des Anderen, erzählen sie und schauen dabei beneidenswert entspannt. Berühmte Designerpaare wie Charles und Ray Eames nehmen sie zur Kenntnis, aber nicht zum Vorbild. Die Schwierigkeiten das Berufliche vom Privaten zu trennen, haben sie ganz pragmatisch gelöst.
Relvão: "Es ist schwierig genau zu definieren was ist privat, was ist beruflich und dann gab es irgendwann den Moment, an dem wir gesagt haben, alles ist privat. Unsere Arbeit, unser Büro. Es ist einfach unser Leben."
Die Harmonie schafft Raum für viel Kreativität. Viele ihrer Produkte werden schon in Serie produziert, verkaufen sich international. Die beiden lassen sich nicht auf eine Sparte festlegen. Sie entwerfen Küchen genauso wie Sonnenbrillen, machen selber Fotos, interessieren sich für Mode und:
Kellermann: "Für uns ist es immer wichtig die neueste Technik zu sehen, so wie die 3D-Brille und 3D-Drucker. Das sind alles Elemente, die werden vielleicht später in die Gesellschaft und in Produkte einfließen, und deswegen sehen wir uns mehr als Industriedesigner."
Wunsch nach dem Natürlichen
Ihr Credo: Erklärt sich ein Produkt ohne viel Anleitung, macht es Sinn.
Kellermann: "Für uns ist es wirklich diese Art Sudoku. Ästhetik kommt vielleicht am Ende raus , aber wenn ein Produkt sich selber kommuniziert, und man nicht viel dazu sagen muss, dann ist es für uns ästhetisch."
Die Ausstellung haben sie mit Hilfe von Virtual Realtiy entworfen. Weil sie keine Zeit hatten ständig von ihrem Wohnort München nach Köln zu reisen, durchschritten sie die Museumsräume mit VR Brillen.
Doch so sehr sie die modernen Hilfsmittel schätzen, so genau beobachten sie auch den Wunsch nach natürlichen Stoffen. Der Technikhype weckt die Sehnsucht nach Holz, Kupfer, Messing und schönen Stoffen. Und nach echten Beziehungen, geknüpft ohne Online Plattformen und technische Hilfsmittel. Ana Relvão und Gerhardt Kellermann haben sich ganz profan auf dem Münchener Oktoberfest kennengelernt.
"Es ist wahr, es ist wahr."