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Austausch zu linguistischen Themen

Die Deutsche Gesellschaft für Sprachwissenschaft und die Linuistic Society führen derzeit erstmals eine gemeinsame Sommer-Schule durch. Begonnen hat sie am gestrigen Sonntag. In Campus & Karriere sprach Patrick Honecker mit dem Initiator der Veranstaltung, Professor Dieter Stein, Lehrstuhlinhaber für Anglistische Linguistik an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf.

    C&K: Summer-School, das klingt harmlos, aber von einer Laienveranstaltung ist das Treffen in Düsseldorf ja weit entfernt. An wen richtet es sich denn?

    Stein: Ja, der Terminus zielt in der Tat viel zu tief. Es richtet sich an Studierende, die sich auf Sprachwissenschaft spezialisiert haben in einem der traditionellen Studiengänge wie Englisch, Französisch, Deutsch oder eben in einem der Linguistik-Studiengänge. Sie sollten Linguistik als ihren Schwerpunkt haben.

    C&K: Was bedeutet es denn, wenn Sprachwissenschaftler unterschiedlicher Sprachen aufeinandertreffen? Werden da auch Spezifika der jeweiligen Sprache verglichen?

    Stein: Der Schwerpunkt liegt auf der Erforschung dessen, was Sprachen allgemein gemeinsam haben. Die Einzelsprachen sind natürlich Ausführungen dieser allgemeinen Charakteristika. Sie kommen natürlich auch zur Sprache als empirische Grundlage, aber die generelle Zielrichtung ist, was allen Sprachen gemeinsam ist.

    C&K: Wenn man darüber spricht, was allen Sprachen gemeinsam ist, dann muss man auch darüber sprechen, was an Sprachentwicklungen stattgefunden hat. Englisch ist ja inzwischen lingua franca auch der Wissenschaft. Wirkt sich das auch auf die Teilnehmer des Kongresses aus? Muss ich Englisch können, um teilzunehmen?

    Stein: Ganz einfach: Ja. Es ist eine Tatsache, dass die Wissenschaftssprache im Bereich der Linguistik natürlich Englisch ist. Und wenn Sie etwas werden wollen, müssen Sie auch Englisch publizieren, da führt leider kein Weg dran vorbei. Das heißt aber nicht, dass Deutsch nicht als Wissenschaftssprache auch gefragt und gewünscht ist. Aber die Veranstaltungen hier, da sie ja ein internationales Publikum haben, da ist Englisch der kleinst gemeinsame Nenner.

    C&K: Ich erinnere mich an den Philosophischen Fakultätentag vor kurzem: Da hat man geklagt, dass das Englisch bei vielen Wissenschaftlern so furchtbar schlecht ist. Können Sie das bestätigen?

    Stein: Das kann ich bestätigen. Aber es gibt eine Version des Englischen, International English heißt das mittlerweile auch, das ist ein ziemliches Gemisch, aber es ist eben das wichtigste Kommunikations- und Verständigungsmittel, das es im Moment auf der Welt gibt. Wir können das beklagen, aber es ist so. Es gibt aber kaum jemanden in unserem Bereich, der nicht so gut Englisch sprechen kann, dass er nicht auch einen Vortrag auf Englisch halten kann. So hat unser Hauptredner gestern Abend, Herr Bierwisch, der Germanist ist, einen über eine Stunde dauernden Hauptvortrag wunderbar auf Englisch gehalten - nicht perfekt, aber so toll, dass er sehr gut rübergebracht hat, was er sagen wollte.

    C&K: Kommen wir noch mal zur Veranstaltung: Wie viele Gäste sind bislang eingetroffen?

    Stein: Wir haben im Moment etwa 250 Studierende aus allen Teilen der Welt. Das sind ungefähr 70-80 Deutsche, 50 Amerikaner und der Rest kommt wirklich aus aller Welt.

    C&K: Die Themengebiete sind ja relativ weit, da gibt es Morphologie, Phonetik, aus jedem Bereich der Linguistik etwas. Hat man so ein bestimmtes Ziel, einen Oberbegriff?

    Stein: Ja, der Oberbegriff leitet sich daraus her, dass es in der Linguistik der letzten Jahrzehnte zwei Grundansätze, zwei Grundperspektiven des Herangehens gegeben hat, die formale und die funktionale Linguistik. Das Thema der Tagung ist eigentlich, das wir die Erträge dieser beiden Perspektiven miteinander vergleichen wollen, um zu sehen, was haben die einen geleistet, was haben die anderen geleistet, und inwieweit kommen wir da auf eins oder inwieweit ergeben sich dadurch völlig unterschiedliche Perspektiven auf solche Fragen wie Spracherwerb, Sprachentwicklung, Sprachpathologie.

    C&K: Gibt es auch eine Veranstaltung, die ich auch als Nichtlinguist besuchen und verstehen könnte?

    Stein: Aber selbstverständlich. Es gibt viele Podiumsdiskussionen. Eine hat gestern Abend schon stattgefunden. Die zweite findet am nächsten Samstag Abend statt, im Industrieclub der Stadt Düsseldorf. Da werden im Publikum auch Nicht-Wissenschaftler sein, das hoffen wir zumindest.

    C&K: Professor Dieter Stein war das, Initiator der Lingusiten-Sommer-Schule an der Heinrich-Heine-Uni in Düsseldorf, die noch bis zum 3. August läuft. Der Industrieclub Düsseldorf befindet sich in der Elberfelder Straße 6, 40213 Düsseldorf.

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