"Ich trage zerrissene Jeansshorts und ein halbdurchsichtiges Shirt. Beides von australischen Designern. Eska Alikai und Ksubi." - Ash Greenway sitzt in ihrer Boutique in der kleinen Küstenstadt Newcastle 160 Kilometer nördlich von Sydney. Die junge, attraktive Designerin schaut an sich herunter. Alles was sie heute trägt, hat ein australisches Label. Die sehr kurzen Shorts mit ausgefransten Hosenbeinen stammen von Ksubi - einem Label aus Sydney. Die Designer des Labels galten über zehn Jahre als die Bad Boys der Modeszene in Australien. Sie schafften mit lebendigen Ratten auf dem Laufsteg auch ihren Durchbruch in New York. Ihre Entwürfe jenseits aller billigen Trends brachten ihnen dennoch oder gerade deshalb den Konkurs Ende des vergangenen Jahres.
Ortswechsel. In einer hellen Wohnung am Centennial Park in Australiens Metropole Sydney öffnet Rachael Coopes ihren Kleiderschrank. Neben Vintagekleidern aus Paris hängen bei der Schauspielerin viele Designkleider von australischen Modemachern.
Rachael zieht ein bodenlanges, dunkelblaues Kleid hervor. Die kurzen Ärmel sind aus Chiffon. "Dieses Kleid ist ein gutes Beispiel. Das kann ich zu einer Hochzeit tragen. Oder zum Lunch. Oder einfach, wenn ich abends mit meinen Freundinnen unterwegs bin. Das Kleid ist schick, aber auch vielseitig."
Für Schauspielerin Rachael Coopes mit vollem Kalender ist es ein vielseitiges Kleid, für Boutiquenbesitzerin Ash Greenway sind es ihre kurzen Shorts. Scheinbar haben die zwei Kleidungsstücke nichts gemeinsam - trotzdem sind sie beide typisch für den australischen Stil. "Übersetzung: Australier lieben es, australische Modemacher zu unterstützen. Sie finden, dass deren Mode frischer ist als die Mode aus anderen Kontinenten."
Küstenleichtigkeit und Heimatdesignliebe
Für Design-Nachwuchs wird auch ständig gesorgt. Allein in Sydney gibt es neben der staatlichen University of Technology über zehn private Schulen, die Modedesign anbieten. Von den Absolventen wird erwartet, dass ihre Entwürfe einfach sind. Einfach im Sinne von entspannt, unkompliziert und lässig - das trifft übrigens auch ganz gut die Lebensweise der meisten Australier.
"Übersetzung: 99 Prozent der Australier leben an der Küste. Man könnte also sagen: Australien ist ein Küstenbewohner, der sich so kleidet, dass es immer praktisch und komfortabel ist, um von der Arbeit zum Strand zu gehen."
Trotz Küstenleichtigkeit und Heimatdesignliebe beobachteten die australischen Fashionistas ganz genau, was in London oder auch New York passiert, sagt Boutiquenbesitzerin Greenway. "Australien guckt wie eine kleine Schwester auf die anderen Modestädte und versucht, diese Mode dann im eigenen, lockeren Stile nachzuahmen. "
Also, doch nicht so unabhängig diese Modeaustralier. Die weite Welt wird nicht nur für Inspirationen gebraucht, auch für den großen Durchbruch. Allerdings gelingt dieser nur ganz wenigen Designern. Im letzten Jahr Dion Lee zum Beispiel, der sich allerdings bei seinen Entwürfen nicht vom lockeren Strandleben inspirieren lässt, sondern von Architektur.