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Austausch zwischen Palästina und Deutschland

"Jeden Morgen, wenn ich zur Uni fahren möchte, sagt mir ein Soldat, dass ich laufen muss und manchmal muss ich erheblich Umwege in Kauf nehmen," erzählt Rasha Othman. Sie gehört zu den16 palästinensischen Studenten, die Sozialarbeit oder Soziologie an der Universität Bethlehem studieren, und derzeit die Katholischen Fachhochschule Nordrhein-Westfalen in Köln besuchen. Die politischen Probleme zwischen Israelis und Palästinensern ist für die Studenten ein wichtiges Thema. Sie möchten in den gemeinsamen Veranstaltungen mit den deutschen Kollegen Gelegenheit bekommen, über ihren Alltag im permanenten Kriegszustand zu sprechen. Doch der Schwerpunkt der Diskussionen soll nicht der Palästinenserkonflikt sein, sondern Gespräche über sogenannte Gender-Studies, erklärt Josef Freise, Professor und Koordinator des deutsch-palästinensischen Austauschprogramms an der Katholischen FH Köln: "Gender-Studies sind die Studien zu geschlechtsbezognem Rollenverhalten. Also wie reagieren Männer und Frauen aufgrund ihres Mannseins und aufgrund ihres Frauseins und in der sozialen Arbeit, welche Bedeutung hat das."

    In den kommenden 14 Tagen werden sowohl deutsche als auch palästinensische Studenten Vorträge zu verschiedenen Aspekten der Gender-Forschung halten. Das Geschlechterverhältnis in der Religion, in der Politik und in der Erziehung werden dabei untersucht. Das soll Gelegenheit geben, die jeweils andere Kultur besser kennen zu lernen. Der Kooperationsvertrag zwischen den beiden Universitäten, der heute unterzeichnet wird, erleichtert es zukünftig, ein oder zwei Semester an der Partnerschafts-Uni zu studieren oder zu lehren. Jennifer Junker studiert im sechsten Semester Sozialarbeit an der FH Köln und hat für drei Semester in Bethlehem gearbeitet: "In den Sommersemesterferien habe ich für drei Monate in der J. Arafir gearbeitet, in der Bethlehem Arabic Society for Rehabilitation. Dort habe ich Behinderte gepflegt und zur Physiotherapie begleitet." Während des 14-tägigen Aufenthaltes in Köln werden die palästinensischen Hochschüler, Organisationen der Sozialen Arbeit in Köln kennen lernen. In Zukunft sollen Kölner Studenten die Möglichkeit bekommen, Schnupper-Hospitanzen in sozialen Einrichtungen in Palästina machen zu können. Jennifer Junker möchte ihre Erfahrungen dafür nutzen, nach ihrem Studium interkulturell zu arbeiten: "Volontäre, Studenten, Praktikanten, die von Deutschland nach Israel gehen, vorzubereiten, das stelle ich mir interessant vor. Dabei kann man die kulturellen Unterschiede gut darstellen und ein Bewusstsein dafür entwickeln."

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