Donnerstag, 28. März 2024

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Ausstellung zur Neuen Deutschen Welle
Komm nach Hagen, werde Popstar, mach dein Glück!

Ende der 1970er-Jahre galt Hagen als das Liverpool Deutschlands. Hier starteten Inga und Annette Humpe, Extrabreit und Nena ihre großen Karrieren. Hagen wurde hip und setzte wichtige Impulse der Neuen Deutschen Welle. Eine pophistorische Ausstellung im Osthaus Museum beleuchtet diese kurze Epoche.

Von Achim Hahn | 03.09.2018
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    Rolf Möller von Extrabreit museal in einer Ausstellungsvitrine (Achim Hahn )
    "Komm, Komm, Komm, Komm! Komm nach Hagen, werde Popstar, mach dein Glück" - sangen Extrabreit und brachten schon früh den musikalischen Zeitgeist an der Volme auf den Slogan. Denn Hagen war Hype - Ende der 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts.
    Heikle Wahnbaeck: "Es gab so was wie eine Hagenmania, und was ich eben erstaunlich finde, dass Hagen eine Provinzstadt ist."
    Hagen als musikalisches Epizentrum
    Die plötzlich zur angesagten Popmetropole wurde, wie Heike Wahnbaeck erzählt. Zeitzeugin, die schon mit der Band Grobschnitt als Irmchen von Due unterwegs war, dem ersten Hagener Act, der bundesweit Furore machte. Einer der Gründe - soziologisch untersucht von Frank Hillebrandt:
    "Hagen hatte schon in den 60er-Jahren sehr viele Orte, wo junge Menschen ihre Musik spielen konnten und auch ausprobieren konnten, und das ist ungewöhnlich gewesen für die damalige Zeit, dadurch hat sich dann so ne Szene gebildet."
    Extrabreit: "Das ist neu! Das ist neu!
    Clevere PR-Strategen
    Hagen wurde das musikalische Epizentrum der Neuen Deutschen Welle. Für einen kurzen Augenblick in der Popgeschichte. Nena: "Ich geh mit Dir wohin Du willst!" Das Liverpool Deutschlands, in dem die Hölle los war, wie damals die Presse schrieb. Denn:
    Heikle Wahnbaeck: "Wie Seattle für den Grunge steht, steht Hagen für die New Wave."
    Ein popkultureller Durchlauferhitzer, von dem es hieß: "Man muss nach Hagen kommen. Wer nicht in Hagen war, versteht die deutsche Musikszene nicht." Und clevere PR-Strategen, die oft selbst in Bands spielten, wussten damit umzugehen. "Es gab da dieses eine Plakat: Nur Nina kommt nicht aus Hagen."
    Nena, Extrabreit, Inga und Annette Humpe
    Denn hier starteten die großen Karrieren von Inga und Annette Humpe oder von Nena und Extrabreit.
    Extrabreit: "Hurra, Hurra, die Schule brennt!"
    "Und das war wirklich was, was Hagen zu so einer besonderen Stadt gemacht hat." In der unzählige Bands wie zum Beispiel "The Ramblers", "Kein Mensch" oder "Tirami Su" ihr Glück versuchten und die großen Majorlabels ihre Chance witterten, auch wenn musikalisch längst nicht alles Gold war, was glänzen wollte.
    The Ramblers: "The Kids are back to Rock'n'Roll!"
    The Stripes: "Ecstasy with harmony!"
    Neonbabies: "Deine blauen Augen, machen mich so sentimental"
    40 Jahre ist das her: "78 hat sich Extrabreit gegründet, dann 78 war dieser Grobschnitt-Auftritt im Rockpalast und 78 war der erste Bühnenauftritt von Nena." Doch der entscheidende Grund für die Ausstellung im Hagener Osthaus Museum laut Kuratorin Wahnbeck: "Es gibt so viele Exponate und ich hab so viele Leute getroffen, die auf die Dachböden gegangen sind und haben ihre Kisten durchwühlt, was mir auch immer wieder gezeigt hat, wie wichtig diese Zeit auch immer noch nach 40 Jahren in den Köpfen der Leute ist, weil das verwahrt wurde."
    Sehenswerte Ausstellung
    "Komm nach Hagen, werde Pop-Star, mach Dein Glück!" - Eine sehenswerte Ausstellung als musikhistorischer Erinnerungskult. Zusammengestellt von Heike Wahnbaeck und umrahmt von einem dreiwöchigen Veranstaltungs-Festival. Mit Jeder Menge Unikaten, Original-Plakaten, Layouts zu Plattencovern, Instrumenten, unveröffentlichten Fotos, selbst bedruckten T-Shirts, Zeitungsberichten und Dokumenten oder Band- und Studioequipment.
    "Deswegen sind die Kästen, die Vitrinen eher wie Wimmelbilder."
    Mit Devotionalien und Heiligtümern von Fans und Sammlern, sogar mit einem Tresen oder einem Probenraum, der immer noch so muffig riecht wie damals. Ergänzt von 18 grafisch durchgestylt-informativen Themenwänden und einem einstündigen Animationsfilm, der diesen kurzen Moment, in dem Hagen pophistorisch wichtig war, künstlerisch, aber vor allem auch mit dem Sound der Zeit verarbeitet."Für mich war das Spannende: Dieser Paradigmenwechsel in der Musik und diese Reibungspunkte beispielsweise werden auch in der Ausstellung gezeigt, weil die sich in Texten niederschlagen, in gegenseitigen Beschimpfungen."
    Song Eroc: "Deutsche Welle ist zur Stelle und in Hagen war’n die Wellen immer groß. Lauter "Lolli Laumann Lutscher" - Lümmel lassen laute Lieder los."