Stecker: Wir gehen davon aus, dass das dann wirklich nicht nach Deutschland kommt, nicht nach Rolandseck kommt, dass die Sammlung von Hans Arp, die dessen Bruder erhalten hat und die der seiner Tochter weitervererbt hat, nicht als Ganzes zusammen bleibt, was gerade unter sammlungsgeschichtlichen Aspekten sehr tragisch ist. Das muss man ganz klipp und klar sagen: Wenn ein Künstler für sich Werke zusammen hält und sie innerhalb der Familie weitergibt und die werden dann aufgrund einer Streitigkeit - wie jetzt zwischen Herrn Gubler und der Arp-Stiftung als Sammlung aufgelöst, dann ist das sammlungsgeschichtlich ganz, ganz schade.
Köhler: Sie haben gerade einen Namen fallen lassen. Wir müssen in dieses Geflecht versuchen kurz Ordnung zu bringen. Die Nichte von Hans Arp, dem Künstler, um den es geht bei dem Museum, dem sie vorstehen, das gebaut wird, Ruth Tillard-Arp, die starb 1997. Sie hatte über 80 Werke von Hans Arp, wenn ich das richtig weiß, die sie dem Arzt Claude Gubler, den Namen haben Sie gerade genannt, vererbt hat. Sie verfügte aber, dass etwa 17 Werke davon der Stiftung Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp, also Ihnen in Remagen, überlassen werden. Ist das richtig so?
Stecker: Diese 17 Werke werden mit einiger Wahrscheinlichkeit auch nach Rolandseck kommen, denn über diese 17 Werke ist verfügt worden, dass sie nach Rolandseck kommen, weil dort ein Arp-Museum errichtet wird. Das war ja die Bedingung. Das Museum hat mehr oder weniger seinen Betrieb aufgenommen im Jahre 1995. Immer gab es den Bahnhof Arp und zur Zeit ist der Bahnhof Rolandseck das Entrée-Gebäude des gesamten späteren Arp-Museums in Restaurierung. Aber das Arp-Museum als Institution existiert seit 1995, und seit 2000 auch mit mir als Direktor personell unterfüttert.
Köhler: Sie sagten eingangs: Wir müssen aber darum fürchten. Denn das Erbe soll versteigert werden, weil es da Schwierigkeiten mit der Erbschaftssteuer gibt?
Stecker: Ja, aber da geht es um die über 80 Werke, die noch bei Gubler sind, nicht um die 17.
Köhler: Aha, die sind sicher.
Stecker: Die 17 sollen, wenn das Museum fertig ist, nach Rolandseck kommen. Das ist bisher unstrittig. Strittig war, was mit den 80 Werken geschieht. Sie waren testamentarisch ebenfalls Johannes Wasmuths, dem Spiritus Rector des Bahnhofs Rolandseck und des Arp-Museums, zugesagt - vertraglich über ihn an die Arp-Stiftung, weil das Erbe von Wasmuth an die Stiftung fällt. Erst starb aber Wasmuth, dann starb die Nichte von Arp. Und sie hat kurz vor ihrem Tod ihr Testament geändert zu Gunsten Herrn Gublers. Und dann kam die Schwierigkeit auf: Kann ein behandelnder Arzt ein Erbe antreten? Nach französischem Recht ist das nicht möglich, aber Herrn Gubler war zuvor die Approbation entzogen worden, weil er die Krankenakte François Mitterrands publiziert hatte. Somit war er nicht mehr der Arzt, und dann sagen die Gerichte: Wenn er nicht mehr der Arzt ist, dann kann er das Erbe antreten. Sehr vertrackt!
Köhler: Klären Sie uns auf, wie wichtig oder herausragend sind denn diese Werke, die da eventuell versteigert werden könnten? Sind das Werke aus wichtigen Perioden, also den frühen Zwanziger Jahren. Was sind das für Stücke?
Stecker: Es sind alles ausnahmslos authentische Arbeiten, eben auch sehr viele frühe Arbeiten dabei, sehr hohe Qualität ganz ohne Frage. Inwieweit es wichtig ist, dass sie zusammen bleiben, sagte ich eben schon: unter sammlungshistorischen Gesichtspunkten. Ansonsten muss man sagen: Wir verfügen in Rolandseck über so wahnsinnig viele Werke von Arp, dass es eine Akkumulierung wäre, wenn wir noch weitere dazu bekämen. Besitz ist irgendwo eine Kategorie des neunzehnten Jahrhunderts. Und im 21. Jahrhundert, in der Informationsgesellschaft geht es wirklich um Verfügbarkeit. Und wenn wir die Verfügbarkeit dieser Werke uns als Museum sichern können, dann haben wir ganz, ganz viel erreicht. Denn das Museum wird zwar wunderbar. Es wird auch richtig groß. Aber es wird nicht Platz genug da sein, um alles auszustellen, was wir besitzen. Also würden sowieso Sachen im Depot sein. Wenn man dann mit einer sehr geschickten Kooperations- und Auswahlpolitik arbeitet, denke ich, ist ein Schaden für das Museum nahezu abzuwenden.
Köhler: Ein sehr großes Bedauern klingt bei Ihnen nicht mit über die mögliche Versteigerung der Werke, oder?
Stecker: Ich bin einfach Realist. Und ich habe mich schon vor längerer Zeit damit abgefunden, dass diese ca. 80 Werke mit einiger Sicherheit nicht nach Rolandseck kommen.
Köhler: Es scheint auch so genug da zu sein in Rolandseck. Raimund Stecker, Direktor des neuen Hans-Arp-Museums Rolandseck bei Remagen über die Versteigerung aus dem Nachlass Hans Arps.
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Köhler: Sie haben gerade einen Namen fallen lassen. Wir müssen in dieses Geflecht versuchen kurz Ordnung zu bringen. Die Nichte von Hans Arp, dem Künstler, um den es geht bei dem Museum, dem sie vorstehen, das gebaut wird, Ruth Tillard-Arp, die starb 1997. Sie hatte über 80 Werke von Hans Arp, wenn ich das richtig weiß, die sie dem Arzt Claude Gubler, den Namen haben Sie gerade genannt, vererbt hat. Sie verfügte aber, dass etwa 17 Werke davon der Stiftung Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp, also Ihnen in Remagen, überlassen werden. Ist das richtig so?
Stecker: Diese 17 Werke werden mit einiger Wahrscheinlichkeit auch nach Rolandseck kommen, denn über diese 17 Werke ist verfügt worden, dass sie nach Rolandseck kommen, weil dort ein Arp-Museum errichtet wird. Das war ja die Bedingung. Das Museum hat mehr oder weniger seinen Betrieb aufgenommen im Jahre 1995. Immer gab es den Bahnhof Arp und zur Zeit ist der Bahnhof Rolandseck das Entrée-Gebäude des gesamten späteren Arp-Museums in Restaurierung. Aber das Arp-Museum als Institution existiert seit 1995, und seit 2000 auch mit mir als Direktor personell unterfüttert.
Köhler: Sie sagten eingangs: Wir müssen aber darum fürchten. Denn das Erbe soll versteigert werden, weil es da Schwierigkeiten mit der Erbschaftssteuer gibt?
Stecker: Ja, aber da geht es um die über 80 Werke, die noch bei Gubler sind, nicht um die 17.
Köhler: Aha, die sind sicher.
Stecker: Die 17 sollen, wenn das Museum fertig ist, nach Rolandseck kommen. Das ist bisher unstrittig. Strittig war, was mit den 80 Werken geschieht. Sie waren testamentarisch ebenfalls Johannes Wasmuths, dem Spiritus Rector des Bahnhofs Rolandseck und des Arp-Museums, zugesagt - vertraglich über ihn an die Arp-Stiftung, weil das Erbe von Wasmuth an die Stiftung fällt. Erst starb aber Wasmuth, dann starb die Nichte von Arp. Und sie hat kurz vor ihrem Tod ihr Testament geändert zu Gunsten Herrn Gublers. Und dann kam die Schwierigkeit auf: Kann ein behandelnder Arzt ein Erbe antreten? Nach französischem Recht ist das nicht möglich, aber Herrn Gubler war zuvor die Approbation entzogen worden, weil er die Krankenakte François Mitterrands publiziert hatte. Somit war er nicht mehr der Arzt, und dann sagen die Gerichte: Wenn er nicht mehr der Arzt ist, dann kann er das Erbe antreten. Sehr vertrackt!
Köhler: Klären Sie uns auf, wie wichtig oder herausragend sind denn diese Werke, die da eventuell versteigert werden könnten? Sind das Werke aus wichtigen Perioden, also den frühen Zwanziger Jahren. Was sind das für Stücke?
Stecker: Es sind alles ausnahmslos authentische Arbeiten, eben auch sehr viele frühe Arbeiten dabei, sehr hohe Qualität ganz ohne Frage. Inwieweit es wichtig ist, dass sie zusammen bleiben, sagte ich eben schon: unter sammlungshistorischen Gesichtspunkten. Ansonsten muss man sagen: Wir verfügen in Rolandseck über so wahnsinnig viele Werke von Arp, dass es eine Akkumulierung wäre, wenn wir noch weitere dazu bekämen. Besitz ist irgendwo eine Kategorie des neunzehnten Jahrhunderts. Und im 21. Jahrhundert, in der Informationsgesellschaft geht es wirklich um Verfügbarkeit. Und wenn wir die Verfügbarkeit dieser Werke uns als Museum sichern können, dann haben wir ganz, ganz viel erreicht. Denn das Museum wird zwar wunderbar. Es wird auch richtig groß. Aber es wird nicht Platz genug da sein, um alles auszustellen, was wir besitzen. Also würden sowieso Sachen im Depot sein. Wenn man dann mit einer sehr geschickten Kooperations- und Auswahlpolitik arbeitet, denke ich, ist ein Schaden für das Museum nahezu abzuwenden.
Köhler: Ein sehr großes Bedauern klingt bei Ihnen nicht mit über die mögliche Versteigerung der Werke, oder?
Stecker: Ich bin einfach Realist. Und ich habe mich schon vor längerer Zeit damit abgefunden, dass diese ca. 80 Werke mit einiger Sicherheit nicht nach Rolandseck kommen.
Köhler: Es scheint auch so genug da zu sein in Rolandseck. Raimund Stecker, Direktor des neuen Hans-Arp-Museums Rolandseck bei Remagen über die Versteigerung aus dem Nachlass Hans Arps.
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