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Ausstellung im New Yorker Met
"Kongo - Power and Majesty"

Das New Yorker Metropolitan Museum of Art zeigt derzeit eine Ausstellung mit Kunst aus dem Kongo. Die gezeigten Kunstwerke stammen aus europäischen und amerikanischen Sammlungen - afrikanische Geschichte ist ohne Kolonialgeschichte nicht denkbar. Und jede Schau afrikanischer Kunst muss sie deshalb reflektieren. Die New Yorker Ausstellung leistet aber noch mehr.

Von Sacha Verna |
    Um seine Ankunft in Westafrika zu markieren, ließ der portugiesische Seefahrer Diogo Cão an der Mündung des Kongo dem Heiligen Augustinus eine Säule aus Kalkstein errichten. Das war 1483. Acht Jahre später waren weite Teile des heutigen Angola, der Republik Kongo und der Demokratischen Republik Kongo christianisiert. Bis Portugal, Frankreich und Belgien das Gebiet um die Wette geplündert hatten, dauerte es noch ein paar Jahrhunderte. In dieser Zeit schufen Kunsthandwerker und Künstler dort Preziosen, die von den Vornehmsten und Reichsten in Europa begehrt wurden.
    Museen hätten die Tendenz, sich in Ausstellungen und Sammlungen afrikanischer Kunst auf das 19. Jahrhundert und die Kolonisation zu konzentrieren, sagt die Kuratorin Alisa LaGamma. Dagegen stammen zahlreiche der 150 Objekte, die das New Yorker Metropolitan Museum nun präsentiert, aus der präkolonialen Epoche. Wie ein warnender Zeigefinger eröffnet das Kalksteinmonument des Diogo Cão die Schau.
    Die Portugiesen brachten nicht nur den Herrgott, sondern auch das Alphabet nach Westafrika. Schon bald korrespondierten kongolesische Regenten eifrig mit ihren europäischen Amtskollegen. So bat König Alfonso I von Kongo König Manuel I von Portugal 1517 in einem Schreiben um die Entsendung etlicher Devotionalien und gab Emissären seinerseits kostbare Geschenke mit auf den Weg: Textilien aus fein gewobenem Bast mit abstrakten Mustern, oder Olifanten, Signalhörner aus Elfenbein mit exquisiten Schnitzereien.
    "Die Künstler in dieser Region waren nicht von der Außenwelt abgeschnitten, sondern begrüßten Einflüsse von überall her. In ihren Werken verbanden sie ihre eigene ästhetische Tradition mit Materialen und Formen, auf die sie durch den internationalen Handel aufmerksam geworden waren."
    Vom Zerstörer zum Retter der Kultur
    Stellten kongolesische Künstler Kruzifixe her, glichen diese den Griffen der prächtigen Stäbe, die zu den Machtinsignien der örtlichen Stammesführer gehörten. Kniende Frauenfiguren mit Kind erinnern an Maria und Jesus, nur sind sie nackt, und oft wird das Kind gerade erst geboren.
    Zu den bekanntesten Exponaten zählen die imposanten Skulpturen am Ende dieser Ausstellung. Die sogenannten minkisi sind hölzerne Gestalten, die als Gefäße für spirituelle Kräfte dienten. Jedes Mal, wenn rituell eine spezifische Kraft beschworen wurde, rammten Priester ihnen einen Nagel oder ein Metallstück in den Körper. Die christlichen Frohbotschafter hatten solche Praktiken natürlich umgehend verboten. Doch im 19. Jahrhundert erlebten die minkisi eine Renaissance. Die lokalen Herrscher wehrten sich gegen die Europäer, die längst von Handelspartnern zu Ausbeutern geworden waren. Die minkisi sollten sie bei diesem Kampf unterstützen. Stattdessen nahmen die Kolonisten Dutzende dieser visuellen Metaphern des Widerstandes als Souvenirs mit nach Hause. Zwanzig von ihnen sind weltweit erhalten geblieben, keine einzige davon in Afrika selber. Fünfzehn dieser zwanzig zeigt das Metropolitan Museum.
    Es gehört zu den bitteren Ironien der Geschichte, dass die Zerstörer einer Kultur manchmal zu den Rettern wertvoller Kunstwerke werden. Diese eindrückliche Ausstellung stellt die versammelten Objekte in einen Zusammenhang, der ihnen abhandengekommen ist. Der volle Umfang ihrer früheren Bedeutung lässt sich nurmehr erahnen. Aber es ist immer noch ein Leichtes, ihrem Zauber zu verfallen.
    Metropolitan Museum of Art, New York: "Kongo: Power and Majesty". Bis 3. Januar 2016.