Müller: Herr Dudenhöffer, Macht, Dekadenz, Stillstand?
Dudenhöffer: Das würde ich es nicht bezeichnen, um die IAA zu bezeichnen. Es ist so, dass wir viele neue Modelle haben, und einige sind sicherlich in einer Ausrichtung, dann große SUVs - bei Audi wird dieser Q7 vorgestellt. Allerdings alles läuft doch unter dem Thema, wie kann man mit Energie umgehen, wie kann man mit Treibstoff umgehen? Die Dieselmotorisierungen stehen im Vordergrund, und überall wird über Hybrid gesprochen, überall wird der Hybrid gezeigt. Man läuft dummerweise Toyota fünf Jahre hinterher. Die haben den Hybrid schon in der Serie. Allerdings geht das Thema weiter, das heißt, man beschäftigt sich mit den hohen Benzinpreisen und versucht, wirklich Antworten darauf zu geben.
Müller: Nun kommt aber beispielsweise als eine Antwort ein Modell von Mercedes auf den Markt, wenn ich das richtig nachgelesen habe, mit 517 PS. Ist das auch eine Antwort auf die Energiekrise?
Dudenhöffer: Ja, das als Antwort zu bezeichnen, fällt natürlich schwer, das wollen wir schon nicht machen. Es gibt immer diese Autos, die in Grenzbereiche gehen, und diese Autos werden immer gekauft werden von einer sehr kleinen Minderheiten. Es ist ein Stückchen Spielwiese, die man da hat, wo auch viel Neues ausgetestet wird, und selbstverständlich sind es Extreme, die gerade jetzt mit Katrina, mit den hohen Ölpreisen natürlich nicht ganz in die Zeit passen oder weg von der Zeit sind, wie wir sie uns vorstellen.
Müller: Haben denn die deutschen Autobauer in den vergangenen Jahren zu lange auf die Komponenten Luxus und Komfort gesetzt?
Dudenhöffer: Das sind wichtige Konzepte. Sie setzten zusätzlich in die Sicherheit. Es werden neue Sicherheitssysteme gezeigt, wie zum Beispiel ein Nachtsichtgerät bei Mercedes, was sehr wichtig ist. Also da wird es auf jeden Fall weitergehen. Man baut bei den Deutschen eben Premiumfahrzeuge. In dem internationalen Markt, der über 53 Millionen Fahrzeuge weltweit umfasst, ist ein kleiner Teil Premium dabei, und diese obere Spitze mit zu verkaufen, ist sehr wichtig für Deutschland. Man hat dort höhere Margen. Es ist allerdings so, dass man nur mit Luxus und nur mit Sicherheit nicht weiterkommt, denn man muss sich stärker auf Sprit sparende Fahrzeuge konzentrieren, und das passiert dann Stück für Stück auch. Also beides wird versucht, allerdings ganz klar: Die Deutschen laufen beim Hybrid hinterher, da haben Sie Recht.
Müller: Nun gibt es ja viele normale Menschen, wenn ich das so ausdrücken darf, die wollen sich einfach nur ein normales Auto kaufen. Sie haben eben darauf hingewiesen, das muss relativ kostengünstig in der Anschaffung sein und natürlich auch in den Folgekosten kostengünstig. Kann man da noch ein deutsches Auto kaufen?
Dudenhöffer: Man kann deutsche Autos selbstverständlich kaufen. Es gibt von VW, Opel, Ford eine schöne Palette von Fahrzeugen, die in dem Preisbereich sind, die Mittelklasse, untere Mittelklasse, meinetwegen beim neuen Passat, der als Kombi sehr beliebt ist, oder dann als Astra bei Opel, der als wunderschönes Cabriolet auf der Messe steht. Also dieser Preisbereiche haben wir schon für die deutschen Ottonormalverbraucher, aber in diesen Preisbereichen, je weiter und tiefer man in die Kleinwagen reingeht, umso stärker sind die Importeure. Renault zeigt den neuen Clio, ein sehr wichtiges Modell, Fiat zeigt den neuen Punto, ist gut gelungen, ist das Modell zum Überleben für Fiat. Also da ist schon eine ganze Menge für Ottonormalverbraucher an ganz neuen Fahrzeugen, die in Frankfurt stehen.
Müller: Das heißt, Sie würden dahinter auch schon zumindest ein kleines Fragezeichen setzen, inwieweit die normalen Autos, die in Deutschland hergestellt werden, tatsächlich international, aber auch natürlich in Deutschland wettbewerbsfähig sind?
Dudenhöffer: Die Deutschen sind darauf spezialisiert, das obere Segment am Markt abzudecken. Die Deutschen sind in ihren Volumenbereichen derzeit unter Druck. Einige sind mit einer Neuausrichtung unterwegs. Ford und Opel haben den Turnaround in der Neuausrichtung geschafft, VW schreibt noch rote Zahlen, da ist Bernhard am Wirken. Da muss man sich so aufstellen, dass man in der Zukunft das Volumensegment, den Kleinwagen und den Kompaktwagen, besser in den Weltmärkten darstellen kann.
Müller: Kommen wir zum Stichwort Hybrid. Warum hinken die Deutschen denn da mindestens fünf Jahre hinterher?
Dudenhöffer: Das ist eine interessante Frage. Bei den Deutschen ist es immer so, dass die Deutschen immer nur die reinen Lösungen wollen und der Deutsche an und für sich wenig Kompromisse mag. Wenn wir uns den Partikelfilter anschauen, das ist eine ähnliche Geschichte. Da gab es die Kompromisse, dass man zuerst das Abgas hat und dann das Abgas beseitigt, und die deutschen Ingenieure wollten immer die innermotorische Verbrennung, also einfach bessere Abgaswerte durch Verbrennungsprozesse im Motor realisieren. So ähnlich ist es beim Hybrid. Der Hybrid hat ja zwei Motoren und damit zwei Aggregate, doppeltes Gewicht, den Elektromotor und den Verbrennungsmotor. Er hat zwei Tanksysteme, einmal für elektrische Energie einen großen Batteriepack und dann den normalen Kraftstoff. Die deutschen Ingenieure haben immer gesagt, doppeltes Gewicht, das führt uns nicht weiter, wir wollen eine Lösung mit einem Brennstoff, die dann optimal in die Zukunft geht, deshalb setzen wir von vorne herein dann auf Brennstoffzellen. Also die Deutschen scheitern oft an Lösungen, die Kompromisse sind, weil wir Deutschen immer in die reine, wie gesagt, Lehre wollen, und diese Kompromisse sieht man viel spielerischer bei den Japanern, die einfach versuchen, wie Kinder, die Ingenieure dort, Neues auszutesten, oder den Franzosen, die dann versuchen, bei Partikelfiltern oder ähnlichen Systemen Neues zu finden, indem man einfach mal probiert.
Müller: Das heißt, weil die Deutschen so gründlich sind, sind sie auch so langsam?
Dudenhöffer: Das ist ein Grund bei diesen Themen, was Deutschland nach unserer Einschätzung, gerade die Ingenieure - das sind übrigens auch die Ingenieure an den technischen Hochschulen - zurückwirft.
Müller: Vielen Dank für das Gespräch.
Dudenhöffer: Das würde ich es nicht bezeichnen, um die IAA zu bezeichnen. Es ist so, dass wir viele neue Modelle haben, und einige sind sicherlich in einer Ausrichtung, dann große SUVs - bei Audi wird dieser Q7 vorgestellt. Allerdings alles läuft doch unter dem Thema, wie kann man mit Energie umgehen, wie kann man mit Treibstoff umgehen? Die Dieselmotorisierungen stehen im Vordergrund, und überall wird über Hybrid gesprochen, überall wird der Hybrid gezeigt. Man läuft dummerweise Toyota fünf Jahre hinterher. Die haben den Hybrid schon in der Serie. Allerdings geht das Thema weiter, das heißt, man beschäftigt sich mit den hohen Benzinpreisen und versucht, wirklich Antworten darauf zu geben.
Müller: Nun kommt aber beispielsweise als eine Antwort ein Modell von Mercedes auf den Markt, wenn ich das richtig nachgelesen habe, mit 517 PS. Ist das auch eine Antwort auf die Energiekrise?
Dudenhöffer: Ja, das als Antwort zu bezeichnen, fällt natürlich schwer, das wollen wir schon nicht machen. Es gibt immer diese Autos, die in Grenzbereiche gehen, und diese Autos werden immer gekauft werden von einer sehr kleinen Minderheiten. Es ist ein Stückchen Spielwiese, die man da hat, wo auch viel Neues ausgetestet wird, und selbstverständlich sind es Extreme, die gerade jetzt mit Katrina, mit den hohen Ölpreisen natürlich nicht ganz in die Zeit passen oder weg von der Zeit sind, wie wir sie uns vorstellen.
Müller: Haben denn die deutschen Autobauer in den vergangenen Jahren zu lange auf die Komponenten Luxus und Komfort gesetzt?
Dudenhöffer: Das sind wichtige Konzepte. Sie setzten zusätzlich in die Sicherheit. Es werden neue Sicherheitssysteme gezeigt, wie zum Beispiel ein Nachtsichtgerät bei Mercedes, was sehr wichtig ist. Also da wird es auf jeden Fall weitergehen. Man baut bei den Deutschen eben Premiumfahrzeuge. In dem internationalen Markt, der über 53 Millionen Fahrzeuge weltweit umfasst, ist ein kleiner Teil Premium dabei, und diese obere Spitze mit zu verkaufen, ist sehr wichtig für Deutschland. Man hat dort höhere Margen. Es ist allerdings so, dass man nur mit Luxus und nur mit Sicherheit nicht weiterkommt, denn man muss sich stärker auf Sprit sparende Fahrzeuge konzentrieren, und das passiert dann Stück für Stück auch. Also beides wird versucht, allerdings ganz klar: Die Deutschen laufen beim Hybrid hinterher, da haben Sie Recht.
Müller: Nun gibt es ja viele normale Menschen, wenn ich das so ausdrücken darf, die wollen sich einfach nur ein normales Auto kaufen. Sie haben eben darauf hingewiesen, das muss relativ kostengünstig in der Anschaffung sein und natürlich auch in den Folgekosten kostengünstig. Kann man da noch ein deutsches Auto kaufen?
Dudenhöffer: Man kann deutsche Autos selbstverständlich kaufen. Es gibt von VW, Opel, Ford eine schöne Palette von Fahrzeugen, die in dem Preisbereich sind, die Mittelklasse, untere Mittelklasse, meinetwegen beim neuen Passat, der als Kombi sehr beliebt ist, oder dann als Astra bei Opel, der als wunderschönes Cabriolet auf der Messe steht. Also dieser Preisbereiche haben wir schon für die deutschen Ottonormalverbraucher, aber in diesen Preisbereichen, je weiter und tiefer man in die Kleinwagen reingeht, umso stärker sind die Importeure. Renault zeigt den neuen Clio, ein sehr wichtiges Modell, Fiat zeigt den neuen Punto, ist gut gelungen, ist das Modell zum Überleben für Fiat. Also da ist schon eine ganze Menge für Ottonormalverbraucher an ganz neuen Fahrzeugen, die in Frankfurt stehen.
Müller: Das heißt, Sie würden dahinter auch schon zumindest ein kleines Fragezeichen setzen, inwieweit die normalen Autos, die in Deutschland hergestellt werden, tatsächlich international, aber auch natürlich in Deutschland wettbewerbsfähig sind?
Dudenhöffer: Die Deutschen sind darauf spezialisiert, das obere Segment am Markt abzudecken. Die Deutschen sind in ihren Volumenbereichen derzeit unter Druck. Einige sind mit einer Neuausrichtung unterwegs. Ford und Opel haben den Turnaround in der Neuausrichtung geschafft, VW schreibt noch rote Zahlen, da ist Bernhard am Wirken. Da muss man sich so aufstellen, dass man in der Zukunft das Volumensegment, den Kleinwagen und den Kompaktwagen, besser in den Weltmärkten darstellen kann.
Müller: Kommen wir zum Stichwort Hybrid. Warum hinken die Deutschen denn da mindestens fünf Jahre hinterher?
Dudenhöffer: Das ist eine interessante Frage. Bei den Deutschen ist es immer so, dass die Deutschen immer nur die reinen Lösungen wollen und der Deutsche an und für sich wenig Kompromisse mag. Wenn wir uns den Partikelfilter anschauen, das ist eine ähnliche Geschichte. Da gab es die Kompromisse, dass man zuerst das Abgas hat und dann das Abgas beseitigt, und die deutschen Ingenieure wollten immer die innermotorische Verbrennung, also einfach bessere Abgaswerte durch Verbrennungsprozesse im Motor realisieren. So ähnlich ist es beim Hybrid. Der Hybrid hat ja zwei Motoren und damit zwei Aggregate, doppeltes Gewicht, den Elektromotor und den Verbrennungsmotor. Er hat zwei Tanksysteme, einmal für elektrische Energie einen großen Batteriepack und dann den normalen Kraftstoff. Die deutschen Ingenieure haben immer gesagt, doppeltes Gewicht, das führt uns nicht weiter, wir wollen eine Lösung mit einem Brennstoff, die dann optimal in die Zukunft geht, deshalb setzen wir von vorne herein dann auf Brennstoffzellen. Also die Deutschen scheitern oft an Lösungen, die Kompromisse sind, weil wir Deutschen immer in die reine, wie gesagt, Lehre wollen, und diese Kompromisse sieht man viel spielerischer bei den Japanern, die einfach versuchen, wie Kinder, die Ingenieure dort, Neues auszutesten, oder den Franzosen, die dann versuchen, bei Partikelfiltern oder ähnlichen Systemen Neues zu finden, indem man einfach mal probiert.
Müller: Das heißt, weil die Deutschen so gründlich sind, sind sie auch so langsam?
Dudenhöffer: Das ist ein Grund bei diesen Themen, was Deutschland nach unserer Einschätzung, gerade die Ingenieure - das sind übrigens auch die Ingenieure an den technischen Hochschulen - zurückwirft.
Müller: Vielen Dank für das Gespräch.
