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Autonomer durch künstliche Intelligenz

Informatik. – In Aachen trafen jetzt die deutschen Anhänger der so genannten künstlichen Intelligenz zur Tagung zusammen. Ein wichtiges Thema der Veranstaltung waren Agenten, Softwareprogramme, die aufgrund der in ihnen eingebauten künstlichen Intelligenz Aufgaben autonom verrichten und sich auf Änderungen in der Umwelt einrichten können.

19.09.2002
    Noch immer zwingen Computer dem Menschen ihre Arbeitsweise auf. Mit Tastatur, Maus oder Joystick werden sie gesteuert, über Bildschirme kontrolliert. Mit künstlicher Intelligenz soll sich das ändern, Computer sollen ganz intuitiv bedienbar sein, erfahrbar wie die natürliche Umwelt eben auch. Doch dafür müssen die Rechner aus ihrem Gefängnis in Form von Plastikkisten und –gehäusen herauskommen und die Umgebung des Menschen durchdringen. Matthias Larke, Professor an der RWTH Aachen und Leiter der Tagung: "Die Informationstechnik wird verteilt, sie wird mobil und eingebettet in Geräte, Kleidung, Arbeitszeug, überall in unsere tägliche Umwelt."

    Damit die Rechner mit dieser für sie ungewohnten Umgebung zurecht kommen, müssen sie allerdings etwas lernen, worin ihnen Menschen immer noch haushoch überlegen sind: Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Larke: "Die Programme müssen sehr eigenständig sein und eigenständig auch mit ihrer Umwelt interagieren können. Sie müssen durch Sensoren aus der Umwelt Informationen aufnehmen und durch Aktoren in die Umwelt hineinwirken können." Ein Anwendungsgebiet für die fortgeschrittensten dieser Programme wäre etwa der immer stärker unter Arbeitskräftemangel leidende Pflege- und Sozialbereich.

    Ein weiteres großes Aufgabenfeld wartet auf die Agenten im weiten Feld von Unterhaltung und Information. So experimentieren auch deutsche Forscher mit Programmen, die in elektronischen Medien menschliche Sprecher vertreten können. Elisabeth André, Professorin für Multimedia-Konzepte an der Universität Augsburg arbeitet etwa an der Urform eines virtuellen Sportreporters: "Wir haben bestimmte Spielzüge analysiert und diese Spielzüge haben wir dann mit Hilfe von virtuellen Agenten kommentieren lassen, wobei wir eine statistische Untersuchung von typischen Äußerungen von Fußballkommentatoren durchgeführt haben." Noch ist das Ergebnis eher erheiternd. Große Schwierigkeiten bereitet die so genannte nonverbale Kommunikation, also die Verständigung mit Gesichtsausdrücken, Gesten oder Betonungen. Diese Hürde wird für die künstliche Intelligenz noch auf lange Zeit unübersteigbar bleiben. André berichtet von Versuchen mit einem virtuellen Nachrichtensprecher: "Es ist immer noch sehr schwer zu analysieren, ob eine Nachricht positiv ist oder negativ, und wir hatten unseren Agenten so modelliert, dass er immer freundlich ist." Und so berichtete der Agent auch über die schlimmsten Unglücke mit einem warmherzigen Lächeln.

    [Quelle: Mathias Schulenburg]