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Ausstellung in London
Digitale Revolution

Geräusche und Musik, Laser und Videos: Das Barbican Centre in London zeigt in einer umfassenden Show digitale Kunstwerke von den 50er-Jahren bis heute. Dazu zählt alles, was mit Computercode hergestellt ist: Musik, Videospiel, Design und Film.

Von Louise Brown | 03.07.2014
    Beginnen wir mit einer Frage: Ist das hier Kunst?
    Geräusch: Videospiel Pong
    Und das?
    Musik 1: Human League, Don't You Want Me
    Das war der Klang eines der ersten Videospiele überhaupt, das Tennisspiel-simulierende Game "Pong". Und das andere: die Band Human League. Inklusive elektronische Schlagzeugmaschine, auch bekannt als Linn LM-1.
    Diese und viele andere digitale, nun, Kunstwerke sind in einer umfassenden neuen Show in London zu sehen: Titel: Digital Revolution.
    Kreativität mit Technologie
    "I think this is a real moment for digital."
    Kurator Conrad Bodman:
    "The exhibition looks at digital creativity from the 1950ies to the present day through a series of different media forms, we look at contemporary art, film, music, design and video games."
    Digitale Kreativität von den 50er-Jahren bis zur Gegenwart; Kunst, Film, Musik, Design und Videospiel. Nur: Was ist eigentlich digitale Kunst?
    "Digital art is art made with code, using computers."
    Kunst gemacht mit Computercode. Kunst von Maschinen also?
    "Es geht nicht um die Technologie an sich, sondern wie Künstler diese einsetzen, um kreative Werke zu schaffen. Quasi als weiteres Arbeitstool."
    Wie in der Installation "Pyramidi" von dem bekannten Musiker Will.i.am, in Zusammenarbeit mit dem Künstler Yuri Suzuki: Drei überraschend retro wirkende Roboter-Instrumente dudeln unter einer riesigen 3D-Projektion von Will.i.ams Gesicht vor sich hin.
    Interaktivität als Merkmal digitaler Kunst
    Mit Computern Kreatives schaffen: Wie weit das Feld ist, verdeutlicht die Ausstellung, die sowohl die bahnbrechenden Technologien hinter dem Hollywoodblockbuster "Gravity" wie auch ein interaktives Video der Popband Arcade Fire zeigt.
    Ach ja, die Interaktivität: Die ist natürlich ein Merkmal der digitalen Kunst. Die Künstlertruppe Umbrellium lädt dazu ein, mit der Hand Laserstrahlen so zu bewegen, dass temporäre Lichtkunstwerke entstehen.
    Eine spacige Idee, die schön schaurig klingt, aber ist das nicht ein bisschen zu... einfach? Ein paar flirrende Laserstrahlen in Neonfarben, Piepen und Surren... Usman Haque von Umbrellium:
    "Genau davon wollen wir weg: Wir versuchen, die Besucher dazu zu kriegen, vorsichtig und behutsam zu sein - weg von der interaktiven Kunst, die nur knallt und pfeift zu etwas Kontemplativem."
    Eine solche Beteiligung der Besucher zeigt die Grenzen der digitalen Kunst: Selten findet man solche künstliche Welten in den großen Ausstellungshäusern. Auch, weil in der Disziplin fast täglich neue technische Möglichkeiten entstehen. In Berlin bleibt die Kunstgalerie Digital Art Museum, DAM, eine Besonderheit. Interessenten, die am Computer entwickelte Arbeiten sammeln, sind noch eine Seltenheit.
    Spektakelhaft und kindlich-grell
    Dafür sind die großen Technologie-Firmen Fans. Auch im Barbican kann man dem Internetriesen Google nicht entkommen: Mit dem Projekt "DevArt" präsentiert das Barbican zusammen mit Google die Codierungsfertigkeiten von Künstlern wie Zach Lieberman.
    "Working with Google seemed quite natural for me."
    Die Zusammenarbeit mit Google sei für ihn ganz natürlich, sagt Kurator Conrad Bodman.
    Von solchen kommerziellen Kooperationen werden wir vermutlich in der digitalen Kunst mehr sehen.
    Ebenso von dem Spektakelhaften: Für eine Kunst, die ein Wegbereiter sein will, wirken viele Grafiken und Installationen immer noch erstaunlich kindlich-grell.
    Da kann man schon nostalgisch an die einfache, übersichtliche Zeit des Videospiels "Pong" zurückdenken...