Nun muss es in einem Land, das ins Automobil geradezu hoffnungslos vernarrt ist, nicht wundern, wenn auch Autos in Lofts wohnen sollen, also in einem besonders nobel ausgestatteten Parkhaus. Dieses hier hat aber die Besonderheit, dass in ihm auch Menschen wohnen dürfen, gleich neben ihrem geliebten Fahrzeug und nur getrennt von einer Glasscheibe, während ihr fahrbarer Untersatz seinerseits von seiner so genannten Carloggia auf die Straße herunterblicken kann, wo die anderen Autos stehen müssen, womöglich im Regen und unter einer finsteren Laterne. Es ist also für ihre um den Lack besorgte Besitzer möglich, ihre stählernen Familienmitglieder in schlaflosen Nächten vom Wohnzimmer aus beim Parken zu bewundern oder an Samstagen auf der Carloggia zu pflegen, im dritten oder vierten Stock.
"Durch den Einbau einer gläsernen Wand wird die Carloggia zur Eventfläche fürs Auto", so die Werbung. Andererseits verfügen die großzügig bemessen Lofts aber auch über einen sogenannten Etagengarten, womit alle Beitaten einer Lebensweise versammelt sind, die man von den Reihenhaussiedlungen und Villenvororten kennt: Haus, Garage, Garten. Dieses Carloft richtet sich also an die neuen Häuslebauer, die so spießig sind wie Stadtrandexistenzen, aber so hip sein wollen wie Innenstädter. Sie wollen ihr Eigenheim mit Garten und Luxuskarosse, und sie wollen das Ganze inmitten eines bunten, urban attraktiven Szenekiezes, in dem viele Bewohner allerdings nicht genau wissen, wovon sie morgen die Miete bezahlen sollen. Das libanesische Wettgeschäft, das Grillhaus Saladin, die Öko-Eisdiele, der Bouleplatz und die noch im Bau befindliche Moschee, all das soll auf der Fahrt in der klimatisierten Limousine vor den Augen vorbeiziehen wie ein Film, bevor sich die Tür des Carlifts öffnet und Fahrer und Wagen eintreten in die gesicherte Privatsphäre, in der das Leben der andern definitiv nicht mehr vorkommen kann, ein Zustand, der mit Mischung, Kommunikation, Verdichtung nichts zu tun haben will, nichts mit dem also, woraus die europäische Stadt entstanden ist.
"Stellen Sie sich vor, Sie verfügen über alle Annehmlichkeiten und Angebote des Stadtlebens ohne die Nachteile, die eine Großstadt mit sich bringt", so die Werbung. Mit der zum Trend gewordenen "Rückkehr in die Innenstädte", die vorerst in Berlin mehr Slogan ist als demografische Wirklichkeit, war aber doch sicher nicht gemeint, das man den Fetisch glorifiziert, der im Verlauf des 20. Jahrhundert die Städte und vor allem ihre Randlagen entstellt hat.
Kurioserweise ist es ausgerechnet diese so hemmungslos mit Bildern überfrachtete, technologisch hoffnungslos veraltete Erdölverbrauchsstelle Auto, mit der die Flucht vor der Wirklichkeit gelingen und das zum Mittelpunkt eines Lebens werden soll, das nur Privatheit kennt und das Öffentliche lediglich als Schemen wahrnimmt. Mit Ängsten, Neurosen und Phobien hat das Carloft viel zu tun, mit einem Beitrag zur urbanen Multikultur in Kreuzberg wenig. Übrigens: Die Freunde des Allradantriebs müssten nach gegenwärtiger Planung das Wohnzimmer durchfahren, falls sie sich im eigenen Etagengarten mit ihrem Auto austoben wollen. In Berlin zumindest. Aber der Bauträger hat sein Konzept patentieren lassen und plant weitere Carlofts in großen deutschen Städten. Vielleicht kann man dort mit seinem Auto einfach gleich ganz zu Hause bleiben - in einer schönen kleinen Welt.
"Durch den Einbau einer gläsernen Wand wird die Carloggia zur Eventfläche fürs Auto", so die Werbung. Andererseits verfügen die großzügig bemessen Lofts aber auch über einen sogenannten Etagengarten, womit alle Beitaten einer Lebensweise versammelt sind, die man von den Reihenhaussiedlungen und Villenvororten kennt: Haus, Garage, Garten. Dieses Carloft richtet sich also an die neuen Häuslebauer, die so spießig sind wie Stadtrandexistenzen, aber so hip sein wollen wie Innenstädter. Sie wollen ihr Eigenheim mit Garten und Luxuskarosse, und sie wollen das Ganze inmitten eines bunten, urban attraktiven Szenekiezes, in dem viele Bewohner allerdings nicht genau wissen, wovon sie morgen die Miete bezahlen sollen. Das libanesische Wettgeschäft, das Grillhaus Saladin, die Öko-Eisdiele, der Bouleplatz und die noch im Bau befindliche Moschee, all das soll auf der Fahrt in der klimatisierten Limousine vor den Augen vorbeiziehen wie ein Film, bevor sich die Tür des Carlifts öffnet und Fahrer und Wagen eintreten in die gesicherte Privatsphäre, in der das Leben der andern definitiv nicht mehr vorkommen kann, ein Zustand, der mit Mischung, Kommunikation, Verdichtung nichts zu tun haben will, nichts mit dem also, woraus die europäische Stadt entstanden ist.
"Stellen Sie sich vor, Sie verfügen über alle Annehmlichkeiten und Angebote des Stadtlebens ohne die Nachteile, die eine Großstadt mit sich bringt", so die Werbung. Mit der zum Trend gewordenen "Rückkehr in die Innenstädte", die vorerst in Berlin mehr Slogan ist als demografische Wirklichkeit, war aber doch sicher nicht gemeint, das man den Fetisch glorifiziert, der im Verlauf des 20. Jahrhundert die Städte und vor allem ihre Randlagen entstellt hat.
Kurioserweise ist es ausgerechnet diese so hemmungslos mit Bildern überfrachtete, technologisch hoffnungslos veraltete Erdölverbrauchsstelle Auto, mit der die Flucht vor der Wirklichkeit gelingen und das zum Mittelpunkt eines Lebens werden soll, das nur Privatheit kennt und das Öffentliche lediglich als Schemen wahrnimmt. Mit Ängsten, Neurosen und Phobien hat das Carloft viel zu tun, mit einem Beitrag zur urbanen Multikultur in Kreuzberg wenig. Übrigens: Die Freunde des Allradantriebs müssten nach gegenwärtiger Planung das Wohnzimmer durchfahren, falls sie sich im eigenen Etagengarten mit ihrem Auto austoben wollen. In Berlin zumindest. Aber der Bauträger hat sein Konzept patentieren lassen und plant weitere Carlofts in großen deutschen Städten. Vielleicht kann man dort mit seinem Auto einfach gleich ganz zu Hause bleiben - in einer schönen kleinen Welt.