"Nachhaltige Chemie bedeutet heute, dass wir chemische Stoffprozesse, Stofftransformationen, die uns überall im Leben begegnen, angefangen von der Herstellung von Materialien, Automobilbau, für unsere Kleidung, für Häuser, eigentlich für alles, dass diese Prozesse eben ökologisch besser, sinnvoller und auch ökonomisch sinnvoll ablaufen sollen."
Der Leipziger Chemieprofessor Matthias Beller ist Vorsitzender der erst vor wenigen Monaten neu gegründeten Arbeitsgemeinschaft "Nachhaltige Chemie" in der Gesellschaft Deutscher Chemiker. Weg von Öl und Kohle als Chemiegrundstoffe, hin zu nachwachsenden Rohstoffen als Ausgangspunkt industrieller chemischer Verarbeitungsprozesse, dies ist ein entscheidender Ansatzpunkt des Konzeptes einer nachhaltigen Chemie. Dieser Gedanke soll sich in Zukunft bereits in der Chemikerausbildung festsetzen, fordert Burkhard König, Professor für Organische Chemie an der Universität Regensburg:
"Auch die Frage, wo bleiben eigentlich Nebenprodukte, wo bleiben Abfälle aus der chemischen Produktion? Die muss man heutzutage so angehen, dass schon der in der Ausbildung befindliche Student und dann der spätere Wissenschaftler und der Mitarbeiter in Unternehmen, der muss schon ganz früh darüber nachdenken, wie er neue Prozesse besser entwickelt, und das ist ganz entscheidend."
In Deutschland ist man in manchen Bereichen auf dem Gebiet der nachhaltigen Chemie weltweit führend. So arbeitet ein Team am Forschungszentrum Karlsruhe an einem Konzept, um in Baden-Württemberg flächendeckend so genannte Pyrolyseanlagen einzuführen. Das sind kleine dezentrale Fabriken, in denen Biomasse zum Rohprodukt für die Chemieprodukte und hochwertige Kraftstoffe verarbeitet werden soll. Praktisch läuft der Vorgang so, wie früher ein Köhler im Wald Koks gewonnen hat, schildert Professor Eckhard Dinjus vom Karlsruher Forschungszentrum. Übrig bleibe bei dieser Form der Biomasseverarbeitung eine sehr energiehaltige Ölmasse:
"Man kann das Öl dann hinterher wieder aufsaugen, wir haben dann ein Transportmedium geschaffen als Zwischenprodukt, das eine Energiedichte vergleichbar mit Kohle hat. Dann lohnen sich Transporte, und ich muss nicht mehr teure Biomasse mit teurem, ursprünglichem, konventionellem Kraftstoff lange Strecken transportieren, das ist zu uneffizient. Hier können wir die Effizienz deutlich steigern, mit diesem Zwischenprodukt, und wir haben die Chance, eine beliebige Anlagengröße auch im Sinne einer Raffinerie damit aufzubauen."
Die Anlagen, in denen zum Beispiel aus Stroh und Holz das energiehaltige Zwischenprodukt für die chemische Industrie hergestellt wird, sollen nach den Plänen des Landes Baden-Württemberg von landwirtschaftlichen Genossenschaften betrieben werden. Sie liefern dann den Rohstoff für Chemieprodukte aller Art - von der Plastiktüte bis zur Autokarosserie.
Kein Energiewirt soll mehr als 25 Kilometer fahren müssen, um seine Biomasse zu einer Verarbeitungsanlage zu bringen. Es ist denkbar, dass bereits in wenigen Jahren der gesamte deutsche Südwesten mit Pyrolyseanlagen für Biomasse überzogen sein wird, glaubt Eckhard Dinjus. Das wäre weltweit einmalig:
"Es ist realistisch, da gibt es eine ganze Reihe Systemanalysen, da haben die Landwirtschaftsministerien mit den Bauernverbänden, mit Winzergenossenschaften, die auch sehr viel Abfälle oder Reststoffe haben, schon Diskussionen. Wir sind im Augenblick dabei, das ist zum Beispiel in Baden-Württemberg das erklärte Ziel der Landesregierung, es möglichst schnell im Land umzusetzen in einem technischen Prozess."
Dass die Chemie, die ja hierzulande traditionell auf Öl und Kohle basiert, auch mit nachwachsenden Rohstoffen zu industriellen Spitzenleistungen fähig ist, dies ist noch lange nicht Allgemeingut, auch bei den angehenden Chemikern selbst nicht, räumt Burkhard König von der neuen Arbeitsgemeinschaft "Nachhaltige Chemie" ein:
"Das ist ein Punkt, wo wir schauen müssen, dass wir das neu in die Ausbildung rein bringen und da einfach Begeisterung erwecken. Ich glaube, dass viele junge Leute dafür Begeisterung finden, nicht nur im Bereich der Umweltchemie, also der Analyse von chemischen Produkten in der Umwelt, sondern auch von einer Synthesechemie, einer nachhaltigen Chemie, die, glaube ich, einen ganz wesentlichen Beitrag dazu leisten kann, große Probleme der Zukunft zu lösen, und zwar Rohstoffe aus nachhaltigen Quellen zu finden, Energie aus nachhaltigen Quellen zu finden, das geht alles nicht ohne Chemie."
Der Leipziger Chemieprofessor Matthias Beller ist Vorsitzender der erst vor wenigen Monaten neu gegründeten Arbeitsgemeinschaft "Nachhaltige Chemie" in der Gesellschaft Deutscher Chemiker. Weg von Öl und Kohle als Chemiegrundstoffe, hin zu nachwachsenden Rohstoffen als Ausgangspunkt industrieller chemischer Verarbeitungsprozesse, dies ist ein entscheidender Ansatzpunkt des Konzeptes einer nachhaltigen Chemie. Dieser Gedanke soll sich in Zukunft bereits in der Chemikerausbildung festsetzen, fordert Burkhard König, Professor für Organische Chemie an der Universität Regensburg:
"Auch die Frage, wo bleiben eigentlich Nebenprodukte, wo bleiben Abfälle aus der chemischen Produktion? Die muss man heutzutage so angehen, dass schon der in der Ausbildung befindliche Student und dann der spätere Wissenschaftler und der Mitarbeiter in Unternehmen, der muss schon ganz früh darüber nachdenken, wie er neue Prozesse besser entwickelt, und das ist ganz entscheidend."
In Deutschland ist man in manchen Bereichen auf dem Gebiet der nachhaltigen Chemie weltweit führend. So arbeitet ein Team am Forschungszentrum Karlsruhe an einem Konzept, um in Baden-Württemberg flächendeckend so genannte Pyrolyseanlagen einzuführen. Das sind kleine dezentrale Fabriken, in denen Biomasse zum Rohprodukt für die Chemieprodukte und hochwertige Kraftstoffe verarbeitet werden soll. Praktisch läuft der Vorgang so, wie früher ein Köhler im Wald Koks gewonnen hat, schildert Professor Eckhard Dinjus vom Karlsruher Forschungszentrum. Übrig bleibe bei dieser Form der Biomasseverarbeitung eine sehr energiehaltige Ölmasse:
"Man kann das Öl dann hinterher wieder aufsaugen, wir haben dann ein Transportmedium geschaffen als Zwischenprodukt, das eine Energiedichte vergleichbar mit Kohle hat. Dann lohnen sich Transporte, und ich muss nicht mehr teure Biomasse mit teurem, ursprünglichem, konventionellem Kraftstoff lange Strecken transportieren, das ist zu uneffizient. Hier können wir die Effizienz deutlich steigern, mit diesem Zwischenprodukt, und wir haben die Chance, eine beliebige Anlagengröße auch im Sinne einer Raffinerie damit aufzubauen."
Die Anlagen, in denen zum Beispiel aus Stroh und Holz das energiehaltige Zwischenprodukt für die chemische Industrie hergestellt wird, sollen nach den Plänen des Landes Baden-Württemberg von landwirtschaftlichen Genossenschaften betrieben werden. Sie liefern dann den Rohstoff für Chemieprodukte aller Art - von der Plastiktüte bis zur Autokarosserie.
Kein Energiewirt soll mehr als 25 Kilometer fahren müssen, um seine Biomasse zu einer Verarbeitungsanlage zu bringen. Es ist denkbar, dass bereits in wenigen Jahren der gesamte deutsche Südwesten mit Pyrolyseanlagen für Biomasse überzogen sein wird, glaubt Eckhard Dinjus. Das wäre weltweit einmalig:
"Es ist realistisch, da gibt es eine ganze Reihe Systemanalysen, da haben die Landwirtschaftsministerien mit den Bauernverbänden, mit Winzergenossenschaften, die auch sehr viel Abfälle oder Reststoffe haben, schon Diskussionen. Wir sind im Augenblick dabei, das ist zum Beispiel in Baden-Württemberg das erklärte Ziel der Landesregierung, es möglichst schnell im Land umzusetzen in einem technischen Prozess."
Dass die Chemie, die ja hierzulande traditionell auf Öl und Kohle basiert, auch mit nachwachsenden Rohstoffen zu industriellen Spitzenleistungen fähig ist, dies ist noch lange nicht Allgemeingut, auch bei den angehenden Chemikern selbst nicht, räumt Burkhard König von der neuen Arbeitsgemeinschaft "Nachhaltige Chemie" ein:
"Das ist ein Punkt, wo wir schauen müssen, dass wir das neu in die Ausbildung rein bringen und da einfach Begeisterung erwecken. Ich glaube, dass viele junge Leute dafür Begeisterung finden, nicht nur im Bereich der Umweltchemie, also der Analyse von chemischen Produkten in der Umwelt, sondern auch von einer Synthesechemie, einer nachhaltigen Chemie, die, glaube ich, einen ganz wesentlichen Beitrag dazu leisten kann, große Probleme der Zukunft zu lösen, und zwar Rohstoffe aus nachhaltigen Quellen zu finden, Energie aus nachhaltigen Quellen zu finden, das geht alles nicht ohne Chemie."