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Autokrise zehrt am Gewinn von Lanxess

Seit Herbst ist der Chemiekonzern Lanxess im DAX notiert. Die Bilanz ist die beste seit der Abspaltung vom Mutterkonzern Bayer. Doch das Unternehmen bekommt die Auswirkungen der krisengeschüttelten Autoindustrie zu spüren.

Von Barbara Schmidt-Mattern |
    "Die Zeiten mögen stürmischer sein"

    Damit der jetzt folgende Satz seine volle Wirkung entfaltet, legt Lanxess Vorstandschef Axel Heitmann vorsichtshalber eine Kunstpause ein:

    "Dank unserer strategischen Aufstellung bleiben wir aber optimistisch."

    Dabei sind die Aussichten des Spezialchemie-Konzerns für dieses Jahr eher trüb, doch Axel Heitmann tröstete sich heute bei der Bilanzvorlage zunächst mit guten Vorjahres-Zahlen. 2012 erwirtschaftete Lanxess 9,1 Milliarden Euro Umsatz, versehen mit einem Überschuss von 514 Millionen Euro: Seit der Abspaltung vom Bayer-Konzern vor acht Jahren ist dies das beste Ergebnis. Als Krönung folgte letzten Herbst der Aufstieg zum DAX-Unternehmen. Lanxess kündigt nun eine 18-prozentige Dividenden-Erhöhung auf einen Euro pro Aktie an und eine Erfolgsbeteiligung für die rund 17000 Mitarbeiter. Das war es dann aber auch mit den guten Nachrichten - denn mit Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr steht Lanxess vor einer Zitterpartie. Grund ist die strauchelnde Auto- und Reifenindustrie. Axel Heitmann:

    "W sind hier nicht immun."

    Vom Scheibenwischer über den Autoreifen bis zur Kupplung - überall steckt in vielen Autos der Kautschuk von Lanxess drin. Kein Wunder also, dass der Konzern, der sich selbst als führender Hersteller von Kautschuk und Kunststoffen sieht, dieses Jahr mit einem starken Geschäftseinbruch rechnet, ausgelöst durch die Konjunktur in Europa. Zwei Produktionsanlagen in Belgien und in Texas wird Lanxess deshalb herunterfahren müssen, Axel Heitmann nennt das ein "flexibles Anlagenmanagement". Doch auch die Politik will der Vorstandschef in die Pflicht nehmen. Den heutigen Energiegipfel der Kanzlerin im Blick, appellierte der Manager an die Bundesregierung, angesichts schwankender Rohstoffpreise und steigender Energiekosten gegenzusteuern:

    "Energie ist der industrielle Rohstoff Nummer Eins. Nicht Hindernis für die deutsche Industrie wird."

    Immerhin, auf den Wachstumsmärkten außerhalb Europas sei Lanxess gut aufgestellt, die Probleme im europäischen Geschäft hofft der Vorstand damit ein wenig abfedern zu können. Doch das Rad, oder besser den Reifen, kann auch Axel Heitmann nicht neu erfinden.