"Klangwelten entstehen im Gehör", meint der experimentelle Musiker Achim Zepezauer. Jeder interpretiere immer wieder aufs Neue, ob akustisches Material Lärm oder Klangkunst ist, Geräusch oder Musik, so der Klangkünstler im Dlf. Die von ihm kuratierte Ausstellung fordert das Gehör heraus.
Achim Zepezauer im Gespräch mit Thekla Jahn | 11.10.2018
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Experimentiert mit Klängen aller Art: Achim Zepezauer (André Symann)
Achim Zepezauer arbeitet seit vielen Jahren als Musiker in verschiedenen Projekten: im Großensemble "The Dorf" etwa, im Hampelstern-Terzett oder solo mit seinem Elektronik-Setup. Zudem kuratiert er seit 2015 im Künstlerhaus Dortmund eine Konzertreihe mit experimenteller Musik. Jetzt hat der umtriebige Künstler noch einen drauf gesetzt, mit einer Klang-Kunst-Musik-Ausstellung: mexhibition (Ist das weg? Oder kann das Musik?).
"Ich liebe das mehr oder weniger Unkategorisierte; das, was sich nicht einordnen läßt, so dass man auch einen gewissen Spielraum hat, Sachen zu machen, die nicht von vorneherein schon festgelegt sind." Er wolle mit der Ausstellung überraschen und mit den dort zu erlebenden Arbeiten an der Schnittstelle von Kunst und Musik zeigen, was noch möglich ist.
Wer selber ausprobiert, hört wachsamer zu
Die Installationen der mexhibition, die Achim Zepezauer kurartiert hat, stammen von mehr als einem Dutzend Künstlern, darunter sind Arbeiten des bereits verstorbenen Musikers und Klangkünstlers Rolf Julius, der Marburger Künstlerin Tintin Patrone, die das Spektrum zwischen Musik und Motorengeräuschen auslotet, oder von Claudia Robles-Angel.
Die interaktive Installation der in Kolumbien geborenen Künstlerin, lädt den Besucher ein, mit einem sogenanntes GSR (Galvanic Skin Response) Interface, die Feuchtigkeit seiner eigenen Haut zu messen. Die unterschiedlichen Messwerte zeigen psychologische oder physische Erregungen an, wie Aufkommen von Stress oder auch Beruhigung. Diese Informationen, die das GSR empfängt, werden an einen Computer geschickt, um daraus Klang und Bild zu generieren.
"Es gibt in der Ausstellung Exponate, die ausdrücklich dazu einladen selbst tätig zu werden, was ich super finde, weil man schneller den Zugang findet, wenn man selber ausprobieren kann. Und dann erst recht wachsam zuhört." Gerade durch das eigene Erleben sei man schon nah an dem dran, was Künstler selber die ganze Zeit ausprobieren.
Mal Musik, mal Lärm
Interaktion und Interpretation sei wichtig beim Bewerten von Geräuschen. Auf die Frage, wann für ihn ein akustisches Signal keine Kunst mehr sei, meint Achim Zepezauer: "Es liegt sehr stark an der Betrachtung und an dem Moment. Ich kann keine Antwort geben, die grundsätzlich zutreffend ist."
Deshalb solle die Ausstellung dem sehenden und hörenden Publikum Chancen eröffnen, die Umwelt akustisch wahrzunehmen und sinnliche Erfahrungen zu machen, die ebenso verändern, wie sie sich verändern.