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Australische Waldbrände
Feuerwetter durch Klimawandel

Der Dezember war in Australien der heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen. Verheerende Waldbrände waren die Folge. Forscher sehen den Klimawandel als Verstärker für extreme Feuerwetter - hadern aber noch mit Mängeln ihrer Modelle.

Von Volker Mrasek | 05.03.2020
Ein Buschfeuer im Orroral Valley südlich von Canberra, Australien. Wegen eines riesigen Feuers riefen die Behörden für die Hauptstadt-Region den Notstand aus.
Seit 1900 gibt es einen klaren Trend der Intensivierung von Feuerwetter in Südostaustralien (dpa-news / XinHua / Liu Changchang)
An der neuen Studie hat auch eine Klimaforscherin mitgewirkt, die von den monatelangen Buschbränden im Südosten Australiens selbst betroffen war: Sophie Lewis von der University of New South Wales in Canberra.
"Meine eigene Familie hat Wochen im Haus verbracht, um dem schädlichen Rauch und der extremen Hitze draußen zu entgehen. Canberra gilt auch als ‚Wald-Hauptstadt‘ Australiens. Von hier reicht ein großer Nationalpark bis hinunter zur Südküste. Im Januar ging er in Flammen auf. Mehr als 80 Prozent des Waldes sind verbrannt. Erst seit voriger Woche gilt das Feuer als erloschen."
Klimawandel erhöht die Wahrscheinlichkeit für Feuerwetter
Der Dezember war der heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen in Australien, und auch der sogenannte Feuerwetter-Index erreichte Rekordwerte. Er gibt an, wie hoch das Risiko für Waldbrände ist. Offenbar hat die Klimaerwärmung erkennbar zu dem enormen Ausmaß der Feuersbrünste im Südosten Australiens beigetragen – wobei vorerst unklar bleibt, wie viel genau. Das ist das Resultat der neuen Analyse im Projekt zur Herleitung der Ursachen von Wetterextremen. Die deutsche Physikerin und Klimaforscherin Friederike Otto präzisiert die Ergebnisse. Sie arbeitet an der Universität Oxford in England:
"Die Aufzeichnungen aus Australien zeigen uns, dass die Wahrscheinlichkeit für ein so extremes Feuerwetter stark gestiegen ist - mindestens um den Faktor vier seit dem Jahr 1900. Das sagt uns aber noch nichts über die genauen Ursachen. Deshalb haben wir zusätzlich Computermodelle gerechnet – mit und ohne globale Erwärmung. Dabei kam heraus: Der Klimawandel hat die Wahrscheinlichkeit für solche Ereignisse seit 1900 um mindestens 30 Prozent größer werden lassen."
Klimamodelle noch nicht gut genug
Was hier auffällt, ist die große Diskrepanz zwischen Beobachtungen und Klimasimulationen. Man könnte daraus folgern: Ja, es gibt einen klaren Trend der Intensivierung von Feuerwetter und Waldbränden in Südostaustralien. Aber der Klimawandel hat gar keinen so großen Anteil daran – und damit auch der Mensch nicht. Das sei aber ein Irrtum, sagt Geert Jan van Oldenborgh, Klimaforscher beim Niederländischen Wetterdienst und Erstautor der neuen Studie:
"Wir haben acht verschiedene Klimamodelle benutzt und mit den Wetteraufzeichnungen verglichen. Dabei konnten wir sehen: Sie alle unterschätzen, wie sehr der Klimawandel Hitzewellen verstärkt. Das ist ein Problem. Denn hohe Temperaturen sind der wichtigste Faktor beim Feuerwetter. Je heißer es ist, desto stärker trocknet die Vegetation aus und umso eher gerät sie in Brand. Die heutigen Modelle sind also noch nicht gut genug, um uns zu sagen, wie stark der Klimawandel das Risiko für Feuerwetter wirklich erhöht."
Prognosen vermutlich noch untertrieben
Laut dem niederländischen Physiker läuft inzwischen eine Studie, die klären soll, warum die Klimamodelle hinter der Realität herhinken - und warum sie Treibhausgase als Verstärker von Hitzewellen offenbar systematisch unterschätzen. Nach den Analysen waren die jüngsten Waldbrände in Südostaustralien ein Ausnahmeereignis. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Feuerwetter-Index wieder einen so hohen Wert wie 2019 erreicht, liege derzeit nur bei drei Prozent. Das könnte sich aber ändern. Bei einer globalen Erwärmung von zwei Grad Celsius seien extreme Waldbrände wie zuletzt mindestens um den Faktor vier wahrscheinlicher, so die Forscher. Allerdings stützt sich auch diese Prognose auf die unzulänglichen Klimamodelle – und könnte insofern ebenfalls eine Untertreibung sein.