In Teheran wurde der deutsche Botschafter einbestellt, aus Protest gegen, wie es hieß, "interventionistische Äußerungen" der Bundesrepublik über die iranische Justiz. Außenminister Araghtschi sagte, kein Terrorist genieße im Iran Straffreiheit - auch nicht, wenn er von Deutschland unterstützt werde. Den Iran für Sharmahds Hinrichtung zu verurteilen, verdrehe die Tatsachen, so Araghtschi an Bundesaußenministerin Baerbock gerichtet. Sie hatte von Ermordung gesprochen.
Das Auswärtige Amt in Berlin hatte zuvor mitgeteilt, man habe das Vorgehen des iranischen Regimes scharf verurteilt und behalte sich weitere Maßnahmen vor. Einzelheiten wurden nicht genannt. Darüber hinaus wurde der deutsche Botschafter aus Teheran nach Berlin zurückbeordert.
Bundeskanzler Scholz hatte die Hinrichtung als Skandal bezeichnet. Sharmahd habe keine Gelegenheit erhalten, sich im Prozess gegen die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zu verteidigen, erklärte Scholz.
Alt (FDP): Revolutionsgarden müssen auf EU-Terrorliste
Die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Menschenrechte, Renata Alt, sagte dem Deutschlandfunk, man fordere als Bundestagsabgeordnete in vielen Fraktionen seit mehreren Jahren, die Revolutionsgarden auf die Terrorliste der EU zu setzen. Das müsse spätestens jetzt passieren. Die FDP-Politikerin betonte, man habe sich Hoffnungen gemacht, dass durch eine Appeasement-Politik diplomatische Verhandlungen mit dem Iran erfolgreich sein könnten. "Aber spätestens jetzt muss man erkennen, dass keine konstruktive Zusammenarbeit mit Teheran möglich ist.“
Der EU-Außenbeauftragte Borrell verurteilte die Hinrichtung als Verstoß gegen das Recht auf Leben und die ultimative Verweigerung menschlicher Würde.
CDU-Chef Merz fordert Ausweisung des Botschafters
Der CDU-Vorsitzende und Oppositionsführer Merz forderte die Bundesregierung zur Ausweisung des iranischen Botschafters auf. "Die Vollstreckung des Todesurteils gegen unseren Mitbürger Jamshid Sharmahd ist ein scheußliches Verbrechen", sagte der Oppositionsführer der Nachrichtenagentur Reuters. Der Prozess gegen ihn sei ein Hohn für die internationalen Maßstäbe an rechtsstaatliche Verfahren.
Sharmahds Tochter Gazelle: Vater nach Entführung im Stich gelassen
Sharmahds Tochter Gazelle hatte in den vergangenen Jahren immer wieder auf das Schicksal ihres Vaters hingewiesen und um diplomatische Unterstützung geworben. Sie wies die Vorwürfe gegen Djamshid Sharmahd zurück und sprach wiederholt von einem geplanten Staatsmord. Gazelle Sharmahd erklärte, nach seiner Entführung vor vier Jahren sei ihr Vater im Stich gelassen worden. Sie forderte die Bundesregierung auf, Beweise für den Tod ihres Vaters vorzulegen und eine Rückführung seiner sterblichen Überreste zu veranlassen.
Djamshid Sharmad war 2020 bei einer Reise in Dubai vom iranischen Geheimdienst entführt und in den Iran verschleppt worden. Dort saß er nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen drei Jahre in Einzelhaft. Angehörige und Menschenrechtler wiesen die Anschuldigungen gegen ihn zurück.
Diese Nachricht wurde am 29.10.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.