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Autoindustrie
US-Zölle für Mexiko

Nicht nur in den USA gibt es Kritik an Donald Trumps Plan, Zölle auf Waren aus Mexiko zu erheben. Auch für deutsche Autobauer in Mexiko, könnte das zum Problem werden. So hat etwa BMW gerade erst ein neues Werk im mexikanischen San Luis Potosi eröffnet.

Von Eva Bahner | 07.06.2019
Lastwagenfahrer stehen am 11.04.2019 im Stau am Grenzübergang Otay zwischen Mexiko und den USA.
Lange Lkw-Schlangen an der Grenze zwischen Mexiko und USA (dpa / Omar Martinez)
Mexiko schickt die Nationalgarde an die eigene Südgrenze zu Guatemala, doch einen Durchbruch im Streit mit den USA über Zölle und Einwanderung gibt es noch nicht. Das heißt, Stand jetzt werden die Zölle auf mexikanische Einfuhren in die USA am Montag in Kraft treten – Frage an Eva Bahner aus der Wirtschaftsredaktion:
Würden die Zölle auch die deutschen Autobauer treffen?
Davon wären einige deutsche Autobauer betroffen. VW produziert seit den 60er-Jahren in Mexiko, Audi wäre auch betroffen. Mexiko ist mittlerweile einer der wichtigsten Automobilstandorte der Welt geworden. Das liegt natürlich an den günstigen Produktionskosten, vor allem an den niedrigen Löhnen, aber auch an dem Freihandelsabkommen NAFTA, für das ja bereits ein Nachfolgeabkommen ausgehandelt wurde zwischen den USA, Kanada und Mexiko. Dieses ermöglicht bislang ungestörte Lieferketten zwischen Mexiko und den USA – und die nutzt auch die deutsche Autoindustrie.
BMW zum Beispiel: Das größte Werk von BMW steht in South Carolina, und dieses Werk wird auch von Zulieferfirmen aus Mexiko beliefert. Sollte Trump nun ernst machen und für Importe aus Mexiko tatsächlich Zölle von fünf Prozent erheben, wird die gesamte Produktion teurer. Und dann gibt es auch ein neues Werk in Mexiko, im Bundesstaat San Luis Potosi. Das wurde gestern eröffnet - und das steht natürlich unter keinem guten Stern.
Macht das denn überhaupt noch Sinn aus Unternehmersicht, in Mexiko zu investieren?
Generell sind das langfristige unternehmerische Entscheidungen, die über die Amtsperiode eines Präsidenten hinausgehen, aber natürlich wäre die Stimmung bei der Werkseröffnung besser gewesen, hätte Trump diesen Zollstreit nicht begonnen letzte Woche. Der BMW-Vorstand äußert sich offiziell nicht dazu, der Leiter des neuen Werks, Hermann Bohrer, erklärte das gegenüber der ARD so:
"Es ist eine strategische Entscheidung, die wir getroffen haben 2014 und eine langfristige und keine Kurzzeit-Entscheidung. Was auch immer entschieden wird, wir sind hier und wir bleiben hier."
Man gibt sich also optimistisch bei BMW und hofft, dass es bei der Zoll-Drohung bleibt. Aber der Plan war schon, dass dort Modelle der Dreier-Reihe vor allem auch für den amerikanischen Markt produziert werden sollten. Ab 2020 sollen 175.000 Wagen pro Jahr vom Band laufen. Eine Milliarde Dollar hat BMW in den Standort investiert. Aber was natürlich auch stimmt: Von Mexiko aus können viele andere Länder auch beliefert werden. Mexiko ist inzwischen der viertgrößte Auto-Exporteur der Welt. Es bestehen Freihandelsabkommen mit 40 Ländern. Da lässt sich auch woanders Geld verdienen.
Wem würden denn die Zölle am meisten schaden?
Bei diesem neuen, und auch völlig überraschend angezettelten Handelskonflikt mit Mexiko ist die Sorge nun wirklich groß in den USA, dass dieser wie ein Bumerang zurückschlagen könnte, dass am Ende die US-Verbraucher die Zeche zahlen. Auch weil die Produktion für amerikanische Autobauer wie General Motors, Ford, Chrysler, die teurer wird. Die werden ja auch zu einem großen Teil aus Mexiko beliefert. Und gerade die großen Autobauer haben bereits im vergangenen Jahr Werksschließungen und Stellenabbau angekündigt.
Der Gegenwind ist dieses mal sehr groß, nicht nur im Kongress, sondern auch von amerikanischen Wirtschaftsverbänden. Deshalb besteht Hoffnung, dass die Zölle auf Importe aus Mexiko, dem wichtigsten Handelspartnerland der USA, dann doch am Ende noch abgewendet werden können.